Rheinisches Ärzteblatt 11/2025

Gesundheits- und Sozialpolitik 20 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 11 / 2025 Matthias Heidmeier, Staatssekretär im NRW-Gesundheitsministerium, sprach sich bei der Eröffnung des Kongresses ä25 am 7. Oktober in Bonn für die Einführung eines Primärarztsystems aus, erteilte aber der Wiedereinführung der Praxisgebühr eine Absage. von Marc Strohm Zwar schneide das deutsche Gesundheitssystem im internationalen Vergleich insgesamt sehr gut ab, betonte Matthias Heidmeier, Staatssekretär im nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerium bei der Eröffnung des Kongresses ä25. Gleichzeitig nehme die Unzufriedenheit in der Bevölkerung beispielsweise aufgrund langer Wartezeiten auf Facharzttermine aber spürbar zu. „Eine gute gesundheitliche Versorgung ist ein wesentlicher Pfeiler unserer Demokratie“, sagte Heidmeier. Es sei die gemeinsame Aufgabe aller Akteure im Gesundheitswesen, eine gerechte und flächendeckende Versorgung sicherzustellen. „Weder Wohnort noch finanzielle Situation dürfen darüber entscheiden, welche Qualität an medizinischer Versorgung jemand erhält“, betonte der Staatssekretär. Lob für NRW-Krankenhausreform Als bedeutenden Schritt zur Verbesserung der Versorgungsqualität lobte Heidmeier die Krankenhausreform, die zurzeit in Nordrhein-Westfalen umgesetzt wird. Er bekräftigte das Ziel der Landesregierung, dass 90 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in NRW innerhalb von rund 20 Autominuten ein Krankenhaus der Grund- und Notfallversorgung erreichen können sollen. Im ambulanten Bereich bedarf es laut Heidmeier einer gezielteren Steuerung der Patientinnen und Patienten. Mit knapp einer Milliarde Arzt-Patienten-Kontakten pro Jahr liege Deutschland europaweit an der Spitze, viele Facharztpraxen seien mittlerweile stark überlastet. „Patienten müssen besser durch das Gesundheitswesen geleitet werden“, betonte Heidmeier. Er sprach sich deshalb für die Einführung eines Primärarztsystems aus, das jedoch noch im Detail ausgestaltet werden müsse. Einer Wiedereinführung der Praxisgebühr, wie sie 2004 umgesetzt wurde, erteilte er hingegen eine Absage. Als eine der größten Herausforderungen benannte Heidmeier den zunehmenden Ärztemangel. Mitverantwortlich dafür seien auch die Länder, die es versäumt hätten, die Zahl der Studienplätze entsprechend aufzustocken. Die Ausweitung der Studienplatzkapazitäten, wie sie derzeit in NRW stattfinde, sei daher ein wichtiger Schritt. Zugleich sei Deutschland langfristig auf qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. „In vielen Regionen sind ausländische Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte aus dem Versorgungsalltag nicht mehr wegzudenken“, so der Staatssekretär. Vernetzung verbessern, Daten nutzbar machen Großes Potenzial sieht Heidmeier in der elektronischen Patientenakte (ePA) – auch wenn es aktuell noch Verbesserungsbedarf gebe. Ziel müsse es sein, die ePA weiterzuentwickeln und stärker auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten auszurichten, mit schnellem Datenzugriff, hoher Datenqualität und einer nutzerfreundlichen Handhabung. Auch Dr. Sven Dreyer, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, hob die Chancen der digitalen Vernetzung hervor: Die ePA könne maßgeblich dazu beitragen, Informationsverluste zwischen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie Krankenhäusern zu reduzieren und so die Behandlungsqualität zu verbessern. ä25: Über 100 Veranstaltungen in Bonn Der Kongress ä25 fand vom 6. bis zum 11. Oktober im World Conference Center Bonn statt. Auf dem Programm standen mehr als einhundert Seminare, Fortbildungen und Vorträge, darunter Kurse zur Sonografie und Didaktik-Seminare für Weiterbilder. „Mit seinem vielfältigen Programm leistet der Kongress ‚ä‘ einen wichtigen Beitrag zur Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung, indem er Ärzte und Medizinische Fachangestellte gezielt und auf dem neuesten Stand der Wissenschaft fortbildet“, betonte Professor Dr. Gisbert Knichwitz, MBA, Vorsitzender des Fortbildungsausschusses der Nordrheinischen Akademie, die den Kongress „ä“ seit 2023 in Bonn ausrichtet. NRW-Staatssekretär Heidmeier spricht sich für Primärarztsystem aus Die Ärztekammern in Nordrhein-Westfalen, das Klinikum Leverkusen und Experten der Polizei haben im Rahmen des landesweiten Präventionsnetzwerks „Sicher im Dienst“ ein Curriculum für ein Deeskalationstraining entwickelt. Dieses richtet sich gezielt an die Anforderungen in der Patientenversorgung und vermittelt Beschäftigten in Krankenhäusern, Arztpraxen und anderen Gesundheitseinrichtungen einen professionellen Umgang mit aggressivem Verhalten. Das Curriculum zur Ausbildung von Deeskalationstrainerinnen und -trainern wurde am Rande des ä25-Kongresses vorgestellt, in dessen Rahmen auch die erste Fortbildung speziell für den Gesundheitsbereich stattfand. Um möglichst viele Beschäftigte im Gesundheitswesen zu erreichen, übernehmen die Ärztekammern die Ausbildung der Trainerinnen und Trainer über ihre Fortbildungsakademien. Informationen zum Curriculum unter: https://www.akademie-nordrhein.de Fortbildung auf dem ä25: Erfahrene Trainer vermitteln Techniken zur Gefahrenabwehr. Foto: Peter Weihs Deeskalationstraining für Gesundheitsberufe

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