Rheinisches Ärzteblatt 03/2025

Thema 12 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 3 / 2025 Die Grund- und Notfallversorgung in der Fläche sichern, Überversorgung bei elektiven Leistungen abbauen und die Zentrenbildung bei hochkomplexen Eingriffen fördern – so lassen sich die Ziele der Krankenhausplanungsreform in NRW zusammenfassen. Seit das Land kurz vor Weihnachten 2024 die Feststellungsbescheide verschickt hat, wissen die Krankenhäuser, welches Leistungsportfolio sie künftig noch anbieten dürfen. Während in den Leistungsgruppen Intensivmedizin, Allgemeine Chirurgie und Allgemeine Innere Medizin dem NRW-Gesundheitsministerium zufolge fast alle Anträge der Kliniken berücksichtig wurden, um eine wohnortnahe Grundversorgung der Patientinnen und Patienten zu sichern, verzeichneten viele Häuser bei den Leistungsgruppen der Spezialversorgung herbe Einschnitte. Beispiel Nordrhein: Im Regierungsbezirk Köln wurden nach Angaben des Ministeriums von 47 Anträgen zum Einsatz künstlicher Kniegelenke nur 28 positiv beschieden, ein Minus von 40 Prozent. Die Endoprothetik Hüfte wurde bei 57 Anträgen lediglich 31 Kliniken zugewiesen, ein Minus von 48 Prozent. Noch drastischer fielen die Ergebnisse in der hochspezialisierten onkologischen Versorgung aus. Im Regierungsbezirk Köln hatten 24 Kliniken die Behandlung von Leberkrebs beantragt, doch nur sechs erhielten eine Zuweisung (minus 75 Prozent), bei der Behandlung von Speiseröhrenkrebs waren es drei von zwölf, ebenfalls ein Minus von 75 Prozent. Im Regierungsbezirk Düsseldorf fielen die Zahlen in den genannten Bereichen ähnlich aus. Was bedeutet das nun konkret vor Ort? „Wir haben in manchen Bereichen dazugewonnen, in anderen verloren“, sagt Dr. rer. pol. Christian Adolphs im Gespräch mit dem Rheinischen Ärzteblatt (RÄ). Der Geschäftsführer der Schön Klinik Düsseldorf bezeichnet es als großen Erfolg, dass man dem Haus der Grund- und Regelversorgung im Stadtteil Heerdt sowohl die Primär- als auch die Revisions-Endoprothetik von Hüfte und Knie zugesprochen hat. Mehr als 600 Fälle jährlich verzeichnet die Klinik bei diesen Indikationen. Die Folge: Die Schön Klinik hat das Personal in diesem Bereich aufgestockt. „Spätestens jetzt tritt auch ein, was sich die Architekten der Krankenhausplanung erhofft hatten: Die Krankenhäuser schauen, wo sie miteinander kooperieren können“, beschreibt Adolphs die Entwicklung. So habe die Uniklinik Düsseldorf beispielsweise die Zulassung für die vier Leistungsgruppen der Endoprothetik verloren und könne dank einer Kooperationsvereinbarung mit der Schön Klinik weiterhin als Spezialversorger in hochkomplexen Fällen endoprothetisch tätig sein. Geplant sei zudem, dass Orthopäden der Schön Klinik künftig endoprothetische Sprechstunden an der Uniklinik anbieten. „Großer Verlierer bei uns im Haus ist die Gefäßchirurgie“, räumt Adolphs ein. Bis 2023 sei die Schön Klinik auf die Shunt-Chirurgie spezialisiert gewesen, also Eingriffe, die in die Leistungsgruppe Allgemeine Chirurgie fallen. Im Januar 2024 habe sich das Haus aufgrund eines Chefarztwechsels neu positioniert, einen mittleren sechsstelligen Betrag in Geräte und räumliche Ausstattung Foto: Solidcolours/istockphoto.com Trotz Klagen, Ja zur Reform Der neue Krankenhausplan für Nordrhein-Westfalen steht. Seit Ende 2024 wissen die gut 300 Krankenhäuser im Land, welches Leistungsportfolio sie künftig noch anbieten dürfen. Trotz teils schmerzhafter Einschnitte bekräftigen alle Beteiligten, dass sie nach wie vor hinter der Reform stehen. Kampflos aufgeben wollen viele dennoch nicht. Gut 90 Klagen sind gegen Leistungskürzungen anhängig. von Heike Korzilius

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