Jahresbericht Ärztekammer Nordrhein 2022

Ärztekammer Nordrhein Jahresbericht 2022 | 79 Medizinische Grundsatzfragen Mobbingberatung Mobbing ist kein seltenes Phänomen und stellt ein relevantes Problem in Einrichtungen des Gesundheitswesens dar. Die ÄkNo verfügt über eine Mobbingberatungsstelle. Hier können von Mobbing betroffene Ärztinnen und Ärzte in Gesprächen ihre Situation ref lektieren und nach Lösungen suchen, um der alltäglichen mobbingbedingten Stresssituation in ihrem Arbeitsumfeld besser begegnen zu können. In den Gesprächen zeigt sich, dass Mobbing oftmals nicht das primäre Problem ist. Ein Auslöser für Mobbing-Situationen kann der vielschichtige Arbeitsalltag und die oft dünne Personaldecke sein. Hinzu kommt, dass Organisationsmängel, arbeits- oder berufsrechtliche Probleme häufig im Vordergrund stehen, die sich wiederum in Unzufriedenheit und in Mobbing-Aktionen ausdrücken. Es zeichnet sich ab, dass die Zahl der ratsuchenden Ärztinnen und Ärzte abnimmt. Die einzelnen Fälle werden allerdings komplexer, sodass es häufig zu weiteren Gesprächen innerhalb eines Mobbingfalls kommt. Im Jahr 2019 waren es 25 ratsuchende Ärzte, 2020 suchten 18 Ärztinnen und Ärzte Rat bei der ÄkNo; jedoch ergaben sich daraus 23 Kontakte. Für das Jahr 2021 wurden 13 Fälle mit insgesamt 17 Kontakten registriert. Die Position der jeweiligen Ratsuchenden erstreckt sich über die gesamte hierarchische Bandbreite. Es melden sich Assistenzärzte, Fachärzte und auch Oberärzte. Dabei suchen Frauen etwas häufiger den Rat der ÄkNo als Männer. Ansprechpartnerin für von Mobbing betroffene Ärztinnen und Ärzte ist Stefanie Esper, Stefanie.Esper@aekno.de, Tel.: 0211 4302-2204 Ethikkomitee Ärztinnen und Ärzte erleben in den für die Medizin charakteristischen Grenzbereichen des Lebens eine stärker als früher wahrnehmbare ethische Verunsiche- rung. Zu den Ursachen zählen die in jedem Einzelfall auf ihren Sinn hin zu prüfenden zunehmenden Möglichkeiten der technisierten Medizin, die immer komplexeren individuellenwie kollektiven Ansprüche an die gesundheitliche Versorgung, ein in steigender Arbeitsverdichtung resultierender Mangel an Zeit für den einzelnen Patienten und die immer stärker spürbare Last wirtschaftlicher Zwänge. Die ethischen Konflikte sollen und dürfen Ärztinnen und Ärzte nicht von der Erfüllung ihrer Pf lichten gegenüber ihren Patientinnen und Patienten abbringen. Der Vorstand der ÄkNo hat daher 2019 die Ein- richtung eines Komitees zur medizin- und berufsethischen Beratung von Kammerangehörigen beschlossen. Dem ins Leben gerufenen Gründungsausschuss gehören sechs, auf demGebiet der ethischen Beratung geschulte Mitglieder an. Der Ausschuss hat sich eine Geschäftsordnung gegeben und nimmt Anregungen und ethische Fragen von Kammermitgliedern entgegen. Im Rheinischen Ärzteblatt werden regelmäßig ethische Fallbeispiele vorgestellt. Am 26. Januar 2022 organisierte die ÄkNo das zweite Kammersymposium „Update Ethik (Rück-) Blick auf die Pandemie“. Die ÄkNo lud Landesärztekammern mit einem entsprechenden Beratungsangebot am 17. März 2022 zu einem ersten Online-Austauschforum mit dem Titel „Ambulante Ethikberatung bei Landesärztekammern – Austauschforum zu den bestehenden Angeboten Außerklinischer Ethikberatung“ ein. Das Bundesverfassungsgericht hat durch den „Triage-Beschluss“ vom 16. Dezember 2021 den Gesetzgeber aufgefordert, unverzüglich gesetzliche Regelungen zu erlassen, um Menschen mit Behinderungen im Falle einer pandemiebedingten Triage wirksam vor Benachteiligungen oder einer Diskriminierung zu schützen. Vor diesem Hintergrund und unter Beteiligung des Gründungsausschusses organisierte die ÄkNo am 9. März 2022 die Online Veranstaltung „Triage-Beschluss des Bundesverfassungsgerichtes – Eckpunkte der gesetzlichen Regelung aus ärztlicher Sicht“. Ziel der Veranstaltung war die Information der Kammermitglieder über die Triage-Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes und die Darstellung sowie Diskussion der Probleme der Ärztinnen und Ärzte, die potenziell in Triage-Entscheidungen eingebunden sind. Die außerordentliche Resonanz auf die Veranstaltung zeigte noch einmal die Relevanz des Themas und den Diskussions- und Informationsbedarf auch weit über die Grenzen des Kammergebiets hinaus. Versorgung psychisch Kranker Der Ad-hoc Ausschuss Psychiatrie, Psychothera- pie und Psychosomatik unter der Leitung von Christa Bartels hat sich in seinen Sitzungen insbesondere mit den Themen „Psychosomatische Kompetenz in allen Fachgebieten mit Patientenkontakt“ sowie „Rahmenbedingungen eines Suizid- präventionsgesetzes aus medizinischer Sicht“ und mit der „Sichtbarkeit der ärztlichen Psychotherapie“ auseinandergesetzt. Darüber hinaus war der Ethikkomitee Ansprechpartner für Ärztinnen und Ärzte, die mit dem Gründungsausschuss in Kontakt treten möchten: Geschäftsstelle Stefan Kleinstück Ärztekammer Nordrhein Tersteegenstr. 9, 40474 Düsseldorf Telefon: 0211 4302-2208 E-Mail: ethikberatung@aekno.de Im Internet ist das Komitee zu finden unter www.aekno.de/ medizinethische-beratung

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