Thema 14 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 6 / 2025 mit Checklisten und festen Einarbeitungsplänen. Außerdem haben wir immer eine Ansprechperson, die während der Rotation durch die unterschiedlichen Abteilungen für uns zuständig ist.“ Häufig seien das andere Ärztinnen in Weiterbildung, die bereits länger dabei seien und vor allem in Fragen der Organisation über mehr Erfahrung verfügten. Sie wüssten, wie man ein Rezept erstellt oder das Programm bedient, mit dem die Patientenakten geführt werden. Die fachliche Anleitung übernähmen in der Regel die Oberärztinnen und Oberärzte. Und mindestens einmal im Jahr führe man mit dem Chefarzt ein Feedback-Gespräch. „Er nimmt sich dafür auch wirklich Zeit“, sagt Weissenberger. Gesprochen werde über Stärken und Schwächen und darüber, was man nach eigener Einschätzung noch vertiefen müsse. Doch der angehende Kinderarzt ist sich auch bewusst, dass es nicht überall so läuft wie an seiner Klinik. Kollegen aus anderen Häusern beklagten häufig, dass es bei der Einarbeitung an Struktur fehle. „Die Leute wissen oft nicht, wo sie hingehen müssen, wer für sie zuständig ist. Auch fachlich muss man sich – frisch aus dem Studium – erstmal orientieren“, meint Weissenberger. „Wenn dann die Struktur fehlt, ist der Einstieg schwer.“ Lehre wird professionalisiert Er findet es gut und wichtig, dass die Lehre in der Weiterbildung durch die „Train the Trainer“-Seminare professionalisiert wird. „Kommunikation und Didaktik sind ja nicht von Vornherein die Stärke von Ärztinnen und Ärzten“, sagt Weissenberger, der im vergangenen August von der Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein in den Vorstand der Ärztlichen Akademie gewählt wurde. Der angehende Kinderarzt weist darauf hin, dass die Approbation zwar zur Berufsausübung berechtigt, die praktische Weiterbildung aber nicht ersetzen kann. „Theoretisch ist man Arzt, aber die Praxis fehlt total“, sagt Weissenberger. Er selbst habe eine steile Lernkurve durchlaufen – zuletzt bei seiner Rotation auf die Intensivstation. „Ich durfte dort gleich in der ersten Woche einen Einschwemmkatheter bei einem Neugeborenen legen“, so Weissenberger. Die diensthabende Oberärztin habe den Standpunkt vertreten, dazu müsse er in der Lage sein, weil er früher oder später auch einmal allein im Dienst sein könnte, wenn ein solcher Eingriff notwendig werde. „Die Ärztin hat sich zunächst ein Anatomiebuch genommen und mit mir alles einmal theoretisch durchgesprochen. Dann hat sie mir erklärt, wie das Material funktioniert“, so Weissenberger. Beim Legen des ersten Einschwemmkatheters habe er zugesehen, den zweiten habe er unter Anleitung selbst gelegt und den dritten völlig selbstständig angebracht. „Das war genauso, wie ich mir das erhoffe und wie ich es eigentlich auch erwarte“, fasst Weissenberger seine Lernerfahrung zusammen. Medizindidaktiker Steinweg wäre wahrscheinlich begeistert gewesen. lich müssen meine Kursteilnehmer sich die Werkzeuge, die ich ihnen an die Hand gebe, zunächst einmal aneignen, aber dann können sie sie relativ einfach und praktisch in ihrem Arbeitsalltag umsetzen“, meint Steinweg. „Und am Ende ist das alles, wie immer im Leben, eine Frage der Priorisierung.“ Eine gute Weiterbildung koste Zeit und Geld. „Aber dieses System wird nicht besser, wenn nicht in die Weiterbildung investiert wird“, sagt Steinweg. Baustein für mehr Qualität Lange galt die Weiterbildung als eine Art „Abfallprodukt“ der täglichen Arbeit. „Weder das Medizinstudium noch die ärztliche Weiterbildung bereiten uns strukturiert auf unsere Aufgabe vor, unsere fachlichen Kompetenzen weiterzuvermitteln“, erklärte im vergangenen Jahr die junge Berliner Internistin Friederike Bennett gegenüber der Ärztezeitung. Sie hatte beim Deutschen Ärztetag in Mainz federführend den Antrag für die „Train the Trainer“-Seminare eingebracht. Diese seien ein Baustein, die Qualität in der Weiterbildung zu verbessern, sagte Bennett. Und sie stehen für einen Kulturwandel, wie nicht zuletzt die Diskussionen auf Deutschen Ärztetagen belegen, bei denen Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung regelmäßig bessere Strukturen, Anleitung und Lehre einfordern. Andrej Weissenberger würde diese Forderung sofort unterschreiben. Er ist seit September 2023 Arzt in Weiterbildung in der Kinderheilkunde am Städtischen Klinikum Solingen. Weissenberger gehört zu jener Hälfte der Weiterzubildenden, die ihre Weiterbildungsstätte weiterempfehlen würden. „Die Weiterbildung verläuft bei uns sehr gut strukturiert“, sagt er im Gespräch mit dem Rheinischen Ärzteblatt. „Wir arbeiten Gerade am Beginn ihrer Weiterbildung wünschen sich junge Ärztinnen und Ärzte eine gute Anleitung und konstruktives Feedback von ihren Weiterbildern. Das belegen unter anderem die regelmäßigen Befragungen durch die Ärztekammern. Foto: Motortion/istockphoto.com
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