Rheinisches Ärzteblatt 06/2025

Gesundheits- und Sozialpolitik Rheinisches Ärzteblatt / Heft 6 / 2025 23 verglasungen sowie die Verschattung von Patientenzimmern durch neugepflanzte Bäume. Bundesweit rechnet die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) mit einem Investitionsbedarf von rund 31 Milliarden Euro für die klimaneutrale Umrüstung aller Kliniken. Die Finanzierung soll – so die Forderung der DKG – aus Rückflüssen der CO₂ Abgaben erfolgen. Auch die Praxen berücksichtigen Neben den Krankenhäusern leistet auch die niedergelassene Ärzteschaft einen wichtigen Beitrag zum Hitzeschutz, betonte ÄkNoVorstandsmitglied Funken. Insbesondere Hausärztinnen und Hausärzte berieten ihre vulnerablen Patientinnen und Patienten in ihren Sprechstunden beispielsweise über Verhaltensregeln bei hohen Temperaturen und mögliche veränderte Wirkungen bestimmter Medikamente. Eine eigenständig abrechenbare „Klimasprechstunde“ mit einer eigenen EBM Ziffer könnte ein zusätzlicher Anreiz sein, dieses Engagement weiter auszubauen, betonte Funken. Eine repräsentative Befragung der gemeinnützigen Stiftung Gesundheit zeigte, dass bisher etwa 30 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte ihre Patienten gezielt zum Umgang mit Hitze berieten. Daneben setzen laut Stiftung Gesundheit fast 60 Prozent der Ärztinnen und Ärzte beim Hitzeschutz auf bauliche Maßnahmen, etwa durch Klimatisierung der Praxisräume. Doch finanzielle Förderprogramme des Landes für komplexere Umbaumaßnahmen, die speziell auf Arztpraxen zugeschnitten sind, existieren derzeit nicht, teilte das NRW Gesundheitsministerium auf Anfrage des RÄ mit. Allerdings haben Arztpraxen, die zu den „kleinen und mittleren Unternehmen“ zählen, die Möglichkeit, bei der Innovationsförderagentur NRW Beratungen und Förderungen in Anspruch zu nehmen – insbesondere zu naturbasierten und nachhaltigen Maßnahmen zu Klimaanpassungen. Dazu zählten beispielsweise Maßnahmen zur Verschattung oder zur Schaffung von Verdunstungskühle (siehe Kasten). Müll vermeiden für mehr Umweltschutz Darüber hinaus können Krankenhäuser und Praxen einen effektiven Beitrag zum Umweltschutz im Bereich der Müllvermeidung leisten, betont Funken. Nach Angaben der DKG fielen in Krankenhäusern pro Bett im Schnitt mehr als 1.400 Kilogramm Abfall im Jahr an; eine Privatperson verbrauche im gleichen Zeitraum etwa 450 Kilogramm. Einheitliche Standards für ein nachhaltiges und digitales Abfall und Wertstoffmanagement in Krankenhäusern gibt es bislang nicht, erklärte die nordrhein westfälische Krankenhausgesellschaft auf Anfrage des RÄ. Aktuell entwickle sie daher mit dem Unternehmen CIRCULARMED GmbH aus Bonn eine entsprechende Lösung, um einen nachhaltigen Umgang mit medizinischem Abfall zu fördern. Im ambulanten Bereich setzt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) auf pragmatische Vorgaben, um die Müllproduktion zu reduzieren. Oftmals seien niedergelassene Ärztinnen und Ärzte mit Vorschriften konfrontiert, die für Krankenhäuser gelten, sich jedoch nicht direkt auf die Gegebenheiten in der Arztpraxis übertragen ließen, heißt es in einer entsprechenden Erklärung. Die KBV plädiert daher für die Umsetzung „pragmatischer Vorgehensweisen“, um notwendigen Hygieneanforderungen weiterhin gerecht zu werden und zugleich ressourcenschonend zu handeln. Der Hitzeaktionstag am 4. Juni dient unter anderem der Vernetzung der am Hitzeschutz beteiligten Akteure. Mehr Informationen dazu unter www.hitzeaktionstag.de Die Innovationsförderagentur NRW bietet Förderungen und Beratungen für kleine und mittlere Unternehmen zu naturbasierten Maßnahmen zur Klimaanpassung. Interessierte finden den Kontakt unter: www.in.nrw/massnahmen/klimaanpassungunternehmen-nrw Für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte hat die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein Informationen zum Hitzeschutz zusammengetragen. Darunter finden sich auch Muster-Hitzeaktionspläne für Praxen: www.kvno.de/praxis/service/klima-undhitzeschutz Auf der Webseite www.klima-gesund-praxen.de finden Ärztinnen und Ärzte unter anderem Informationen, um die Praxis klimaneutral aufzustellen. Informationsmaterialien für Patientinnen und Patienten finden Ärzte unter www.klima-mensch-gesundheit.de/hitzeschutz/ Nützliche Links Das Thema Hitzeschutz wird für die Krankenhäuser in Nordrhein zunehmend wichtiger. Im Zuge der neuen Krankenhausplanung stellt das Land NRW den Krankenhäusern etwa 2,5 Milliarden Euro zur Verfügung; davon ist ein Drittel für Klimaanpassungs- und Klimaschutzmaßnahmen vorgesehen. Foto: Tiberius Gracchus / stock.adobe.com

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