Rheinisches Ärzteblatt 07/2025

Rheinisches Ärzteblatt / Heft 7 / 2025 39 Kulturspiegel treiben. Hier werde filmische Energie entfesselt, sagte die Internationale Jury. „Kameraarbeit und der Einsatz von Licht und Bewegung sind bemerkenswert.“ Auch den mit 3.000 Euro dotierten zweiten Preis des NRW-Ministeriums für Kultur- und Wissenschaft erhielt der Kirgise für sein Werk. Den Förderpreis bekam der aus Israel stammende Autor Mikhail Zheleznikov für „Der Palast-Platz“. Der Film zeigt in rasanten Montage-Schnitten das wechselvolle Leben auf dem Platz vor dem St. Petersburger Winterpalais von der Zarenzeit bis heute. Die Ökumenische Jury des Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs verlieh ihr Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro dem Film „Autokar“ von Sylwia Szkiłądź. In diesem bunten Animationsfilm tritt ein Mädchen eine lange Busreise von Polen nach Belgien an, und die Mitfahrer verwandeln sich in Tiere, die so gar nicht die Eigenschaften haben, die man erwarten könnte. Eine kindgerechte Parabel über Schein und Sein, die bei den jungen Zuschauern bestens ankam. Es waren schöne Tage auf dem 71. Oberhauser Kurzfilmfestival; locker, fröhlich und unverkrampft. So mag es mit dem neuen Leitungsteam weitergehen. Weitere Informationen unter www.kurz filmtage.de. Dr. Rainer M. Holzborn ist Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Vorsitzender der Kreisstelle Duisburg der Ärztekammer Nordrhein. aus 60 Ländern, über 100 Programme, im Internationalen Wettbewerb mehr als 50 Welt-Uraufführungen, signifikant mehr Filme aus Afrika, politische Beiträge zu Flucht und Rassismus, dazu die Tradition von 40 Jahren Kinder- und Jugendkino. Mehr als 16.000 Zuschauerinnen und Zuschauer besuchten die Vorstellungen. Die Kuratorinnen konnten zufrieden sein. Es ist eine besondere Atmosphäre in der Lothringer Straße in Oberhausen. Hier, nahe des Bahnhofs, drängten sich bereits am Morgen die Zuschauer vor den FestivalKinos bei teilweise vier parallellaufenden Programmen. Das Publikum war vornehmlich jung und erkennbar international. Am Abend traf man die Filmschaffenden vom Director bis zu Verleih-Agenten im Kulturzentrum Altenberg hinter dem Bahnhof. Dort werden Kontakte geknüpft. Im Internationalen Wettbewerb gab es neun Vorstellungen mit 55 Beiträgen, was 14 Stunden Kurzfilm bedeutete. Den mit 8.000 Euro dotierten Großen Preis der Stadt Oberhausen gewann der 30 Jahre alte kirgisische Regisseur Ilgiz-Sherniiaz Tursunbek uulu mit „Long Way to the Pasture“, zu Deutsch: Der lange Weg auf die Weide. In farbenträchtigen Breitwandbildern schildert er die urwüchsige Arbeit berittener kirgisischer Schafhirten, die ihren Besitz, ihr Vermögen, ihren Lebensinhalt, sprich ihre große Schafherde auf die Sommerweide Ein kirgisischer Film über Hirten räumte bei den Kurzfilmtagen in Oberhausen ab. von Rainer M. Holzborn „F ilmpalast“, „Gloria“, „Scala“. Wer kennt sie noch, die Namen der großen Lichtspielhäuser in den Städten und der Kinos in den Vororten? Wer denkt dabei nicht an Polstersessel und Sperrsitze, an Samtvorhänge und Tütenlampen, an das Surren des Filmprojektors und die junge Frau mit dem Bauchladen, die Eiskonfekt in der Pause vor dem Hauptfilm anbietet? Vieles gibt es nicht mehr, aber bequeme Sessel, den roten Vorhang und, ja, auch den surrenden Projektor konnte man in diesem Frühjahr auf den 71. Internationalen Kurzfilmtagen in Oberhausen erleben. Lars-Henrik Gass hatte 27 Jahre lang die Kurzfilmtage Oberhausen als Leiter geprägt. Das Festival war immer politisch und weltoffen. Im vergangenen Jahr hatte sich Gass deutlich gegen jegliche Form des Antisemitismus im Zusammenhang mit dem GazaKonflikt positioniert. Das hatte bei Kunstschaffenden negative Reaktionen hervorgerufen, was absehbar war. Konsequent stellte sich die Stadt Oberhausen hinter Gass. Politisch waren schon die „Westdeutschen Kurzfilmtage“ in den 1960er-Jahren unter dem Motto „Wege zum Nachbarn“ und hatten sich damit einen Namen gemacht. So gab es 2025 sinnigerweise ein Sonderprogramm namens „Umwege zum Nachbarn“. Dort wurden Filme gezeigt, die einst offiziell von der DDR eingereicht wurden, aber auch Beiträge, die von der Zensur „drüben“ gestoppt worden waren. Ein Begleittext zu diesem Programm informierte über die Hintergründe dieser umfassenden Retrospektive und ließ erahnen, wie schwierig auch damals der Balanceakt zwischen Kunst und Politik war. Nachdem Gass neue Aufgaben in Stuttgart übernommen hat, zeichneten in diesem Jahr Madeleine Bernstorff und Susannah Pollheim für das Programm verantwortlich. „Ich bin manchmal noch Praktikant“, sagte die Filmhistorikerin, Kuratorin und Filmautorin Bernstorff. Dennoch lief das Festival wie am Schnürchen: 500 Filme Lang ist der Weg auf die Weide Impressionen aus der kirgisischen Steppe: „Der lange Weg auf die Weide“ gewann im Internationalen Wettbewerb der 71. Oberhausener Kurzfilmtage. Foto: Ilgiz-Sherniiaz Tursunbek uulu

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