26 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 7 / 2025 Forum Team um Dr. Dr. rer. pol. Sebastian Griewing von der Universitätsklinik Gießen und Marburg einen Chatbot entwickelt, der es Ärztinnen und Ärzten erleichtern soll, auf onkologisches Leitlinienwissen zuzugreifen. „Der Wissenszuwachs in unserem Fach ist rasant“, sagte der angehende Gynäkologe. Der Chatbot solle dabei helfen, Wissen zugänglicher zu machen und damit den therapeutischen Fortschritt in die Versorgung zu bringen. Die KI-Anwendung könne eine Brücke schlagen zwischen Evidenz, Leitlinien und klinischer Versorgung. Der Arzt und Ingenieur Dr. Florian Hellmeier vom Unternehmen x-cardiac stellte ein KI-basiertes Tool zur Vorhersage von Komplikationen auf der Intensivstation vor. Genutzt würden dabei Routinedaten, die man auf jeder kardiologischen Station erfasse, erläuterte Hellmeier. Vorhersagen beträfen zurzeit in erster Linie das Risiko für eine Nachblutung, die mit einer bis zu vierfach erhöhten Mortalität der Patienten einhergehe, sowie das häufig unterschätzte Risiko für eine akute Nierenschädigung. Eine treffsicherere Risikovorhersage könne könne, benötige man Interoperabilität zwischen den Sektoren im Gesundheitswesen und offene Schnittstellen. „Wir müssen als Ärzteschaft eine Vision entwickeln, wo wir digital stehen wollen“, appellierte Vorisek an die rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter zahlreiche Vertreter der Ärztekammern. „Nur dann können wir mithilfe von KI eine bessere Versorgung umsetzen und bessere Ärztinnen und Ärzte werden.“ Die ärztliche Letztverantwortung bei medizinischen Entscheidungen, die mithilfe von KI in Diagnose und Therapie getroffen werden, betonte der Berliner Laborarzt Dr. Michael Müller. „Diese ist nicht ersetzbar, selbst wenn die KI besser ist als wir“, sagte er. KI-Lösungen für den Alltag Flankiert wurde die Diskussionsveranstaltung von Beispielen für erfolgversprechende KI-Lösungen im medizinischen Alltag. Dabei standen Anwendungen im Vordergrund, die administrative Prozesse erleichtern und Entscheidungshilfen in Diagnose und Therapie bieten. So hat ein Die Verwendung Künstlicher Intelligenz (KI) kann die medizinische Versorgung verbessern. Voraussetzung ist, dass Ärztinnen und Ärzte den Prozess mitgestalten und damit sicherstellen, dass die Technologie zum Wohl der Patienten eingesetzt wird. Außerdem muss die ärztliche Letztverantwortung gewahrt bleiben. Das war der Tenor des Dialogforums für junge Ärztinnen und Ärzte, das Ende Mai im Vorfeld des 129. Deutschen Ärztetags in Leipzig stattfand. von Heike Korzilius „KI konkret im ärztlichen Alltag“ lautete der Titel des diesjährigen Dialogforums, das traditionell im Vorfeld des Deutschen Ärztetages stattfindet. Das Thema traf offenbar einen Nerv, denn der Tagungsraum im Congress Center Leipzig war bis auf den letzten Platz gefüllt. „KI kann die Medizin disruptiv verändern“, sagte PD Dr. Peter Bobbert, Co-Vorsitzender des Ausschusses Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung der Bundesärztekammer im Rahmen einer Podiumsdiskussion. Deshalb dürften die Ärztinnen und Ärzte die Einführung der neuen Technologie nicht nur beobachten. Sie müssten sie mitgestalten. „Es braucht die ärztliche Stimme, damit KI zum Wohl der Patienten eingesetzt wird“, erklärte Bobbert. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Ärzte über ausreichende Kompetenzen im Umgang mit KI sowie der Bewertung ihrer Chancen und Risiken verfügten. In diesem Zusammenhang plädierte Dr. Julia Fritz, Hausärztin aus Sachsen, für ein Curriculum „KI-Kompetenz“ in der ärztlichen Fort- und Weiterbildung. Da seien auch die Ärztekammern gefordert. Sie warb zudem dafür, bei der Implementierung von KI in der ärztlichen Praxis die Patienten „mitzunehmen“ und den Prozess kommunikativ angemessen zu begleiten. „Man kann viel erreichen, wenn man als Ärztin oder Arzt die Technologie beherrscht“, betonte Dr. Carina Vorisek, Medizininformatikerin am Berlin Institute of Health an der Charité. Damit KI aber alltagstauglich zum Einsatz kommen Künstliche Intelligenz kann Ärztinnen und Ärzte unterstützen Vertreterinnen der Ärztekammer Nordrhein beim Dialogforum: Kristina Haase (r.), Hausärztin aus Köln, sieht die Vorteile der KI vor allem in der administrativen Entlastung. Assistenzärztin Sonja Benders aus Essen verspricht sich unter anderem Unterstützung in Diagnostik und Therapieauswahl. Beide plädieren aber auch dafür, die Risiken der neuen Technologie nicht aus dem Blick zu verlieren. Foto: Sabine Schindler-Marlow
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=