Thema Rheinisches Ärzteblatt / Heft 6 / 2025 13 Vorsitzender des Fortbildungsausschusses der Akademie und Mitglied in deren Vorstand. „Jedes Jahr werden in Nordrhein rund 900 Weiterbilderinnen und Weiterbilder neu befugt. Die müssen fortan alle geschult werden.“ 90 „Train the Trainer“-Kurse wolle die Akademie jährlich auflegen. Das Schulungskonzept sehe eine Einheit von acht Stunden in Präsenz vor, in der medizindidaktische Inhalte mit praktischen Übungen verknüpft würden. Eine dreistündige Einheit auf einer Online-Lernplattform bereite die Teilnehmer mit speziellen Aufgaben, in denen sie ihre eigene Weiterbildungssituation reflektierten, auf den Präsenzunterricht vor. Keine „abgehobene“ Didaktik Knichwitz bestätigt, dass viele Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung tendenziell weniger zufrieden seien mit der Qualität ihrer Weiterbildung und ihrem Lernfortschritt. Dazu trage sicherlich auch die fortschreitende Arbeitsverdichtung bei, so der Akademie-Vorstand. Andererseits stünden auch die Weiterbilder vor neuen Herausforderungen. Zu nennen seien hier beispielsweise mangelnde Sprachkenntnisse bei einer steigenden Zahl von Weiterzubildenden mit Migrationshintergrund sowie generationsbedingte Mentalitätsunterschiede und Prioritätensetzungen. „Unsere Didaktik- und Kommunikationsschulungen zielen darauf, den Weiterbildern evidenzbasierte Methoden an die Hand zu geben, mit deren Hilfe sie effektive Mitarbeitergespräche führen und im Bedarfsfall auch konstruktivkorrektives Feedback geben können“, betont Knichwitz. Außerdem gehe es darum, im Arbeitsalltag möglichst effizient und nachhaltig praktische Fertigkeiten vermitteln zu können. „Wir wollen dazu beitragen, dass die Weiterbilder ihrer Rolle und Verantwortung möglichst professionell und erfolgreich gerecht werden“, sagt der Akademie-Vorstand. Entstanden ist das Seminarkonzept für Nordrhein unter Federführung des Kinderarztes und Medizindidaktikers Dr. Bernhard Steinweg, Geschäftsführer des Studiendekanats der Medizinischen Fakultät am Universitätsklinikum Bonn. Ihm ist wichtig, dass es bei den Schulungen nicht darum geht, „abgehobene“ didaktische Konzepte zu vermitteln, sondern Inhalte, die im herausfordernden ärztlichen Alltag praktisch umsetzbar sind. „Ziel einer guten Weiterbildung ist es doch, junge Kolleginnen und Kollegen schnellstmöglich dazu zu befähigen, ärztliche Tätigkeiten eigenverantwortlich und sicher für die Patientinnen und Patienten durchzuführen“, sagt Steinweg im Gespräch mit dem Rheinischen Ärzteblatt. Das sei auch im Sinne der Weiterbilder, die mit einem „fitten Team“ an ihrer Seite in ihrer Arbeit entlastet würden. Im Kern gehe es bei den Trainings deshalb darum, die Befugten dafür zu sensibilisieren, dass sie für eine gute und effiziente Weiterbildung einen Plan benötigen – und zwar orientiert an den konkreten ärztlichen Tätigkeiten, die sie ihren Weiterzubildenden in einem angemessenen Zeitrahmen anvertrauen wollten. „Die entscheidenden Fragen, die sich die Weiterbilder stellen müssen, sind: Was erwarte ich von meinen Weiterzubildenden? Welche ärztlichen Tätigkeiten sollen sie schnellstmöglich selbstständig und patientensicher durchführen können? Was können sie bereits? Was will und kann ich ihnen in welchem Zeitraum beibringen? Und welche Kenntnisse beziehungsweise Fertigkeiten müssen sie sich selbst aneignen?“, erklärt Steinweg. Es reiche nicht, solche Fragen in einem Jahresgespräch zu erörtern. Die Weiterbilder müssten Entwicklungen und Fortschritte kontinuierlich im Arbeitsalltag beobachten, möglicherweise Kollegen verschiedener Berufsgruppen nach ihren Eindrücken befragen oder auch Überprüfungssituationen schaffen. Entscheidend ist nach Ansicht von Steinweg in diesem Zusammenhang, dass die Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung in ihrem Alltag regelmäßig ein strukturiertes Feedback erhalten. Nur damit könne man sie dabei unterstützen, sich weiterzuentwickeln und die vereinbarten Weiterbildungsziele zu erreichen. „Doch ein solches Feedback findet in den meisten Fällen nicht statt“, kritisiert der Medizindidaktiker. „Deswegen sind die Ergebnisse der Weiterbildungsevaluationen so, wie sie sind. Und die Weiterzubildenden brauchen viel länger als eigentlich notwendig, bis sie fit sind und ihnen die ärztlichen Tätigkeiten beispielsweise für die Dienste vollständig anvertraut werden können.“ Eine Frage der Priorisierung Die neue Pflicht zur didaktischen Fortbildung stoße nicht bei allen Weiterbildungsbefugten auf uneingeschränkte Zustimmung. Viele zweifelten angesichts von Arbeitsverdichtung und Kostendruck an der Umsetzbarkeit formaler Weiterbildungskonzepte. „NatürNeben den neu konzipierten Didaktik-Kursen bietet die Ärztekammer Nordrhein bereits seit etwa drei Jahren regelmäßig in Präsenz und online die ebenfalls verpflichtende Fortbildungsveranstaltung „Verantwortung als Weiterbilder“ an. Der Leiter der Weiterbildungsabteilung der Kammer, Olaf Tkotsch, erläutert dort die wichtigsten Bestimmungen der Weiterbildungsordnung sowie die Rechte und Pflichten der Weiterbilder. Letztere können mit der Teilnahme an der Fortbildung und einer anschließenden Lernerfolgskontrolle ihrer Pflicht zum Absolvieren von Qualitätssicherungsmaßnahmen der Kammer nachkommen: www.aekno.de/cme Informationen rund um das Fortbildungsangebot „Didaktiktraining für Weiterbilder – eine kompetenzorientierte Weiterbildung gestalten“ finden sich unter www.akademie-nordrhein.de/didaktik-weiterbilder „Verantwortung als Weiterbilder“
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