10 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 5 / 2025 Magazin – Studium und Berufseinstieg Aus dem Wald von heruntergetretenen Wahlplakaten schießt ein Augenpaar die schmerzhaftesten Pfeile. Sie treffen die Erinnerung an meine mündliche Virologie-Prüfung und meine Moral zugleich. Mit dem Gefühl, an allen Viren gleichzeitig erkrankt zu sein und doch nichts über sie zu wissen, sitze ich meinem Prüfer an der Laborbank gegenüber. Ich habe sein Gesicht und seinen Namen schon hunderte Male gesehen und gelesen. Er weiß, dass er sich nicht vorstellen muss und schon geht es los mit der ersten Frage. Glücklicherweise verfehlt er meine Lücken und mir gelingt es auch, seine weiteren Fragen zu beantworten. So wie auf seinen Wahlplakaten lächelt er mich an, als er mir eine 1,0 überreicht. „Wissen schafft Wirtschaft“, einer seiner Wahlslogans, verwandelt sich vor meinem geistigen Auge zu „Wissen schafft Leistungsdruck“. Der Druck, in jeder Prüfung alles in einem Moment parat zu haben, was man gelernt hat, gilt als Mahnung für meine Berufswahl. Wir werden immer den Druck haben, die Antwort auf alles zu kennen, immer die richtige Diagnose zu finden und dabei nichts zu übersehen. Wir werden immer die Verantwortung tragen, nichts vergessen zu dürfen, da die Gesundheit von Patientinnen und Patienten auf dem Spiel steht. Die Leistung, die wir erbringen müssen, um unserem Beruf gerecht zu werden, definiert uns und macht uns für dieses System wertvoll. Aber sind wir wirklich nur das Produkt unserer Leistung? Dürfen wir unseren Wert von Noten, Titeln, beruflichem und wirtschaftlichem Erfolg bemessen lassen? Ist ein Mensch nur etwas wert, wenn er etwas leistet? Keiner wird einfach nur um seiner selbst willen geschätzt. Dabei sollte das der Maßstab sein. Ein Mensch ist wertvoll, weil er existiert – nicht, weil er etwas leistet! Wie erlebt Ihr das Medizinstudium? Schreibt mir unter medizinstudium@aekno. de. Facharztprüfung Online-Lernplan vorgestellt Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hat in Zusammenarbeit mit der digitalen Wissensplattform AMBOSS einen gemeinsamen Online-Lernplan zur Vorbereitung auf die Facharztprüfung angehender Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte veröffentlicht. Der Lernplan sei in Anlehnung an die Weiterbildungsordnung und nach Analyse vergangener Prüfungen zusammengestellt worden, wie der BVKJ kürzlich mitteilte. Er biete eine Auflistung der wichtigsten Themen der Kinder- und Jugendmedizin, praxisnahe diagnostische Vorgehensweisen und konkrete Handlungsempfehlungen für die häufigsten pädiatrischen Krankheitsbilder. Die breite Themenauswahl könne an den individuellen Wissensstand angepasst werden und ermögliche eine strukturierte und effiziente Vorbereitung auf die Prüfung. Mit dem Lernplan sollen Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung angesichts von Zeitmangel und mancherorts eingeschränkten Weiterbildungsprogrammen bei der Prüfungsvorbereitung unterstützt werden. Das Angebot auf der kostenpflichtigen Plattform AMBOSS ist für Mitglieder des BVKJ für drei Monate kostenfrei nutzbar. Danach erhalten sie einen zehnprozentigen Rabatt auf ein Jahresabo. Laut AMBOSS übernehmen viele Krankenhäuser die Kosten für den Zugang zu der Wissensplattform für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Weitere Informationen unter www. amboss.com/de. bre Mail aus Bonn Lüko Fischer Foto: privat Praktisches Jahr Positive Signale für eine faire Aufwandsentschädigung Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd) zeigt sich erfreut darüber, dass die kommende Bundesregierung offenbar plant, die Aufwandsentschädigung im Praktischen Jahr (PJ) einheitlich mindestens auf den BAföG-Höchstsatz festzuschreiben. Die kommende Regierung habe die Notlage im PJ erkannt und wolle zwei Kernforderungen der Medizinstudierenden umsetzen, sagte der Präsident der bvmd, Pascal Lemmer, mit Blick auf die bekanntgewordenen Ergebnisse der Arbeitsgruppen zur Vorbereitung eines Koalitionsvertrages zwischen Union und SPD. Neben einer finanziellen Angleichung der Aufwandsentschädigung im PJ sei auch eine faire Fehlzeitenregelung geplant. Nun komme es darauf an, die Regierung und die verhandelnden Gesundheitsminister der Länder beim Wort zu nehmen und auf eine schnelle Umsetzung zu drängen, so die bvmd. Bei der Novellierung der Approbationsordnung auf der Grundlage des seit Jahren auf dem Tisch liegenden Masterplans Medizinstudium setzt die Bundesvertretung ebenfalls große Hoffnungen in die kommende Bundesregierung. „Nun müssen wir Fahrt aufnehmen und die Reform der Approbationsordnung auf den Weg bringen“, forderte die Bundeskoordinatorin für medizinische Bildung im bvmd, Lilly Dydymski. bre Pascal Lemmer, Präsident der Bundesvertretung der Medizinstudierenden ist erfreut, dass die neue Bundesregierung Verbesserungen beim PJ plant. Foto: Paul Quasdorff
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