Rheinisches Ärzteblatt 4/2023

Krankenhausreform NRW will Kurs halten April 2023 Heft 4 / 31.3.2023 77. Jahrgang Körperschaft des öffentlichen Rechts Körperschaft des öffentlichen Rechts Hilfe nach der Erdbebenkatastrophe Hundert Stunden Zeit für die Rettung Verschütteter Schönheitsoperationen: Normal ist nicht optimal Was ist medizinethisch und berufsrechtlich noch vertretbar? Privatärztliche Gebührenordnung Rechtliche Spielregeln der Honorarvereinbarung

Begrüßung Dr. med. Sabine Mewes, Stellv. Geschäftsführerin des IQN Einführung und Moderation Prof. Dr. med. Karl-Heinz Schultheis Facharzt für Chirurgie Ärztlicher Direktor VKKD, KMR und Marien Hospital Düsseldorf Welche chirurgischen Therapiemöglichkeiten gibt es? Dr. med. Anna Krappitz Fachärztin für Viszeralchirurgie Oberärztin der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Zentrum für Adipositas- und Metabolische Chirurgie, Johanniter-Krankenhaus Bonn Welche Voraussetzungen müssen vor einer Operation erfüllt sein? Dr. med. Stephan Kern Facharzt für Innere Medizin, Diabetologie DDG, Sportmedizin und Ernährungsmedizin Internistisch-diabetologische Schwerpunktpraxis Ambulantes Diabetes Zentrum Bonn Casemanagement – vom Erstgespräch bis zur postoperativen Nachsorge Dr. troph. Eva Wolf-Janesch Dipl. Ökotrophologin und Case Managerin für Adipositaschirurgie Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Zentrum für Adipositas- und Metabolische Chirurgie Johanniter-Krankenhaus Bonn Adipositas-Chirurgie und Psyche Dr. med. Anita Robitzsch Funktionsoberärztin, LVR-Universitätsklinik Essen Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Universität Duisburg-Essen Anerkannt mit 3 Fortbildungspunkten 91. Fortbildungsveranstaltung „Aus Fehlern lernen“ in Zusammenarbeit mit der Gutachterkommission für ärztliche Behandlungsfehler bei der Ärztekammer Nordrhein Adipositas-Chirurgie Mittwoch, 26. April 2023, 15:30 –17:45 Uhr, Live Online-Seminar Die Veranstaltungen sind kostenfrei. Anmeldung erforderlich über unsere Homepage www.iqn.de/Fortbildungen des IQN Bitte beachten: Anrechnung der Fortbildungspunkte nur bei vollständiger Teilnahme Bei Interesse senden wir Ihnen gerne unseren Newsletter: iqn@aekno.de Kontakt Institut für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein Tersteegenstraße 9, 40474 Düsseldorf Tel.: 0211 4302-2752 oder -2751 iqn@aekno.de Internet www.iqn.de IQN Institut für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein Einrichtung einer Körperschaft öffentlichen Rechts Anmeldung und Information Achtung: Programmänderungen möglich! Videokonferenz am xx, xx , von xx:00 –xx:00 Uhr Videokonferenz: Titel Va Online Begrüßung Dr. med. Sabine Mewes Stellv. Geschäftsführerin des IQN Einführung und Moderation Dr. med. Markus Menzen Facharzt für Innere Medizin, Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie, Gemeinschaftskrankenhaus Bonn Pathogenese von Übergewicht und Adipositas – nicht nur eine Frage der Kalorienzufuhr Dr. med. Markus Menzen Nichtoperative Therapieoptionen bei Übergewicht und Adipositas Dr. med. Ruth Hanßen Fachärztin für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie Poliklinik für Endokrinologie, Diabetologie und Präventivmedizin (PEDP), Universitätsklinikum Köln Ernährungstherapie bei Übergewicht und Adipositas in der Praxis Karin Wagner Dipl.-Oecotrophologin, Diätassistentin, Ernährungsberaterin/DGE, Fachberaterin für Essstörungen (FZE), Adipositas-Trainerin für Kinder und Jugendliche sowie deren Familien (KgAS), Ernährungsberatung und Ernährungstherapie, Düsseldorf Psychosoziale Aspekte bei Übergewicht und Adipositas Prof. Dr. med. Martina de Zwaan Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Fachärztin für Psychosomatik und Psychotherapie Direktorin der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie Medizinische Hochschule Hannover Versorgungssituation von Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht und Adipositas Prof. Dr. med. Dr. Sportwiss. Christine Joisten M.Sc. Fachärztin für Allgemeinmedizin und Sportmedizin Deutsche Sporthochschule Köln Anerkannt mit 3 Fortbildungspunkten Übergewicht und Adipositas – eine große gesundheitsrelevante Herausforderung Mittwoch, 19. April 2023, 15:30 –17:45 Uhr, Live Online-Seminar

Rheinisches Ärzteblatt / Heft 4 /2023 3 Heft 4 • April 2023 Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein Foto: Jochen Rolfes Digitalisierungsstrategie mit vielen Fragezeichen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat am 9. März seine Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen vorgestellt. Er verspricht nicht weniger als den „Turbo-Schub“: Für die elektronische Patientenakte ist eine Opt-out-Lösung vorgesehen, mit dem E-Rezept soll es ab 2024 vorangehen. Geplant ist zudem, die Nutzung von Gesundheits- und Pflegedaten für Versorgung und Forschung sowohl im deutschen als auch im europäischen Gesundheitsdatenraum zu ermöglichen sowie in ländlichen Regionen durch Telemedizin und zusätzliche digital unterstützte Versorgungspfade einen besseren Zugang zu hochwertiger Versorgung zu schaffen. Soweit lässt sich das in dem vom BMG erstellten Papier „Gemeinsam digital – Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege“ nachlesen. Auch steht da geschrieben, dass die vorliegende Strategie allen Akteuren im Gesundheits- und Pflegewesen sowohl einen handlungsleitenden Kompass mit der Perspektive 2030 als auch konkrete Orientierung für das Hier und Jetzt bietet. Ob es da versteckte Zeilen gibt? Konkretes lässt sich nämlich nach unserer Lesart kaum entnehmen, bis auf den Punkt, dass die gematik künftig eine bundeseigene Digitalagentur werden soll. Ob das am Ende für mehr Praxistauglichkeit steht, da kann ich meine Zweifel nicht verschweigen. Denn schon heute besteht das größte Problem darin, dass bei der Entwicklung und Testung der digitalen Anwendungen im Gesundheitswesen und deren Umsetzung durch entsprechende Software die Anwender kaum zu Wort kommen. Nach Lauterbach sollen ab Ende 2024 alle Versicherten eine elektronische Patientenakte (ePA) bekommen. Wer damit nicht einverstanden ist, muss aktiv widersprechen. Ein solches Opt-out-Verfahren hat auch der Deutsche Ärztetag 2022 in Bremen gefordert. Allerdings mit dem Zusatz, dass sie, die ePA, dann auch funktioniert, sprich die Sicherheit der Patientendaten gewährleistet und ein sicherer und einfacher Zugriff auf die in der ePA abgelegten Daten möglich ist. Inwiefern die geplante ePA zukünftig tatsächlich einen Nutzen für die Versorgung entfalten wird, wird daher sehr stark von den einzelnen Umsetzungsbestimmungen abhängen, die in einem Digitalgesetz und einem Gesundheitsdatennutzungsgesetz in den kommenden Monaten formuliert werden sollen. Doch es schwant einem nichts Gutes, wenn der Minister vorsorglich schon einmal sagt, dass man am Anfang ja auch einmal „PDFs oder Worddokumente“ in eine ePA einstellen könnte. Das ist übrigens auch jetzt schon möglich und entfaltet für sich genommen keinerlei Wirkung. Denn keine Ärztin, kein Arzt wird die Zeit haben, sich durch einen unstrukturierten Wust von PDFs zu scrollen. Auch die Frage welches Opt-out-Verfahren zum Einsatz kommen soll, Fragen zur Migration bereits vorhandener Daten und wer die Aufklärung der Patientinnen und Patienten über Nutzung oder Widerspruch übernehmen soll, bleibt im vagen. Digitalisierung ist kein Selbstweck, sondern sie muss einen direkten Nutzen für Patienten und die ihnen Hilfe leistenden Berufe im Gesundheitswesen entfalten. Am Beispiel der elektronischen Patientenakte heißt das: Sie muss eine praktikable Befüllung, einen einfachen Zugriff auf die in der Akte abgelegten, strukturierten Daten sicherstellen und gleichzeitig Sicherheit der Patientendaten gewährleisten. Auch dass valide aggregierte Daten für seriöse Versorgungs- und Forschungszwecke abrufbar werden, ist sicher für die Forschungsstandorte Deutschland oder Europa sinnvoll, aber der Weg dahin muss rechtssicher geebnet werden. Auch hier kommt es auf die Umsetzung an. Nutzer einer elektronischen Patientenakte müssen einfach festlegen können, welcher Arzt oder welche sonstigen Nutzer auf welche Gesundheitsdaten zugreifen dürfen (granuläre Zugriffsrechte). Ein „Alles oder Nichts“, so hat es unsere Kammerversammlung bekräftig, ist der falsche Weg.

Wenn die Waage das Leben bestimmt – Anorexia nervosa im Kindes- und Jugendalter Mittwoch, 10. Mai 2023, 15:30 –17:45 Uhr, Live Online-Seminar Die Veranstaltungen sind kostenfrei. Anmeldung erforderlich über unsere Homepage www.iqn.de/Fortbildungen des IQN Bitte beachten: Anrechnung der Fortbildungspunkte nur bei vollständiger Teilnahme Bei Interesse senden wir Ihnen gerne unseren Newsletter: iqn@aekno.de Kontakt Institut für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein Tersteegenstraße 9, 40474 Düsseldorf Tel.: 0211 4302-2752 oder -2751 iqn@aekno.de Internet www.iqn.de IQN Institut für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein Einrichtung einer Körperschaft öffentlichen Rechts Anmeldung und Information Begrüßung Dr. med. Sabine Mewes Stellv. Geschäftsführerin des IQN Einführung und Moderation Prof. Dr. med. Bernd Hemming Facharzt für Allgemeinmedizin Niedergelassen in Duisburg Pränataler Kinderschutz Dr. med. Jan-Peter Siedentopf Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe Oberarzt und Leiter der Ambulanz für Suchterkrankungen und Infektionen in der Schwangerschaft Klinik für Geburtshilfe, Charité Universitätsmedizin Berlin Pränataler Kinderschutz aus juristischer Sicht Max C. Perick Richter am Amtsgericht Amtsgericht Recklinghausen Vorstellung der Arbeitsgruppe Prof. Dr. med. Bernd Hemming Anerkannt mit 2 Fortbildungspunkten Gewalt gegen Kinder und Jugendliche erkennen und richtig handeln, Teil 9 Pränataler Kinderschutz Mittwoch, 03. Mai 2023,15:30 –17:00 Uhr, Live Online-Seminar Videokonferenz am xx, xx , von xx:00 –xx:00 Uhr Videokonferenz: Titel Va Online Achtung: Programmänderungen möglich! Begrüßung Dr. med. Sabine Mewes Stellv. Geschäftsführerin des IQN Einführung und Moderation Prof. Dr. med. Beate Herpertz-Dahlmann Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Direktorin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters Universitätsklinik RWTH Aachen Neue Erkenntnisse zur kindlichen und jugendlichen Anorexia nervosa und den Auswirkungen der Corona-Pandemie Prof. Dr. med. Beate Herpertz-Dahlmann Die Magersucht und ich – Gespräch mit einer ehemaligen Patientin Ehemalige Patientin im Gespräch mit Dr. med. Brigitte Dahmen M.Sc. Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Oberärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters Universitätsklinik RWTH Aachen Psyche und Soma – Auswirkungen des Hungerzustandes auf den wachsenden Organismus PD Dr. med. Jochen Seitz Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Oberarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters Arbeitsgruppenleiter „Translationale Essstörungsforschung“ Koordinator Neuroimaging/Essstörungsforschung Universitätsklinik RWTH Aachen Eltern als Ko-Therapeuten – neue Behandlungsformen bei der jugendlichen Anorexia nervosa Dr. med. Brigitte Dahmen M.Sc. Eltern-Selbsthilfe – Ein Gespräch Monika Franzen Vorsitzende des Vereins Elternnetzwerk Magersucht e.V. und eine weitere Mutter im Gespräch mit Prof. Dr. med. Beate Herpertz-Dahlmann Anerkannt mit 3 Fortbildungspunkten

Rheinisches Ärzteblatt / Heft 4 /2023 5 Krankenhausreform NRW will Kurs halten Hilfe nach dem Beben Anfang Februar verwüstete ein Erdbeben die syrisch-türkische Grenzregion. Rund 50.000 Menschen verloren unter den Trümmern ihr Leben, mehr als 111.000 wurden verletzt. Der Oberhausener Hausarzt Dr. Peter Kaup war mit den Rettern von I.S.A.R. Germany als einer der ersten vor Ort, um zu helfen. Herausforderungen der Wunschmedizin Brustvergrößerung, Faltenbehandlung, Fettabsaugen, psychische Stimulanzien: Nie gab es mehr Menschen, die danach streben, jederzeit „das Beste“ aus sich herauszuholen. Für Ärztinnen und Ärzte stellt sich zunehmend die Frage, was medizinethisch und berufsrechtlich noch vertretbar ist. Meinung Digitalisierungsstrategie mit vielen Fragezeichen Seite 3 Magazin Seiten 6 bis 10 Kassenärztliche Bundesvereinigung: Vorstand neu gewählt · Vor 50 Jahren · 127. Deutscher Ärztetag: Ticketverkauf für Gesellschaftsabend gestartet · Lösungen zur Kasuistik – Folge 75 · Karriereknick durch Schwangerschaft · BÄK veröffentlicht Positionspapier zum Hitzeschutz · Kammer online · Krankheitslast durch Luftverschmutzung wird unterschätzt · Erdbeben in Syrien und der Türkei: Ärztekammer Nordrhein ruft zu Spenden auf · Studium und Berufseinstieg Thema Klinikreform: NRW will Kurs halten Seite 12 Spezial Hilfe nach dem Beben Seite 20 Gesundheits- und Sozialpolitik Hausarzt-Facharzt-Vermittlung: „Von Ersatz kann keine Rede sein“ Seite 24 Disease Management Programme – von Nordrhein lernen Seite 25 Praxis Spielregeln zur Honorarvereinbarung – Folge 134 der Reihe „Arzt und Recht“ Seite 26 Forum Herausforderungen der Wunschmedizin Seite 27 So klappt der Berufseinstieg in Nordrhein-Westfalen Seite 29 Wissenschaft und Fortbildung 34-jährige Patientin mit eigenartigem Zufallsbefund im Bereich der Carotis – Folge 76 der Reihe „Zertifizierte Kasuistik“ Seite 30 Tagungen und Kurse Seite 33 Fortbildungsveranstaltungen der Ärztlichen Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung in Nordrhein Seite 35 RÄ Regional Seite 39 Bücher Seite 43 An Rhein und Ruhr Seite 44 Kulturspiegel Am Anfang und am Ende steht der Tod Seite 45 Amtliche Bekanntmachungen Seite 46 Amtliche Bekanntmachungen der Ärztekammer Nordrhein auf www.aekno.de Amtliche Bekanntmachungen der KV Nordrhein auf www.kvno.de Impressum Seite 46 Titelgestaltung: Eberhard Wolf Foto: xy/stock.adobe.com Heft 4 • April 2023 Die Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein hat sich dafür ausgesprochen, den eingeschlagenen Weg bei der Krankenhausreform in NRW fortzusetzen. Die Pläne seien durchaus kompatibel mit denen auf Bundesebene, heißt es in einem Beschluss. Weitere Schwerpunktthemen waren der Fachkräftemangel und die Notfallversorgung.

Magazin 6 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 4 / 2023 Studie Hausarztpraxen gesucht Das Institut für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Düsseldorf sucht hausärztliche Praxen für das Forschungsprojekt „Digital Integrierte Versorgung von Diabetes mellitus Typ-2 und Parodontitis“, kurz „DigIn2Perio“. Das Projekt zielt darauf ab, durch eine aufeinander abgestimmte Behandlung die gesundheitliche Situation betroffener Patientinnen und Patienten zu verbessern. Denn durch die anhaltenden Entzündungen bei Parodontitis würden Botenstoffe in den Körper freigesetzt, die sich negativ auf den Blutzucker auswirken und das Risiko für diabetische Komplikationen erhöhen könnten, heißt es vonseiten des Instituts. Zugleich lasse eine schlechte Einstellung des Blutzuckerspiegels das ParodontitisRisiko ansteigen. Kontakt: sara.santos@med.uni- duesseldorf.de. HK Pflegekammer NRW Postel zur Präsidentin gewählt Sandra Postel wurde am 24. Februar zur ersten Präsidentin der neu gegründeten Pflegekammer NordrheinWestfalen gewählt. Die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin, Pflegepädagogin und Pflegewissenschaftlerin leitet im Hauptamt den Bereich Bildung der Marienhaus Holding. Vizepräsident ist Jens Albrecht, Diplom-Pflegepädagoge und Leiter des Bildungszentrums für Berufe im Gesundheitswesen am Franziskus Hospital Bielefeld. Beide gehörten bereits dem Vorstand des Errichtungsausschusses der Pflegekammer NRW an. HK Kassenärztliche Bundesvereinigung Vorstand neu gewählt Dr. Andreas Gassen bleibt Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Die KBV-Vertreterversammlung (VV) bestätigte den Orthopäden aus Düsseldorf am 3. März in Berlin in seinem Amt. Ebenfalls wiedergewählt wurde Dr. Stephan Hofmeister als stellvertretender Vorsitzender. Neu in den KBV-Vorstand zog Dr. Sibylle Steiner ein. Die Ärztin ist bereits seit 15 Jahren hauptamtlich für die KBV tätig. Zuletzt leitete sie das Dezernat „Ärztliche und veranlasste Leistungen“. Steiner folgt im Amt auf Dr. rer. soc. Thomas Kriedel. Der Diplom-Volkswirt, im KBV-Vorstand unter anderem für das Thema Digitalisierung zuständig, verabschiedete sich nach sechs Jahren an der KBV-Spitze in den Ruhestand. Nach dem Rückzug von Kriedel musste der frei gewordene Vorstandsposten mit einer Frau besetzt werden. Das schreibt das Krankenhauspflege-Entlastungsgesetz von Ende 2022 vor. Alle drei Vorstandsmitglieder waren ohne Gegenkandidaten angetreten und wurden jeweils mit großer Mehrheit gewählt. Bereits am Vortag war die Vorsitzende der KBV-Vertreterversammlung, Dr. Petra Reis-Berkowicz, in ihrem Amt bestätigt worden. Die Hausärztin aus dem oberfränkischen Gfrees steht seit 2017 an der Spitze der KBV-VV. Zur ersten stellvertretenden Vorsitzenden wurde Dr. phil. Anke Pielsticker, niedergelassene Psychologische Psychotherapeutin in München, und zum zweiten stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Rolf Englisch, niedergelassener Gynäkologe in Bielefeld, gewählt. HK Bekanntmachung Ärztekammer gibt Hinweise zum Umgang mit Medien Unter dem sperrigen Titel „Mitwirkung von Ärzten bei Publikationen, Hörfunk-, Fernseh- und Filmdarstellungen sowie öffentlichen Vorträgen“ veröffentlichte das Rheinische Ärzteblatt in der ersten April-Ausgabe 1973 Hinweise zum Auftreten in und zum Umgang mit Medien. Die „sachbezogene Mitarbeit von Ärzten als Vertreter ihres Berufsstandes“ sei geboten unter anderem „zur fachlich einwandfreien und medizinischen Aufklärung des Individuums, zur Förderung der Gesundheitspflege der Bevölkerung und zur Schaffung und Gewinnung von Verständnis und Unterstützung für die Anliegen der Ärzteschaft“, betonte die Ärztekammer Nordrhein im einleitenden Satz dieser „Bekanntmachung“. Die Kammer stellte gleichzeitig die klare Forderung auf, dass „die Sache und nicht die Person im Vordergrund“ zu stehen habe. „Zu vermeiden ist die standesunwürdige Herausstellung und Betonung der Person des Arztes als persönliche Werbung“. Die Ärztekammer formulierte einige konkrete Verhaltenshinweise: Der Name des Arztes sollte nicht wiederholt, betont oder zu auffällig genannt werden. Auch das Porträtbild eines Arztes sollte nur dann verwendet werden, wenn dies „aus sachlichen Gründen unabdingbar ist“. „Herabsetzende Äußerungen über Kollegen, ihre Tätigkeit und über medizinische Methoden sind zu unterlassen.“ Auch sollte der Arzt sich das Recht von den Medien einräumen lassen, vor Veröffentlichung Einsicht zu nehmen und Korrekturen im Sinne dieser standesorganisatorischen Prämissen anbringen zu können. „Die endgültige Form der Veröffentlichung ist nach Möglichkeit zu überprüfen.“ bre Das frisch gewählte Vorstandstrio (v.l.): Dr. Stephan Hofmeister, Dr. Sibylle Steiner und der Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen Foto: axentis.de/Georg Johannes Lopata

Magazin Rheinisches Ärzteblatt / Heft 4 /2023 7 Facharztprüfungen Anmeldeschluss und Termine Der nächste zu erreichende Prüfungszeitraum zur Anerkennung von Facharztkompetenzen, Schwerpunktbezeichnungen und ZusatzWeiterbildungen bei der Ärztekammer Nordrhein ist vom 12. Juni bis 30. Juni 2023. Anmeldeschluss: Freitag, 28. April 2023 Ärztinnen und Ärzte, die zur Prüfung zugelassen sind, erhalten eine schriftliche Ladung mit dem genauen Prüfungstermin und der Uhrzeit mindestens 14 Tage vorher. www.aekno.de/Weiter bildung/Pruefungen ÄkNo Lösungen zur Kasuistik Folge 75 Ungewöhnlich heller Reflex im rechten Auge eines zehn Monate alten Mädchens Richtige Antworten: 1d, 2e, 3b, 4c, 5a, 6b, 7d, 8c, 9a, 10d Folge 76 der Reihe erscheint in der aktuellen April-Ausgabe 2023 des Rheinischen Ärzteblattes und im Internet unter www.aekno.de/cme. bre Faktenblatt zu Kontraindikationen Das Robert Koch-Institut (RKI) hat ein Faktenblatt zu Kontraindikationen bei Impfungen herausgegeben, um Ärztinnen und Ärzte bei Aufklärungsgesprächen mit Patienten zu unterstützen. So unterbleibt laut RKI manchmal eine indizierte Impfung, weil Ärzte bestimmte Umstände wie einen „banalen Infekt“ irrtümlich als Kontraindikation bewerten, obwohl eine Impfung trotzdem möglich wäre. Neben diesen „falschen“ Kontraindikationen findet sich auf der Rückseite des Faktenblattes eine Liste mit „richtigen“ Kontraindikationen. Das Faktenblatt ist in der STIKO-App und auf der Internetseite des RKI abrufbar. MST Kurz gemeldet Neue Hospiz- und Palliativnetzwerke Zur besseren Versorgung von schwerstkranken und sterbenden Menschen sollen die regionalen Angebote der Hospiz- und Palliativversorgung in neuen Netzwerken aufeinander abgestimmt werden. Das haben die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin, der Verband der Privaten Krankenversicherung, der Deutsche Hospiz- und Palliativverband sowie die Bundesärztekammer Ende Februar angekündigt. Ziel der Kooperation sei es, den Aufbau von fehlenden Netzwerken in vielen Regionen voranzubringen, deren Zusammenarbeit und Weiterbildung zu fördern und Patienten über ihre Versorgungsmöglichkeiten zu informieren. MST Lagebericht zur Gesundheit von Frauen Anlässlich des Weltfrauentags hat das Robert Koch-Institut (RKI) eine Broschüre herausgegeben, die über die gesundheitliche Lage von Frauen und Mädchen in Deutschland informiert. Schwerpunkte stellen häufige Erkrankungen, wichtige Risikofaktoren, die Inanspruchnahme von Präventionsangeboten und medizinischer Versorgung sowie Einflussfaktoren auf die Gesundheit von Frauen dar. Die Broschüre basiere auf dem Bericht „Gesundheitliche Lage der Frauen in Deutschland“ des RKI aus dem Jahr 2022. Dem RKI zufolge wurden Inhalte neu aufbereitet und Daten aktualisiert. Sie kann kostenlos auf der Internet- seite des RKI heruntergeladen werden. MST 127. Deutscher Ärztetag in Essen Ticketverkauf für den Gesellschaftsabend gestartet Ärztinnen und Ärzte aus Nordrhein können ab sofort über die Homepage der Ärztekammer (www.aekno.de/gesellschafts abend) Eintrittskarten für den traditionell im Rahmen des Deutschen Ärztetages stattfindenden Gesellschaftsabend erwerben. Am 18. Mai ab 19 Uhr feiern die ärztlichen Parlamentarier mit ihren Gästen in der ehemaligen Sauger- und Kompressorenhalle des Weltkulturerbes Zollverein bei Essen, Musik, Tanz und Kleinkunst (Grand Hall, Kokereiallee 9–11, 45141 Essen), Tickets kosten 75 Euro. „Reviergala“ vor einzigartiger Industriekulisse: Der Deutsche Ärztetag lädt am 18. Mai im Weltkulturerbe Zollverein zum Gesellschaftsabend. Foto: MRo/Shutterstock.com Der Deutsche Ärztetag ist die Hauptversammlung der Bundesärztekammer, das „Parlament der Ärzteschaft“. Er findet in der Regel einmal im Jahr an wechselnden Orten statt. In diesem Jahr tagen die 250 abgeordneten Ärztinnen und Ärzte vom 16. bis 19. Mai in Essen. Um diesen und deren Gästen einen Überblick über das vielfältige Arbeits- und Rahmenprogramm zu verschaffen, haben die Veranstalter eine App konzipiert, die ständig aktualisiert wird und unter folgendem Link heruntergeladen werden kann: www.aekno.de/aerztetag-app. Neben der allgemeinen Gesundheits- und Berufspolitik wird sich der Deutsche Ärztetag in Essen unter anderem mit dem Thema Gesundheitsbildung und Gesundheitskompetenz befassen. HK

Magazin 8 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 4 / 2023 Für viele schwangere Ärztinnen verzögert sich durch Tätigkeitsverbote die fachärztliche Weiterbildung. Foto: fotostorm/istockphoto.com Hitzeschutz Positionspapier veröffentlicht Damit Ärztinnen und Ärzte langfristig und im Akutfall auf extreme Hitze vorbereitet sind, hat die Bundesärztekammer (BÄK) ein Positionspapier erarbeitet, das die Aufgaben der Ärzteschaft beim gesundheitsbezogenen Hitzeschutz herausstellt. Bei der Prävention und Behandlung von hitzebedingten Gesundheitsschäden spielten Ärzte eine zentrale Rolle, heißt es in dem Positionspapier. So könnten Ärzte vulnerable Patientinnen und Patienten mit Informationsmaterial und im Gespräch über Hitzerisiken aufklären. In Krankenhäusern und Praxen ließen sich vielfältige Maßnahmen zum Hitzeschutz umsetzen, etwa bei der Praxisorganisation oder im Bereich Bau und Technik. Um gemeinsam mit anderen Akteuren im Gesundheitswesen lokale Hitzeaktionspläne umzusetzen, warb die BÄK bei Ärzteverbänden und Ärzten für Hitzeschutzbündnisse. Wo bereits Hitzeaktionspläne in Entwicklung oder Umsetzung seien, sollen Hitzeschutzbündnisse in Abstimmung mit den Kommunen agieren. Sowohl in der Forschung und Lehre als auch in der ärztlichen Aus-, Fort- und Weiterbildung sollten hitzebedingte Erkrankungen und Hitzeschutz fest verankert werden, damit Hitzeschutz zum selbstverständlichen Teil des ärztlichen Berufes werde, so die BÄK. Das Positionspapier findet sich unter www.baek.de/ themen/aerzte/klimawandel- und-gesundheit/hitzewellen. MST Umfrage unter jungen Ärztinnen Karriereknick durch Schwangerschaft Junge Ärztinnen und Medizinstudentinnen fühlen sich in der Schwangerschaft häufig unter Druck und erhalten wenig Unterstützung durch ihre Arbeitgeber. Das ist ein Ergebnis einer Umfrage eines Netzwerks ärztlicher Organisationen, die sich für eine praxisorientierte Umsetzung des Mutterschutzes einsetzen. Der Initiative gehören der Marburger Bund, der Deutsche Ärztinnenbund, die Initiative Operieren in der Schwangerschaft, die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie, der Verband der Chirurginnen und der Verband leitender Krankenhausärztinnen und -ärzte an. An der Umfrage beteiligten sich 4.800 Ärztinnen und Medizinstudentinnen. Danach zögerte etwa die Hälfte der Befragten aus Sorge vor Tätigkeitsverboten und Einschränkungen bei der Weiterbildung, die Schwangerschaft dem Arbeitgeber mitzuteilen. Zudem kommen der Umfrage zufolge viele Arbeitgeber ihrer Verpflichtung aus dem Mutterschutzgesetz nicht nach, für jede Tätigkeit die Gefährdungen zu beurteilen. Die Folge: Ärztinnen müssten trotz Gefährdung weiterarbeiten oder aber es würden pauschale Beschäftigungsverbote ausgesprochen, ohne zu ermitteln, wie und in welchem Umfang eine Weiterarbeit während der Schwangerschaft möglich sei. Die Ärztekammer Nordrhein erarbeitet derzeit ein Positionspapier mit Handlungsempfehlungen für Ärztinnen, um Weiterarbeit bei definierten Tätigkeiten auch während der Schwangerschaft zu ermöglichen. HK Weiterbildung Häufig gestellte Fragen und Antworten Die Ärztekammer Nordrhein hat eine Liste von häufig gestellten Fragen erarbeitet und unter www.aekno.de/weiterbildung unter dem Stichwort „Häufig gestellte Fragen und Antworten“ bereitgestellt. Die FAQs sind vor allem für Weiterbildungsassisten- ten konzipiert und für Ärztinnen und Ärzte, die kurz vor Beginn ihrer Weiterbildung stehen. Die umfangreichen Informationen sind in 14 thematische Schwerpunkte untergliedert von Weiterbildung nach den verschiedenen Weiterbildungsordnungen über Prüfungen, die Anerkennung von Facharztbezeichnungen/Weiterbildungszeiten aus dem Ausland bis hin zu den Themen Weiterbildungsbefugnis, Kursweiterbildung oder Fortbildungspunkte. Die einzelnen Themen können mit einem Klick aufgeklappt werden, damit die Fragen erscheinen. Mit einem weiteren Klick auf die jeweilige Frage erscheint die entsprechende Antwort darunter. Zahlreiche Links führen zu vertiefenden Informationen oder zu Anträgen rund um die Weiterbildung, beispielsweise zum „Antrag auf Anerkennung einer Bezeichnung“ oder den „Antrag auf Genehmigung einer Weiterbildung in Teilzeit“ auf der Homepage der Ärztekammer Nordrhein. Sämtliche Anträge, die im Zusammenhang mit der Weiterbildung stehen, finden sich auch unter www.aekno.de/weiter bildung unter dem Stichwort „Anträge und Merkblätter“. Fragen und Anregungen sowie Kritik und Lob zum Internetangebot der Ärztekammer Nordrhein senden Sie bitte an die E-Mail-­ Adresse onlineredaktion@aekno.de. bre

Magazin Rheinisches Ärzteblatt / Heft 4 /2023 9 Die Bundesärztekammer sowie die Gesundheitsverbände Health and Environment Alliance und Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit haben dringende Maßnahmen gefordert, um die unterschätzte Krankheitslast durch Luftverschmutzung und insbesondere durch Feinstaub zu senken. Die Verbände forderten die Bundesregierung auf, sich bei der aktuellen Überarbeitung der Luftqualitätsgrenzwerte auf EU-Ebene für strengere Grenzwerte einzusetzen und diese den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation anzugleichen. Luftverschmutzung sei das größte umweltbedingte Risiko für die Gesundheit der Menschen in Deutschland und Europa betonte der Präsident der Bundesärztekammer Dr. Klaus Reinhardt. Sie sei ein Risikofaktor für alle großen Volkskrankheiten: Herz-Kreislauferkrankungen, Atemwegserkrankungen und Krebs. Studien zeigten außerdem, dass das Risiko für Kinder besonders ausgeprägt sei. Die größte Gesundheitsbelastung entstehe durch Feinstaub, der in Deutschland zu rund 54.000 vorzeitigen Todesfällen pro Jahr führe. HK Erdbeben in Syrien und der Türkei Ärztekammer Nordrhein ruft zu Spenden für die Opfer auf Am 6. Februar verwüsteten mehrere schwere Erdbeben die Grenzregion zwischen Syrien und der Türkei. Es sei die schlimmste Naturkatastrophe in der Region seit einem Jahrhundert, erklärte der Regionaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Europa, Hans Kluge. Laut WHO sind derzeit rund 26 Millionen Menschen in der Türkei und Syrien auf humanitäre Hilfe angewiesen. Der Bedarf an Hilfe sei riesig und wachse weiter, sagte Kluge. Die Ärztekammer Nordrhein hat als langjährige Partnerin der Hilfsorganisation action medeor auf ihrer Homepage einen Link gesetzt, über den Kolleginnen und Kollegen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Nothilfe in Syrien und der Türkei spenden können: https://www.aekno.de/presse/nachrichten/ nachricht/ihre-unterstuetzung-fuer-die- erdbebenopfer. ÄkNo Notstromversorgung 100 Millionen für Kliniken in NRW Zur Verbesserung der Notstromversorgung der nordrhein-westfälischen Krankenhäuser stellt die Landesregierung rund 100 Millionen Euro zur Verfügung. Die Notstromversorgung solle für mindestens 72 Stunden ausreichen und alle für einen Notbetrieb erforderlichen Leistungsbereiche abdecken, sodass bis zur Wiederherstellung des Regelbetriebs die stationäre Versorgung gesichert sei, heißt es dort. Ereignisse wie der UkraineKrieg hätten gezeigt, dass alte Gewissheiten nicht mehr gelten, erklärte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Man müsse auch auf mögliche „Blackouts“ vorbereitet sein. HK Gesundheitsdaten Ethiker analysieren Chancen und Risiken Gesundheitsdaten, die aus der Behandlung der Patienten stammen, haben das Potenzial, die medizinische Forschung voranzubringen und die Versorgung zu verbessern. Dafür müssen insbesondere gemeinsame Datenstandards geschaffen sowie die Daten der Patienten und deren informationelle Selbstbestimmung wirksam geschützt werden. Das betont die Zentrale Ethikkommission der Bundesärztekammer (ZEKO) in ihrer aktuellen Stellungnahme „Bereitstellung und Nutzung von Behandlungsdaten zu Forschungszwecken“. Das Papier soll der ZEKO zufolge einen Überblick über die Chancen und Risiken der Nutzung von Gesundheitsdaten geben. HK Der Verkehr zählt zu den größten Verursachern gesundheitsschädlichen Feinstaubs. Foto: Nady/stock.adobe.com Gesundheitsverbände Krankheitslast durch Luftverschmutzung wird unterschätzt Rund 26 Millionen Menschen sind in den Erdbebengebieten auf humanitäre Hilfe angewiesen. Spendenkonten von action medeor: Sparkasse Krefeld, IBAN: DE78 3205 0000 0000 0099 93 Volksbank Krefeld, IBAN: DE12 3206 0362 0555 5555 55 Foto: IDA/action medeor

10 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 4 / 2023 Magazin – Studium und Berufseinstieg Statistik I Düsseldorf bildet die meisten Ärzte aus Im Wintersemester 2021/2022 waren an der Universität Düsseldorf mit knapp 3.100 Frauen und Männern die meisten Studierenden der Humanmedizin an einer Universität in Nordrhein-Westfalen eingeschrieben. Dahinter folgte die Universität Köln mit mehr als 2.900 und die Universität Bochum mit 2.400 Medizinstudentinnen und -studenten. Dies teilte das Statistische Landesamt NRW mit. An der Universität Duisburg-Essen waren in dem Zeitraum knapp 2.270, in Bonn mehr als 2.260 und an der RWTH Aachen knapp 2.070 angehende Ärztinnen und Ärzte eingeschrieben. Insgesamt erhöhte sich im Zehnjahresvergleich die Zahl der Medizinstudierenden an den medizinischen Fakultäten in NRW um 23 Prozent von 14.728 auf 18.115 Personen. Der Frauenanteil lag im Wintersemester 2011/2012 bei 61,6 Prozent und zehn Jahre später bei 64,2 Prozent. bre Statistik II Frauen holen auf Bei den Professuren, den Studierenden oder dem wissenschaftlichen Personal: in allen Bereichen ist an den Hochschulen des Landes NordrheinWestfalen der Frauenanteil zwischen 2011 und 2021 gestiegen. So gab es am Stichtag 1. Dezember 2021 8,3 Prozent mehr Professorinnen als noch zehn Jahre zuvor. Ihr Anteil lag bei 28,3 Prozent, wie das Statistische Landesamt mitteilte. Beim wissenschaftlichen Personal betrug die Steigerung 5,1 Prozent. Der Frauenanteil liegt nun bei 42,6 Prozent. Nahezu ausgeglichen ist das Geschlechterverhältnis bei den Studierenden. Hier betrug der Anteil der Studentinnen im Jahr 2021 48,7 Prozent; zehn Jahre zuvor lag die Quote bei 46,2 Prozent. Die Statistiker haben ebenso herausgefunden, dass bei den Fächergruppen Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften 68,1 Prozent der Studierenden weiblich sind und damit den höchsten Frauenanteil aufweisen. Schlusslicht mit 23,4 Prozent Frauen sind die Ingenieurswissenschaften. bre wortung, die mich zu Höchstleistungen antrieb und meinen Wissensstand um einige Semester vorantrieb. Dann auch noch Urologie, meine nicht mehr ganz so geheime Leidenschaft. Mit eigenem C-Bogen und persönlicher Pflegekraft gelang es mir sehr schnell, mich als nützlich und handwerklich geschickt zu beweisen. Bis heute kann ich kaum beschreiben, wie sehr mich diese Wertschätzung und das Vertrauen geprägt haben. Mit einem Selbstvertrauen und einem gesunden Maß an Selbstkritik, aber auch der Gewissheit, dass Nachfragen bei Unsicherheiten das Beste aus mir herausholt, empfehle ich somit, das Wunder der Schweiz zu erleben. Im Anschluss folgt nun die letzte Etappe vor dem Ende des PJ auf Malta. Direkt nach der Ankunft der erste Kulturschock: schimmelbedingter Wechsel der Unterkunft und Wartezeiten der Patienten von bis zu zwei Jahren. Im Kontrast dazu das UNESCO-Weltkulturerbe, die fantastische Landschaft und ausladende Zeit für Teaching bzw. Tropenmedizin. Dieses Tertial folgt medizinisch der Devise: Dengue, Typhus oder doch Malaria? Wie erlebt Ihr das Studium der Humanmedizin? Schreibt mir an medizinstudium@aekno.de. Meine neue Mitteilung steht unter dem Motto: „Frisch und voller Wagemut vom Hammerexamen in die weite Welt.“ Statt nach dem Abitur nach Australien oder Neuseeland zu gehen, entschied ich mich damals, direkt in das Studium einzusteigen. Nachdem nun alle Prüfungen bestanden sind, entschloss ich mich, die Reise- und internationale Menschenkenntnis nachzuholen und mein Praktisches Jahr (PJ) im Ausland zu verbringen. Zunächst der Klassiker: die Schweiz, hochgelobt unter den Rezensionen und mit einer Natur, die ich als gefühlte Beinahe-Einheimische während meines PJ ganz anders wertzuschätzen lernte als bei gelegentlichen Urlaubsbesuchen. Als PJ-lerin wurde ich in Bern überaus wertgeschätzt, alsbald nach kritischer Beobachtung der Oberärzte sogar mit einem eigenen Büro, Telefon und einer Sprechstunde ausgestattet. Eine VerantDüsseldorf Singend dem Krebs begegnen Am Düsseldorfer Universitätsklinikum hat sich ein Chor für Menschen mit Krebserkrankung gegründet. Gemeinsames Singen mache nicht nur Spaß, sondern verleihe Kraft und Selbstbewusstsein, so die Uniklinik. Die Organisation des neuen Projektchores liegt bei der Krebsberatungsstelle der Uniklinik mit Unterstützung des Medizinerchors der Heinrich-Heine-Universität, der sich aus singfreudigen Medizinstudierenden zusammensetzt. Der Chor richte sich vor allem an Krebspatientinnen und -patienten des Tumorzentrums der Uniklinik der Landeshauptstadt. Aber es seien auch Betroffene anderer Krankenhäuser aus Düsseldorf und Umgebung herzlich willkommen, sagten Annette Hopp und Anke Hartmann von der Krebsberatungsstelle. Das gemeinsame Singen soll helfen, einen Ausgleich zum Klinikalltag zu schaffen und gleichzeitig „können wir so im Chor ein Umfeld schaffen, wo wir einen direkten, ungezwungenen und unterstützenden Kontakt mit den Patientinnen und Patienten haben“, so die Initiatorinnen. Der Chor werde abwechselnd von einem Mitglied des musikalischen Leitungsteams des Medizinerchors Düsseldorf e. V. geleitet. „Das gemeinsame Singen hilft uns beim Medizinerchor in unserem Studium, und es wird auch Menschen in einer Krebsbehandlung helfen“, sagte Lennart Burger vom Medizinerchor. Interessenten fürs Mitsingen in dem neuen Projektchor können sich an die Krebsberatungsstelle wenden unter krebsberatungsstelle@med.uni-duessel dorf.de. bre Anna-Katharina Langerenken Foto: privat Mail von Malta

28. BIS 29. APRIL 2023 Landpartie in Wesel ZERTIFIZIERT MIT 11 PUNKTEN Bild: MCM | AdobeStock Raus aus der Klinik – rein in die Praxis! Informieren & Netzwerken Eine kostenlose Veranstaltung für angestellte Ärztinnen und Ärzte sowie Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung Weitere Informationen sowie die Online-Anmeldung finden Sie unter: kvno.de/termine Begrüßung und Moderation: Sven Ludwig Organisation der KV Nordrhein Sven Ludwig | Pressesprecher | Bereichsleiter Kommunikation | KV Nordrhein Beratungsangebote der KV Nordrhein und der Kompass PraxisStart Claudia Pintaric | Abteilungsleiterin Beratung | KV Nordrhein Ulrike Donner | stellvertretende Abteilungsleiterin Beratung | KV Nordrhein Wege in die Niederlassung Niederlassungsberatung | KV Nordrhein Fördermaßnahmen in Nordrhein Linda Pawelski | Nachwuchsförderung | KV Nordrhein Spaziergang am Rhein mit Stadtführer aus dem Kreis Wesel Begrüßung und Moderation: Sven Ludwig Begrüßung durch den Vorstand der KV Nordrhein Dr. med. Frank Bergmann | Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein Dr. med. Carsten König M. san. | stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein Der Kreis Wesel stellt sich vor Dr. Elizabeth Wells | ärztliche Fachdienstleitung | Kreis Wesel Get-together – Informieren & Netzwerken Von der ärztlichen Behandlung zum Euro Ulrike Donner | stellvertretende Abteilungsleiterin Beratung | KV Nordrhein Freitag, 28. April 2023 | 15.00 Uhr bis ca. 21.00 Uhr Samstag, 29. April 2023 | 08.15 Uhr bis ca. 14.30 Uhr Arzt sein in Ein Service der KV Nordrhein. NORDRHEIN

Thema 12 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 4 / 2023 Die Wellen schlugen hoch im Vorfeld der Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein. Am 7. März hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in Düsseldorf bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Vorsitzenden der SPD-Fraktion im NRW Landtag, Thomas Kutschaty, gleichsam einen Stopp der Krankenhausreform im bevölkerungsreichsten Bundesland gefordert. Halte sich NRW nicht an die Bundesvorgaben und gehe stattdessen eigene Wege, fließe auch kein Geld, hatte Lauterbach sinngemäß erklärt und damit für große Empörung bei den Akteuren vor Ort gesorgt. Denn im Gegensatz zum Bund, wo eine Regierungskommission aus Wissenschaftlern und Experten die Pläne für eine Krankenhausreform erarbeitet hat, waren in NRW von Anfang an sämtliche an der Krankenhausversorgung Beteiligten in den Reformprozess einbezogen. Entsprechend eindeutig positionierten sich die Vertreter der Ärzteschaft, der Krankenhäuser und der Krankenkassen bei der Kammerversammlung am 11. März im Düsseldorfer Haus der Ärzteschaft zu diesem „obrigkeitsstaatlichen Verständnis von Krankenhausplanung“, wie der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, kritisiert hatte, und sprachen sich für eine Fortsetzung des in NRW eingeschlagenen Kurses aus. „Bundesgesundheitsminister Lauterbach hat alle vor den Kopf gestoßen“, erklärte die Vorsitzende der Krankenhauskommission der Ärztekammer Nordrhein, Dr. Anja Mitrenga-Theusinger. Dabei sei die Aufgabenteilung eigentlich klar. Die Krankenhausplanung sei grundgesetzlich den Ländern zugeordnet, während die Krankenhausfinanzierung Sache des Bundes sei. „Diese Aufteilung ist absolut sinnvoll“, sagte Mitrenga-Theusinger. Eine Planung von Strukturen könne am besten in Kenntnis der lokalen Besonderheiten gelingen. Die Vorsitzende der Krankenhauskommission forderte zugleich, bei der Reform der Krankenhausplanung die ärztliche Weiterbildung „von Anfang an mitzudenken“. Wenn ein relevanter Teil kleiner Krankenhäuser, wie auf Bundesebene vorgesehen, in Gesundheitszentren, sogenannte Level Ii Einrichtungen, umgewandelt werde, fielen diese als Weiterbildungsstätten faktisch weg. Dazu komme die vorgesehene Spezialisierung vieler anderer Krankenhäuser. Das führe dazu, dass Ärztinnen und Ärzte dort nicht mehr alle Facharztkompetenzen erwerben könnten. „Ich glaube nicht, dass dies die adäquate Antwort auf den verbreiteten Personalmangel ist“, sagte Mitrenga-Theusinger. Die Versorgungs- und Personalprobleme der Zukunft ließen sich nur im Schulterschluss lösen, bekräftigte Dr. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Krankenhäuser und Praxen seien auf eine gute Zusammenarbeit angewiesen. Dazu müssten Finanzierungsstrukturen und Vorhaltekosten auf beiden Seiten bedacht und hinlänglich ausgestattet werden. Zudem müsse die ambulante Versorgung durch eine echte EntbudgetieFoto: Jochen Rolfes Klinikreform: NRW will Kurs halten Die Ärztinnen und Ärzte in Nordrhein haben sich dafür ausgesprochen, den eingeschlagenen Weg bei der Krankenhausreform in NRW fortzusetzen. Die Pläne seien durchaus kompatibel mit denen auf Bundesebene. Für Ärger hatte bei der Kammerversammlung am 11. März deshalb die Warnung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach gesorgt, für die Reform in Nordrhein-Westfalen werde kein Geld fließen – eine Äußerung, die er inzwischen relativiert hat. von Heike Korzilius

Thema Rheinisches Ärzteblatt / Heft 4 /2023 13 „Wir in NRW haben etwas Richtiges geschaffen und weisen bundesweit den Weg“, betonte Dr. Sven Dreyer, Düsseldorf. Bei der anstehenden Reform müsse es auch darum gehen, Krankenhäuser und Praxen besser zu verzahnen und durch intelligente Triagierungssysteme dafür zu sorgen, dass die Patientinnen und Patienten an der richtigen Stelle versorgt würden, mahnte Dr. Oliver Funken, Rheinbach, an. Auch Eleonore Zergiebel, Düren, lobte den Reformprozess in NRW: „Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat sich dem Dialog und der Kritik gestellt. Deshalb ist es wichtig, dass wir den Prozess hier fortführen.“ An dieser Absicht ließ Minister Laumann selbst keinen Zweifel. „Wir werden in NRW weitermachen. Alle Akteure stehen dahinter“, erklärte er beim Krankenhausgipfel, der zwei Tage nach der Kammerversammlung, am 13. März in Berlin stattfand. Die rung gestärkt werden. Krankenhäuser nur aufgrund politischen Drucks zu erhalten, könne nicht das Ziel einer Planungsreform sein. Eine solche müsse sich an der Versorgungssicherheit orientieren. „Wir müssen unsere Patientinnen und Patienten auch weiterhin an geeignete Einrichtungen überweisen können“, sagte Bergmann. Kassen wollen aktive Landesplanung Auch für die Krankenkassen steht die Versorgungssicherheit an oberster Stelle einer Krankenhausreform. Dr. Simon Loeser, Unternehmensbereichsleiter Stationäre Versorgung bei der AOK Rheinland/Hamburg, erklärte, das Laissez faire der Vergangenheit sei keine Option mehr. Die fehlenden Steuerungsmöglichkeiten der Länder bei der Krankenhausplanung hätten zu einem „Hyperwettbewerb“ der Krankenhäuser geführt, der drohe, in einen kalten Strukturwandel mit Insolvenzen und unkontrollierten Klinikschließungen zu münden. „Wenn wir nichts tun, läuft es so weiter“, warnte Loeser und sprach sich zugleich dagegen aus, die aktive Krankenhausplanung der Bundesebene zu überlassen. „In Mecklenburg-Vorpommern sind die Bedingungen andere als in Nordrhein-Westfalen“, so der AOK-Manager. Eine Bundesschablone führe letztlich zu einem Wettrüsten auf Qualitätsebene, aber nicht zu einer bedarfsgerechten Versorgung. „Wir wollen eine aktive Landesplanung“, bekräftigte Loeser. Diese sei zwar in Teilen konfliktär und schwer durchzusetzen. „Aber das ist unsere letzte Chance“, sagte er. Was in NRW erarbeitet wurde, sei eine gute Grundlage für den „sanften Einstieg“ in einen echten Strukturwandel. Der Bundesrat muss zustimmen Der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft NRW, Matthias Blum, erinnerte noch einmal daran, dass Bund und Länder im Januar vereinbart hätten, über eine Krankenhausreform auf Bundesebene gemeinsam zu entscheiden und ein im Bundesrat zustimmungspflichtiges Gesetz vorzulegen. Er betonte zugleich, dass die Reformpläne in NRW auf den regionalen Bedarf abgestimmt seien. Würden die Bundespläne eins zu eins umgesetzt, drohe hierzulande ein Kahlschlag in der Versorgung. Die Kammerversammlung sprach sich ebenfalls für eine Fortsetzung des Kurses in NRW aus. Sie forderte Bundesgesundheitsminister Lauterbach auf, die Krankenhausplanung „als Grundlage für eine qualitätsorientierte Fortentwicklung der Krankenhauslandschaft in ganz Deutschland zu nutzen, statt sie in der Öffentlichkeit schlechtzureden“ (siehe Entschließungen auf Seiten 16 ff.). Die Planung in NRW ermögliche es, eine flächendeckende Grundversorgung zu erhalten, eine Spezialisierung bei komplexen Leistungen zu fördern und zugleich für ausreichend Weiterbildungsmöglichkeiten für Ärztinnen und Ärzte zu sorgen. „Der Fachkräftemangel wird das Problem der Zukunft sein, denn er trifft nicht nur Deutschland, sondern er trifft fast ganz Europa und zwar in nahezu allen Branchen.“ Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein Foto: Jochen Rolfes Nachdem sich die Kursangebote der Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung in Nordrhein infolge der Coronapandemie fast halbiert hatten, ist diese inzwischen auf Konsolidierungskurs. „Es ist uns gelungen, 2022 das Angebot mit neuen Lernformaten nahezu auf Vorkrisenniveau zu stabilisieren“, berichtete der Vorsitzende des Fortbildungsausschusses Professor Dr. Gisbert Knichwitz bei der Kammerversammlung am 11. März. Mit einer Mischung aus Webinaren, eLearning und Präsenzveranstaltungen biete die Akademie den Ärztinnen und Ärzten in Nordrhein ein attraktives Fortbildungsprogramm. „Auf dem Markt herrscht ein enormer Wettbewerb, dem wir uns gerne stellen“, so Knichwitz. Vom 9. bis 14. Oktober 2023 organisiert die Akademie in Bonn eine Fortbildungswoche in Präsenz. Schwerpunkttage finden zu den Themen „Klimawandel und Gesundheit“, „Telemedizin- E-Health“ sowie „Moderne Führung“ statt. Informationen: www.akademie-nordrhein.de Akademie stellt sich dem Wettbewerb

Thema 14 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 4 / 2023 nicht nur Deutschland, sondern er trifft fast ganz Europa und zwar in nahezu allen Branchen“, sagte Henke. Darauf müsse sich die Gesundheitspolitik einstellen und die Arbeitsbedingungen endlich so gestalten, dass es Gesundheitsfachkräften möglich sei, motiviert bis zur Rente und in Vollzeit in ihrem Beruf zu arbeiten. Bessere Personalplanung in Kliniken Einen Lösungsansatz biete hier ein von der Bundesärztekammer neu entwickeltes Kalkulationssystem, das als Grundlage für eine bessere Personalplanung in den Krankenhäusern dienen könne. „Dabei geht es explizit nicht um Mindestvorgaben, sondern um eine valide Berechnung für eine patienten- und aufgabengerechte ärztliche Personalausstattung“, betonte Henke. Nur mit einer angemessenen Personaldecke könnten die Krankenhäuser bei zunehmendem Fachkräftemangel mit den anderen Arbeitsmöglichkeiten für Ärztinnen und Ärzte konkurrieren. Kritisch äußerte sich der Kammerpräsident zur Abwerbung qualifizierten Personals aus dem Ausland, um dem Personalmangel zu begegnen. Das wirke sich oft negativ auf die medizinische Versorgung in den Herkunftsländern aus. „Wir müssen alles dafür tun, unseren Nachwuchs selbst und vor allem gut auszubilden“, sagte Henke. „Wir brauchen daher bundesweit mehr Studienplätze und endlich Finanzierungslösungen dafür, wie wir die Neuregelung der ärztlichen Ausbildung auf den Platz bringen.“ Das Bundesgesundheitsministerium habe für das Frühjahr 2023 eine neue Approbationsordnung angekündigt. Man dürfe gespannt sein, was dann von „Medizinische Entscheidungen sind nicht immun gegen ökonomische Erwägungen. Das sollten wir bei der Krankenhausplanung im Hinterkopf behalten.“ Bernd Zimmer, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein Foto: Jochen Rolfes dem ursprünglichen Masterplan Medizinstudium 2020 übrigbleiben werde. Angesichts des Fachkräftemangels müssen nach Ansicht von Henke die Gesundheitsberufe neue Kooperationen eingehen und neue Formen der Arbeitsteilung finden. Er sehe hier vor allem Potenzial bei den Medizinischen Fachangestellten und den Physician Assistants, sagte der Kammerpräsident. Richtig eingesetzt könnten auch digitale Technologien einen wesentlichen Beitrag zur Entlastung des Personals leisten und die Versorgungsqualität verbessern. „Bislang mussten wir leider feststellen, dass digitale Technologien ganz überwiegend zur Administration eingesetzt wurden, aber keinen wirklichen Benefit für die Patientenversorgung gebracht haben“, kritisierte Henke. Mit Blick auf die für Ende 2024 angekündigte flächendeckende Einführung der elektronischen Patientenakte mahnte die Kammerversammlung in einem Beschluss an, dass in jedem Fall die Datensicherheit und die informationelle Selbstbestimmung der Patienten gewährleistet sein müssten. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und der geplanten Reformen der Krankenhausplanung und -finanzierung nahm die Kammerversammlung auch die Notfallversorgung in den Blick. Man unterstütze die Regierungskommission für die Krankenhausreform nordrhein-westfälische Landesregierung habe die geplante Krankenhausstrukturreform mit 2,5 Milliarden Euro hinterlegt. „Auch das spricht für eine breite Akzeptanz“, so Laumann. Gemeinsam mit Bayern und Schleswig-Holstein hat das Land zudem angekündigt, die Krankenhaus-Reformpläne des Bundes auf ihre Verfassungsmäßigkeit überprüfen zu lassen. Mit Blick auf die umstrittene Pressekonferenz von Bundesgesundheitsminister Lauterbach in Düsseldorf sagte er: „Wir haben beide Interesse an einer guten Krankenhausreform. Die wird nicht an persönlichen Eitelkeiten scheitern.“ Lauterbach selbst war beim Krankenhausgipfel um Ausgleich bemüht. Er stelle die Planungshoheit der Länder nicht infrage, betonte er. Die Reformen in Niedersachsen und NRW seien wichtige Bausteine, auf denen man aufbauen wolle. Zukunftsthema Fachkräftemangel Bei der Kammerversammlung war neben der Krankenhausreform der Fachkräftemangel ein weiteres Schwerpunktthema. In seinem Bericht zur Lage zitier- te Kammerpräsident Rudolf Henke eine Studie der Unternehmensberatung PwC, wonach im Jahr 2035 im deutschen Gesundheitswesen fast 1,8 Millionen offene Stellen wegen des Mangels an qualifiziertem Personal voraussichtlich nicht mehr besetzt werden können. Das entspreche einem Stellenengpass von 35 Prozent, so Henke. Zum Vergleich beziffere PwC den aktuellen Engpass mit 6,8 Prozent. Es gehöre nicht viel Fantasie dazu, sich auszumalen, welche Folgen das für die Patientenversorgung in einer Gesellschaft des langen Lebens mit immer mehr älteren und multimorbiden Menschen haben werde. Zumal der demografische Wandel auch an den Angehörigen der Gesundheitsberufe nicht vorbeigehe. Dazu komme der anhaltende Trend zur Teilzeitbeschäftigung – auch im ambulanten Bereich. „Ganz klar ist, dass der Fachkräftemangel das Problem der Zukunft sein wird, denn er trifft

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