Rheinisches Ärzteblatt / Heft 7 / 2025 15 Thema – 129. Deutscher Ärztetag Der 129. Deutsche Ärztetag (DÄT) in Leipzig stand zum einen im Zeichen hoher Erwartungen an den Auftritt der neuen Bundesgesundheitsministerin Nina Warken. Zum anderen standen auf dem Ärztetag wichtige gesundheits- und berufspolitische Themen zur Entscheidung an, die lang und intensiv debattiert wurden: Am Ende hat der Deutsche Ärztetag beim Thema GOÄ mit großer Mehrheit dem BÄK-Vorstand das Mandat gegeben, die konsentierte GOÄneu an den Verordnungsgeber zu übergeben. Auch beim Thema Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen gab es nach differenzierter Debatte eine klare Mehrheitsentscheidung (siehe Bericht Seite 12). Wie die nordrheinischen Abgeordneten den Ärztetag in Leipzig ganz persönlich erlebt haben und welche Anträge und Debatten ihnen am wichtigsten waren, schilderten sie dem Rheinischen Ärzteblatt. Mit Vernunft und Augenmaß konnten wir die neue GOÄ bescheiden. Nicht vergessen werden wir die Zusicherung von Frau Ministerin Warken zur zeitnahen Umsetzung, aber auch das Versprechen der BÄK zur Reevaluation und Nachbesserung! Der Austausch zu §218 war, trotz eines steten ethisch-moralischen Balanceaktes, von Empathie und Verständnis geprägt; hierdurch konnten wir den wichtigsten Schritt gehen und geeint eine Entkriminalisierung im ersten Trimenon fordern. Besonders erfreulich waren auch Anträge zu Nachschärfungen bezüglich des Datenschutzes und der Qualität der ePA, insÄrztetag in Leipzig: Gute Debattenkultur besondere vor dem Hintergrund der Eindrücke, die sich aus den Debatten und Beschlüssen im Kontext der KI eröffnet haben. Als Ärzte müssen wir stets letztverantwortlich im Sinne unserer Patienten bleiben! Die Teilnahme am Ärztetag war für mich eine spannende, aber auch fordernde Erfahrung. Nach vier intensiven Tagen war ich nicht nur mit der Geschäftsordnung vertraut, sondern hatte auch einen Einblick in die komplexe parlamentarische Arbeit der ärztlichen Selbstverwaltung gewonnen. Die Stimmung schwankte: Vieles wirkte im Vorfeld abgestimmt, doch immer wieder kam es zu lebendigen Debatten und echten Entscheidungsprozessen. Am Ende stand eine Reihe demokratisch legitimierter Beschlüsse – ein wichtiges Zeichen dafür, dass der Ärztetag als Organ der Ärzte- schaft ernstzunehmende politische Impulse setzt. Besonders positiv empfand ich die Offenheit gegenüber Künstlicher Intelligenz. Dass ihr Potenzial anerkannt und konstruktiv diskutiert wurde, stimmt mich hoffnungsvoll für die Zukunft unserer Arbeit. Auch der Beschluss zur Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs war für mich ein starkes Signal – ein notwendiger Schritt, dem idealerweise auch gesellschaftlich Bewegung folgt. Bei der neuen GOÄ wurde ein längst überfälliger Beschluss gefasst. Auch wenn ich nicht in allen Punkten überzeugt bin, ist es wichtig, dass wir einen Schritt weiter gegangen sind. Es bleibt zu hoffen, dass die Umsetzung den Anforderungen unserer ärztlichen Tätigkeit gerecht wird. Insgesamt hat mich der Ärztetag darin bestärkt, wie wichtig es ist, sich aktiv einzubringen – auch jenseits des klinischen oder praktischen Alltags. Denn nur so gestalten wir unsere berufliche Zukunft mit. Erstmalig als Abgeordnete auf einem Deutschen Ärztetag habe ich eine Weile gebraucht, mich mit dem Antragsportal und der Sortierung von über 200 Anträgen zurecht zu finden. Eine Zusammenfassung mancher ähnlich lautender Anträge durch Absprachen der Antragsteller und Antragstellerinnen im Vorfeld des Deutschen Ärztetages könnte das Antragsvolumen verkleinern und strukturieren. Als positives Beispiel sehe ich den sehr wichtigen, in Nordrhein fraktionsübergreifend erarbeiteten Antrag zum Schwangerschaftsabbruch an, in dem unter anderem die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs in den ersten zwölf Wochen pc, niederschwellige, zeitnahe Versorgungsangebote für ungewollt Schwangere und der Datenschutz auf der ePA gefordert werden. Im Antrag ebenfalls enthalten ist der Schutz von Abbrüche durchführenden Kolleginnen und Kollegen vor Drangsalierungen, Bedrohungen und Angriffen. Vor allem aber wird dort gefordert, auf eine gesellschaftliche Veränderung hinzuarbeiten, die die Zukunft von Kindern und Familien finanziell und sozial stärkt (KiTa, Schulen, Wohnraum) sowie die Prävention ungewollter Schwangerschaften ausbaut. Über den mehrheitlichen Zuspruch zu diesem ausgewogenen Antrag freue ich mich sehr. „Positiv empfand ich die Offenheit gegenüber Künstlicher Intelligenz.“ Professor Dr. Tim Knoop (Köln) Foto: Jochen Rolfes „Nachschärfungen bei der E-Patientenakte hinsichtlich Datenschutz und Nutzbarkeit sind nötig!“ Dr. med. univ. Feras El-Hamid (Waldbröl) Foto: Jochen Rolfes „Zum Antragsvolumen auf dem DÄT: Weniger wäre mehr.“ Dr. med. Christel Kreuzer (Köln) Foto: Sabine Schindler-Marlow
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=