Rheinisches Ärzteblatt 01/2026

Rheinisches Ärzteblatt / Heft 1 / 2026 17 Spezial Autonomie durch Sorge Die Autonomie des Patienten oder der Patientin darf nicht isoliert gesehen werden, sie liegt nicht einfach vor, sondern entwickelt sich erst aus der wechselseitigen Beziehung zum Arzt oder zur Ärztin. In der Medizin gehe es darum, die Autonomie als etwas zu begreifen, was aus der ärztlichen Sorge für die Patienten heraus entsteht, sagte Prof. Dr. Giovanni Maio bei der 12. Jörg-Dietrich-Hoppe-Vorlesung am 1. Dezember im Haus der Ärzteschaft in Düsseldorf. Das Thema der Vorlesung lautete: „Die relationale Verfasstheit der Autonomie – eine ethische Grundreflexion zur ärztlichen Identität“. von Thomas Gerst Dem Namensgeber der Vorlesungsreihe zollte der Referent großen Respekt. Professor Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, dem 2011 verstorbenen Präsidenten der Ärztekammer Nordrhein und der Bundesärztekammer, sei es stets darum gegangen, jeden Patienten ganz genau zu sehen in seiner Unverwechselbarkeit, in seiner Lebensgeschichte. Er habe sich immer gegen ein schablonenhaftes Vorgehen und für ein individualisiertes Vorgehen in der Medizin ausgesprochen. Hoppe sei für ihn eine Persönlichkeit gewesen, die an der Unumstößlichkeit ärztlicher Prinzipien festgehalten habe. Zu diesen Prinzipien gehört auch die Berücksichtigung der Patientenautonomie in einem richtig verstan- Psychosoziale Aspekte berücksichtigen Professor Dr. Giovanni Maio, Direktor des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin an der Universität Freiburg, plädiert in seinen Publikationen dafür, die Medizin als eine Verbindung aus Wissenschaftlichkeit und Zwischenmenschlichkeit zu verstehen. Er wendet sich gegen ein mechanistisches Menschenbild in der modernen Medizin und plädiert für eine stärkere Berücksichtigung der psychosozialen Aspekte des Krankseins. Foto groß: Fitry/stock.adobe.com (generiert mit KI) Foto klein: Sabine Schindler-Marlow

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