Rheinisches Ärzteblatt 4/2023

Rheinisches Ärzteblatt / Heft 4 /2023 23 schen hundert Stunden noch Lebendrettungen geben, doch die Menschen, die dann geborgen würden, seien in der Regel in Hohlräumen eingeschlossen, wo sie auch Zugang zu Wasser und Nahrung hätten, wodurch sich ihre Überlebenschancen verbesserten. Nun rücken andere Hilfsorganisationen mit schwerem Gerät nach. Auch Kaups Kollegen von I.S.A.R. Turkey arbeiten weiter vor Ort. Für sie hat das Team von I.S.A.R. Germany seine Zelte und Verpflegung dagelassen. „Das Suchen und Retten ist beendet, aber nicht unsere Hilfe“, sagt Kaup. Fähigkeiten. Je nach Einsatz werden Ärztinnen und Ärzte, Krankenpfleger, Intensivschwestern, Techniker und Rettungssanitäter, die zusätzlich auf das Bergen spezialisiert sind, benötigt. „Jeder der ausrückt, hat mindestens zehn Unterstützer in der Heimat, die einen Einsatz ermöglichen“, sagt Kaup. In seinem Fall versorgen die Kollegen in der Oberhausener Gemeinschaftspraxis seine Patienten für die Dauer des Einsatzes mit. Die freiwillige Feuerwehr in Duisburg übernimmt in der Regel den Transport von Team und Ausrüstung zum Flughafen. Häufig sei es schwierig, nach Katastrophen wie in der Türkei ein Transportflugzeug in die betroffene Region zu chartern. Um direkt helfen zu können und Wartezeiten zu vermeiden, fliegt das Team von I.S.A.R. stets im selben Flugzeug wie das Rettungsgut mit. Vor Ort werden die Einsätze dann unter UN-Mandat koordiniert, die den Helfern ein Einsatzgebiet und mögliche Kooperationspartner zuweist. In der Türkei arbeitete I.S.A.R. Germany mit dem Technischen Hilfswerk zusammen, einem langjährigen Kooperationspartner, betont Kaup. Das Team agiert komplett autark Bei den Einsätzen vor Ort agiert das Team von I.S.A.R. Germany komplett autark. „Wir essen den Menschen kein Brot weg und trinken auch nicht deren Wasser, denn das ist im Katastrophengebiet Mangelware“, sagt Kaup. Neben der Verpflegung bringt das Team auch sämtliche benötigten Geräte selbst mit. Und so finden sich neben Medikamenten für die Erstversorgung, Bohrhämmer, Bohrmaschinen und Holzsägen zur Bergung im Gepäck der Retter. In der Türkei kam jetzt erstmals eine vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum entwickelte Drohnenkamera zum Einsatz. Mit ihr konnten die Helfer von I.S.A.R. Germany das Erdbebengebiet aus der Luft erfassen, um herauszufinden, wo Gebäude eingestürzt und welche Straßen verschüttet waren. Das ermöglichte es ihnen, die Anfahrt ins Einsatzgebiet besser zu planen. Anders als bei Kaups letztem Einsatz auf Haiti, führte das Team dieses Mal weder ein Feldlazarett noch eine Wasseraufbereitungsanlage mit. Diese wurden in der Türkei nicht benötigt. Dennoch passte nicht die komplette Ausrüstung in das Transportflugzeug, weshalb Material zurückgelassen werden musste. Die Wahl fiel auf die Zeltheizung, berichtet Kaup. Für die Helfer bedeutete dies, dass sie vor Ort bei Minusgraden in voller Montur in den Zelten schliefen. „Falls es zu Nachbeben kommt, fällt uns da nur die Zeltstange auf den Kopf“, sagt Kaup. Zur Sicherheit schliefen die Retter stets mit einem Helm an ihrer Seite. Würde ein Teammitglied im Einsatz verletzt, könnten die Ärzte von I.S.A.R. für 48 Stunden eine intensivmedizinische Betreuung bis zur Evakuierung vornehmen, so Kaup. Der Einsatz von I.S.A.R. Germany wurde am 14. Februar, rund sieben Tage nach dem Erdbeben beendet. „Erst wenn die Hunde nicht mehr anschlagen, gehen wir“, sagt Kaup. Zwar könne es auch nach den kritiSpezial Seit der Gründung von I.S.A.R. Germany im Jahr 2003 rückt Dr. Peter Kaup mit der Organisation regelmäßig zu Auslandseinsätzen aus. Sie wurde von Mitgliedern der Feuerwehr Duisburg ins Leben gerufen, die Kaup von seinen Einsätzen als Notarzt im Rettungsdienst persönlich kannte. Vor seinem Einsatz in der Türkei absolvierte der Hausarzt bereits Einsätze auf Haiti und den Philippinen, in Afrika und in Armenien. Foto: I.S.A.R. Germany I.S.A.R. (International Search and Rescue) Germany wurde 2003 in Duisburg gegründet und leistet – seit 2007 unter dem Dach der Vereinten Nationen – Hilfe nach humanitären Katastrophen, Unglücken und Naturkatastrophen. Die rund 170 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer haben sich dabei auf die Suche nach und Rettung von Erdbebenopfern, sowie die medizinische Versorgung der betroffenen Personen spezialisiert. Die Nichtregierungsorganisation finanziert sich aus Spenden: www.isar-germany.de/spenden Spendenkonto: ISAR Germany Stiftung gGmbH, Bank für Sozialwirtschaft, IBAN: DE25 3702 0500 0001 1825 00, Sparkasse Duisburg, IBAN: DE48 3505 0000 0200 2687 87. I.S.A.R. Germany: Suchen, bergen, behandeln

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