10 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 11 / 2025 Magazin – Studium und Berufseinstieg Der Chirurg schiebt mir ein Blatt auf dem Prüfungstisch zu. Ich erkenne sechs pathologische After. Die Prüferinnen und Prüfer, die mir gegenübersitzen, sind die liebsten Menschen der Welt und doch dreht sich mir in jeder mündlichen Prüfung seit dem mündlichen Physikum die Kehle um 180 Grad. Am liebsten würde ich irgendwo am Meer stehen und sechsmal After in die Wellen schreien. Doch die Pathologien fließen sanft über meine Lippen, während ich mit meinem zitternden Finger die Bilder durchgehe: Hämorrhoiden, Analkarzinom, Analprolaps, Analabszess, Analfissur und Analvenenthrombose. „Top! Super! Alles richtig erkannt, Herr Fischer!“ Der Chirurg ist besonders davon beeindruckt, dass ich die Analvenenthrombose erkannt habe. Diese würden nämlich sogar manche Hausärzte übersehen, so der Prüfer. Ich bin mir nicht sicher, ob er das ernst meint oder ob das nur die Einleitung für weitere Fragen zur Analvenenthrombose sein sollte. Meine Kehle dreht sich um weitere 180 Grad, weil ich die meisten Fragen nicht beantworten kann. Noch aus der anatomischen Propädeutik in der Vorklinik weiß ich, dass Stimmlippen bei einer 360 Graddrehung keine Töne mehr hervorbringen. Also sitze ich da mit dem größten Kloß der Geschichte im Hals und warte darauf, dass der ChiMarburger Bund Sprecherrat ist Plattform für junge Ärztinnen und Ärzte Auf Einladung des damaligen Präsidenten der Ärztekammer Nordrhein und Bundesvorsitzenden des Marburger Bundes (MB) Rudolf Henke sowie des zweiten Vorsitzenden des MB Dr. Andreas Botzlar wurde am 13. Oktober 2014 der „Sprecherrat der sich weiterbildenden Ärztinnen und Ärzte“ des Marburger Bundes ins Leben gerufen. Das Gremium wurde gegründet, um Mitgliedern im MB berufspolitisch einen nahtlosen Übergang vom Studium ins Berufsleben zu ermöglichen und jungen Ärztinnen und Ärzten eine eigene Plattform zum intensiven Austausch für ihre Belange auf Bundesebene zu bieten. Derzeit besteht der Rat aus 31 Mitgliedern. Jeder Landesverband des MB entsendet maximal drei Vertreter in den Sprecherrat. Voraussetzung dafür sei, dass sie sich in der Facharztweiterbildung befinden und Mitglieder des MB sind, teilte die Ärztegewerkschaft mit. Die Mitgliedschaft ende automatisch, wenn die Weiterbildung abgeschlossen wurde. Die Mitglieder des Sprecherrates wählen aus ihrer Mitte eine Vorsitzende oder einen Vorsitzenden sowie bis zu zwei Stellvertreter. Derzeit hat Dr. Sonja Mathes aus Bayern den Vorsitz inne. Ihre Stellvertreter Dr. Philipp Schiller und Dr. Jan Galuska kommen aus den Landesverbänden Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz sowie Niedersachsen. Thematisch konzentriert sich der Sprecherrat nicht nur auf die Weiterbildung, sondern beschäftigt sich mit sämtlichen Belangen des beruflichen Alltags junger Ärztinnen und Ärzte, wie zum Beispiel Berufseinstieg, die ersten Jahre als Ärztin oder Arzt sowie die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf. rurg mich aus meiner Unwissenheit erlöst. Die Prüferinnen und Prüfer aus der Orthopädie, Anästhesie und Urologie hören mich den Kloß schlucken, während ich mehr oder weniger zielstrebig durch deren Fragenflut schwimme. Am Ende dieser Prüfung des fächerübergreifenden Lernens wirft der Chirurg mir zu meiner Verwunderung und Erleichterung eine 1,0 hinterher. Offenbar hat die Analvenenthrombose mich gerettet. Ich weiß jetzt mehr denn je, dass ich mich auf einer Reise befinde. Ich bin noch nicht da, wo ich mich selbst sehe und wo ich als Arzt sein will. Ich werde noch viel schwimmen müssen und mir wird noch häufig der Hintern gerettet. Und irgendwie kann ich mich trotzdem darauf freuen. Wie erlebt Ihr das Medizinstudium? Schreibt mir unter medizinstudium@ aekno.de. Mail aus Bonn Lüko Fischer Foto: privat Ein weiterer Schwerpunkt ist die Vorbereitung auf die Facharztprüfung. Der Sprecherrat sieht seinen Auftrag darin, diese Themen sichtbar zu machen. Interessierte Ärztinnen und Ärzte, die sich für die Mitarbeit im Sprecherrat interessieren und Mitglied im MB sind, können sich an ihren jeweiligen Landesverband wenden. Dieser koordiniert, wen er als Vertreterin oder Vertreter in den Sprecherrat entsendet. Darüber hinaus gibt es zum Beispiel im Landesverband Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz die Möglichkeit, am Arbeitskreis „Junge Ärztinnen und Ärzte“ mitzuwirken. Weitere Informationen zum Sprecherrat unter www.marburger-bund.de/weiter bildung/junge-aerztinnen-und-aerzte. bre Die drei Vorsitzenden des Sprecherrats der sich weiterbildenden Ärztinnen und Ärzte im MB. v. l. n. r.: Dr. Jan Galuska, Dr. Sonja Mathes und Dr. Philipp Schiller. Foto: Mark Bollhorst / Marburger Bund Organisationen der Jungmediziner Das Rheinische Ärzteblatt stellt an dieser Stelle in loser Folge Organisationen und Vereinigungen vor, die die Interessen von Medizinstudierenden sowie von Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung vertreten und sie in ihrer medizinischen Laufbahn unterstützen. bre
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