Rheinisches Ärzteblatt 05/2025

Thema 12 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 5 / 2025 „K ünstliche Intelligenz ist die Fähigkeit einer Maschine, Dinge zu tun, die bei Menschen Intelligenz voraussetzt“, zitierte Professor Dr. rer. nat. Andreas Dengel frei Marvin Minsky, einen der geistigen Väter der KI. Die Technologie habe das Potenzial, die Welt zu verändern, weil sie menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität imitieren könne, sagte der Geschäftsführende Direktor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz in Kaiserslautern bei der Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein am 22. März im Düsseldorfer Haus der Ärzteschaft, die dem Thema „KI in der Medizin“ einen eigenen Tagesordnungspunkt gewidmet hatte. Befeuert werde die Entwicklung durch das Vorhandensein massiver Datenmengen, enorme Rechenleistung und Machine Deep Learning, maschinelles Lernen, das sich auf künstliche neuronale Netze und große Datenmengen fokussiere. Deep Learning werde unter anderem dazu genutzt, Bilder zu erkennen und Texte zu verstehen. Doch neben den großen Chancen von KI wies Dengel gleich zu Beginn seines Vortrags auch auf die Risiken hin: Große generative Sprachmodelle wie ChatGPT arbeiteten rein auf Basis von Wahrscheinlichkeiten und nicht faktenbasiert. „ChatGPT halluziniert. Das ist ein großer Schwachpunkt“, warnte Dengel. Künstliche Intelligenz kommt zunehmend in der Gesundheitsversorgung zum Einsatz, insbesondere in der Bildgebung, in der Diagnostik und bei der Dokumentation. Einer Umfrage zufolge nutzt bereits ein Drittel der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland KI-­ Anwendungen in der Patientenversorgung. Fast zwei Drittel schätzen das Potenzial von KI als hoch oder sehr hoch ein. Die Ergebnisse entstammen einer Befragung des Vereins Gesundheitsstadt Berlin von Ende 2024 unter rund 300 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. An der Trendstudie, die finanziell vom Terminbuchungsportal Doctolib unterstützt wurde, wirkten Experten mehrerer Kassenärztlicher Vereinigungen und Landesärztekammern mit. Ein weiteres Ergebnis: 80 Prozent der Befragten wünschten sich mehr Aufklärung und Fortbildung für einen sichereren Umgang mit KI. Der Kompetenzerwerb für eine informierte Anwendung von KI ist aus Sicht des Präsidenten der Ärztekammer Nordrhein, Dr. Sven Dreyer, eine der zentralen Herausforderungen. Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit KI-Anwendungen müssten in der ärztlichen Aus-, Weiter- und Fortbildung fest verankert werden – und zwar für alle Ärztinnen und Ärzte. „Wir wollen dafür nicht nur unsere eigenen Gremien in die Pflicht nehmen, sondern appellieren auch an Universitäten und Anbieter von ärztlichen Fortbildungen, entsprechende Curricula und Module zu entwickeln“, sagte Dreyer bei der Kammerversammlung. Nur wer Chancen und Risiken von KI-Anwendungen beurteilen könne, könne die neuen Technologien auch im Sinne der Patientensicherheit in der Versorgung anwenden. Und nur so lasse sich verhindern, dass die zunehmende KI-Unterstützung in Diagnostik und Therapie zu einem Kompe- Foto: imaginima/istockphoto.com Kulturwandel durch KI Künstliche Intelligenz (KI) hat das Potenzial, die medizinische Diagnostik und Therapie zu optimieren, Fachkräfte zu entlasten und die Gesundheitskompetenz der Patienten zu stärken. Doch die Technologie birgt auch Risiken: So ist nicht immer nachvollziehbar, welche Daten einer Anwendung zugrunde liegen und möglicherweise Ergebnisse verzerren. Zudem neigen Modelle wie ChatGPT zum Halluzinieren, warnen Experten. von Heike Korzilius

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