Kammerversammlung Warnung vor Reformstillstand Umgang mit der Angstdiagnose Krebs Menschen, die den Krebs überwunden haben, helfen akut Erkrankten Das Motto lautet: „Komm‘, wie du bist“ Kölns kleinste Praxis behandelt Wohnungslose und Bedürftige Modellprojekt in Nordrhein Physician Assistants: Hoffnung oder Konkurrenz in der Praxis? Dezember 2024 Heft 12 / 29.11.2024 79. Jahrgang Körperschaft des öffentlichen Rechts Körperschaft des öffentlichen Rechts
Kammersymposium Update Ethik Freiverantwortlichkeit In Grenzsituationen nicht allein Wir sind für Sie da: Medizinethische Beratung der Ärztekammer Nordrhein CME-Punkte Die Veranstaltung ist mit 4 Fortbildungspunkten anerkannt. Die Teilnahme ist kostenfrei. Begrüßung und Moderation Einführung Freiverantwortlichkeit aus ethischer Perspektive – Einführende Bemerkungen Freiheit versus Verantwortlichkeit: Freiverantwortlich- keit aus psychiatrischer Perspektive Freiverantwortlichkeit aus ethischer und juristischer Perspektive Pause Selbstbestimmtes Sterben in der politischen Debatte Freiverantwortlichkeit aus politischer Sicht Gemeinsames Verständnis der Freiverantwortlichkeit?! Zusammenfassung, Ausblick und Danksagung Prof. Dr. med. Susanne Schwalen, Geschäftsführende Ärztin der Ärztekammer Nordrhein Dr. med. Sven Christian Dreyer, Präsident der Ärztekammer Nordrhein Univ.-Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Dr. phil. Dominik Groß, Leiter des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der RWTH Aachen, Vorsitzender des Klinischen Ethik-Komitees des Universitätsklinikums, Mitglied des Gründungsausschusses „Ethikkomitee zu medizin- und berufsethischen Fragestellungen“ der Ärztekammer Nordrhein Prof. Dr. med. Barbara Schneider, M. Sc., MHBA, Chefärztin, Abteilung Abhängigkeitserkrankungen, Psychiatrie und Psychotherapie, LVR-Klinik Köln, Vorsitzende des Nationalen Suizidpräventionsprogramms (NaSPro) Prof. Dr. iur. Helmut Frister, Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht und Strafprozessrecht an der juristischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Mitglied der Ethikkommission der Ärztekammer Nordrhein Katrin Helling-Plahr, Rechtsanwältin und Fachanwältin für Medizinrecht, ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses und Mitglied im Richterwahlausschuss sowie stellvertretendes Mitglied im Gesundheits- und Familienausschuss des Deutschen Bundestages, rechtspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion Prof. Dr. Lars Castellucci, Professor für Nachhaltiges Management, insbesondere Integrations- und Diversity Management an der Hochschule der Wirtschaft für Management (HdWM) in Mannheim, Vorsitzender des Ausschusses für Inneres und Heimat und Beauftragter für Kirchen und Religionsgemeinschaften der SPD- Bundestagsfraktion Prof. Dr. med. Susanne Schwalen mit Univ.-Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Dr. phil. Dominik Groß, Prof. Dr. med. Barbara Schneider, Prof. Dr. iur. Helmut Frister, Katrin Helling-Plahr, Prof. Dr. Lars Castellucci Prof. Dr. med. Susanne Schwalen Mittwoch, 29. Januar 2025, 16:45 – 20:15 Uhr Anmeldung und Information Die Teilnahme ist kostenfrei. Anmeldungen zur Veranstaltung sind erforderlich bis zum 24.01.2025 und können online durch- geführt werden unter: www.aekno.de/veranstaltungen. Fragen zur Veranstaltung beantwortenIhnen das Team des Veranstaltungsmanagement unter 0211 4302 2216, veranstaltungen@aekno.de oder Stefan Kleinstück, Referent Ressort II, 0211 4302 2208, stefan.kleinstueck@aekno.de. Illustration: stock. adobe.com/© augusta16; tina ennen Online
Rheinisches Ärzteblatt / Heft 12 / 2024 3 Heft 12 • Dezember 2024 Winter des Stillstands Der Termin für die Neuwahlen nach dem Ampel-Aus steht fest. Im Februar soll in Deutschland gewählt werden. Bundeskanzler Scholz hat zwar angekündigt, dass seine Minderheitsregierung bis dahin noch wichtige Gesetzesvorhaben voranbringen will. In seiner Aufzählung fehlen aber Gesetze aus dem Gesundheitswesen. Bitter für uns ist, dass wir angesichts unserer unübersehbaren Probleme in der ambulanten und stationären Versorgung daher weiter auf die versprochene Entbudgetierung der Hausärztinnen und Hausärzte, die Anhebung der Bagatellgrenzen für Regresse, die Reform von Notfall- und Rettungsdienst und die dringend benötige Entbürokratisierung warten müssen. Bundesgesundheitsminister Lauterbach wird für die längst versprochenen Reformen wohl keine Mehrheiten bekommen. Aus dem von ihm angekündigten Herbst der Reformen wird ein Winter des Stillstands werden. Dass nun ein Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz, ein Gesetz zur Stärkung der Öffentlichen Gesundheit, ein Gesetz zur Notfallreform, ein Gesetz zur Lebendorganspende, ein Gesetz zur Suizidprävention nicht mehr umgesetzt werden, liegt auch an der fragwürdigen Priorisierung von Gesetzesvorhaben im Hause Lauterbach. Ob die Teillegalisierung von Cannabis tatsächlich wichtiger war als die Entbürokratisierung des Gesundheitswesens mit der Schaffung von dringend benötigter Patienten-Arzt-Zeit, muss unter Versorgungsgesichtspunkten sicherlich bezweifelt werden. Ob ein Krankenhaustransparenzgesetz mit seinem unbrauchbaren Klinikatlas wirklich vor der eigentlichen Krankenhausreform verabschiedet werden musste, darf ebenfalls in Frage gestellt werden. Beide Gesetze stehen für einen Politikstil, der ein mir unerklärliches Maß an Misstrauen gegenüber der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen in sich trägt. Und sie stehen für einen Politikstil, der nicht auf Beteiligung und Dialog setzt, sondern auf Konfrontation. Wir wissen heute nicht, welche Regierung wir im kommenden Frühjahr erhalten werden. Wir würden uns aber sehr wünschen, wenn sich dieser Politikstil nicht weiter fortsetzt. Die Akteure der Selbstverwaltung sind in den zurückliegenden drei Jahren immer unzureichender in gesundheitspolitische Prozesse und Gesetzgebungsverfahren im Bund einbezogen worden. Das hat den meisten Gesetzen hinsichtlich ihrer Praktikabilität, Sachgerechtigkeit und ihrem Nutzen für unsere Patientinnen und Patienten nicht gutgetan. Wir brauchen daher ein neues konstruktives Miteinander in der Gesundheitspolitik. Dass so ein Miteinander möglich ist, haben wir in NRW bei der Gestaltung der Krankenhausplanung gezeigt. Neben dem Willen zur Kooperation brauchen wir zudem einen Plan, wie wir mit begrenzten Ressourcen eine gute Gesundheitsversorgung aufrechterhalten können. Dazu gehören für mich eine bessere Koordination im Gesundheitswesen, eine praxistaugliche und von Praktikern gestaltete Digitalisierung inklusive Entbürokratisierung, eine systematische Ambulantisierung, die Umsetzung des Masterplans 2020 sowie die Förderung von Gesundheitskompetenz und Prävention. Hoffen wir, dass wir mit diesen Anliegen bei der nächsten Regierung auf offene Ohren treffen. Dr. Sven Dreyer, Präsident der Ärztekammer Nordrhein Foto: Jochen Rolfes
Institut für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein Tersteegenstraße 9, 40474 Düsseldorf Tel.: +49 211 4302-2751 E-Mail: iqn@aekno.de Die Veranstaltungen sind kostenfrei und mit je 3 Fortbildungspunkten anerkannt! Anmeldung erforderlich: www.iqn.de/Fortbildungen des IQN Internet: www.iqn.de Im Fokus: HIV Mittwoch, 04. Dezember 2024, 15:30 – 17:45 Uhr, Live Online-Seminar • HIV – Aktueller Stand der Therapie, was hat sich in den letzten Jahren verändert? • Update 2024: HIV-assoziierte neurologische Erkrankungen • Menschen mit HIV in der Sprechstunde – Aktuelles zu Prävention, Epidemiologie und Co-Infektionen Prof. Dr. med. Gabriele Arendt, Dr. med. Ulrike Haars, PD Dr. med. Björn-Erik Ole Jensen, Dr. med. Sabine Mewes I m Fokus: Rheumatologie Mittwoch, 26. Februar 2025, 15:30 – 17:45 Uhr, Live Online-Seminar • Diagnostisches und therapeutisches Vorgehen bei rheumatologischen Erkrankungen • Labordiagnostik bei rheumatologischen Erkrankungen • P hysiotherapie bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen – Bewegung erhalten, Leben gestalten • Autoinflammation und Autoimmunität – von der Pathophysiologie zur Klinik • Monogenetische, erworbene Autoinflammationserkrankung (VEXAS) PD Dr. med. Björn Bühring, Dr. med. Andreas Dormann, Dr. med. Christina Düsing, PD Dr. med. Oliver Sander, Regine Astrid Schmidt, Dr. med. Sabine Mewes Anzeige Praxissoftware im Capybara-Style Capybaras leben sowohl im Wasser als auch an Land. Die Praxissoftware medatixx ist auch mit zwei Orten verwachsen: medizinische und persönliche Daten liegen lokal, öffentliche Listen, Ziffern und Kataloge sind in der Cloud gespeichert und damit immer aktuell. Cabybaras sind äußerst anpassungsfähig. Auch die Praxissoftware medatixx kann sich individuell an Ihre Bedürfnisse anpassen. Dafür haben wir eine Vielzahl an Add-ons und spezielle Pakete für verschiedene Fachrichtungen, Organisationsformen und Praxisgrößen im Angebot: mein.medatixx.de/angebote © StockUp | Adobe Stock DON’T WORRY BE CAPY!
Rheinisches Ärzteblatt / Heft 12 / 2024 5 Woher hast du die tollen Haare? Angstdiagnose Krebs: Häufig kann jemand, der das gleiche Schicksal erlitten und den Krebs bereits überwunden hat, ein besserer Ratgeber sein als Ärztinnen und Ärzte, Pfleger oder Angehörige. Die Universitätsklinik Düsseldorf hat erfolgreich ein Peer-Mentoren-Programm initiiert. „Wenn wir nicht helfen, dann tut es keiner“ In der CAYA-Praxis in Köln-Mülheim betreuen gut 20 Ärztinnen und Ärzte ehrenamtlich Wohnungslose und Bedürftige. Viele Patienten sind nicht mehr „wartezimmerfähig“ und scheuen die Regelversorgung – mit schwerwiegenden Folgen für deren Gesundheit. Heft 12 • Dezember 2024 Meinung Winter des Stillstands Seite 3 Magazin Seite 6 bis 10 Elektronische Patientenakte: NRW wird Modellregion · Vor 50 Jahren · 49 Jahre erfolgreiche Schlichtung · Die Ärzteschaft trauert um Professor Dr. Karsten Vilmar · Kammer Online · Erste Hilfe: Helfen statt zusehen · Krankenhausreform NRW: Umsetzungsfrist verlängert · Studium und Berufseinstieg Thema Warnung vor Reformstillstand Seite 12 Spezial Woher hast du die tollen Haare? Seite 20 Gesundheits- und Sozialpolitik Krankenhausreform: NRW und der Bund verfolgen unterschiedliche Strategien Seite 23 Im Rückblick durch das Jahr 2024 Seite 24 Physician Assistants in der Praxis: Hoffnung oder Konkurrenz? Seite 26 Praxis Personalfindung: KVNO und Arbeitsagentur unterstützen Praxen Seite 29 Verbot von Vorher-Nachher-Bildern bei Werbung für Faltenunterspritzung – Folge 144 der Reihe „Arzt und Recht“ Seite 30 Forum „Wenn wir nicht helfen, dann tut es keiner“ Seite 31 Klinische Ethikberatung: Mutilierender Eingriff bei einem Kind Seite 33 Revision der Deklaration von Helsinki Seite 35 Fortbildungsveranstaltungen der Ärztlichen Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung in Nordrhein Seite 36 RÄ Regional Seite 39 An Rhein und Ruhr Seite 41 Kulturspiegel Verwechselungsspiel der Götter Seite 42 Amtliche Bekanntmachungen Seite 43 Amtliche Bekanntmachungen der Ärztekammer Nordrhein auf www.aekno.de Amtliche Bekanntmachungen der KV Nordrhein auf www.kvno.de Impressum Seite 43 Mein Beruf „Freud und Leid liegen in der Gynäkologie nah beieinander“ Seite 51 Titelgestaltung: Eberhard Wolf Foto: Jochen Rolfes Kammerversammlung Warnung vor Reformstillstand Angesichts des Bruchs der Regierungskoalition in Berlin hat der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Dr. Sven Dreyer, bei der Kammerversammlung Mitte November in Düsseldorf davor gewarnt, dringend notwendige Reformen im Gesundheitswesen zu verschleppen. Politische Versprechen wie die Entbudgetierung der Hausärzte und die Entbürokratisierung im Gesundheitswesen müssten endlich umgesetzt werden.
Magazin 6 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 12 / 2024 Elektronische Patientenakte NRW wird Modellregion Ab dem 15. Januar 2025 wird die elektronische Patientenakte (ePA) in einer vierwöchigen Pilotphase im Praxisbetrieb erprobt, bevor sie im Anschluss bundesweit ausgerollt werden soll. Zu den bereits aktiven Modellregionen der gematik in Franken und Hamburg kommt jetzt mit NRW das einwohnerstärkste Bundesland mit einem Projekt in ausgewählten Gebieten hinzu. Initiiert und begleitet wird der Testbetrieb von den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) Nordrhein und Westfalen-Lippe sowie der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen – in enger Abstimmung mit der gematik als Nationale Agentur für Digitale Medizin. Ziel der „ePA-Modellregion NRW“ ist es der KV Nordrhein zufolge, in bis zu 100 Praxen erste Erfahrungen zu sammeln und das Feedback direkt an gematik, Bundesgesundheitsministerium, Krankenkassen und Softwarehäuser weiterzugeben. Mit ihrer Teilnahme an der Modellregion leisteten Praxen so einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der digitalen Patientenakte und würden wichtige Voraussetzungen für eine flächendeckende Einführung und den späteren Erfolg der ePA schaffen, erklärte die KV. Alle Informationen unter www.kvno.de/epa-fuer-alle KVNO Blick vor und zurück Leitartikel zwischen den Jahren In der Ausgabe vom 25. Dezember 1974 des Rheinischen Ärzteblatts (RÄ) verfassten der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Dr. Friedrich-Wilhelm Koch, und der Erste Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Dr. Hans Wolf Muschallik, gemeinsam einen Leitartikel. Unter dem Titel „Rückschau und Ausblick“ stellten sie fest, dass viele Menschen verunsichert seien durch eine „Ideologisierung unseres politischen Lebens“. Es sei absurd, „daß die Unzufriedenheit des einzelnen mit steigendem Wohlstand, mit jedem weiteren Ausbau der sozialen Sicherung noch zu wachsen scheint.“ Auch die Ärztinnen und Ärzte spürten die Unzufriedenheit, obwohl das deutsche Gesundheitswesen im internationalen Vergleich eine Spitzenposition einnehme. „Wir stehen in der Arztdichte an der Weltspitze“ und die medizinische Versorgung sei auf einem hohen Niveau. „Und trotzdem war die Kritik am Gesundheitswesen und an der Ärzteschaft noch nie so stark und so allgemein wie jetzt.“ Die beiden ärztlichen Körperschaften seien zu einer sinnvollen Weiterentwicklung des Systems bereit. Allerdings würden sie sich gegen Forderungen nach einer „blindwütigen Systemveränderung“ wehren, hinter der „bei allem verbalen intellektuellen Anstrich häufig nichts anderes steht als unausgegorenes Revoluzzertum“. Gleichzeitig warnten die Vorsitzenden der beiden ärztlichen Körperschaften vor administrativen Maßnahmen, die das Gesundheitswesen „strangulieren, bis die Freiheit der Medizin auf der Strecke bleibt.“ In der gleichen Ausgabe veröffentlichte das RÄ eine Statistik zur Krankenhausversorgung im Land. Demnach standen 1972 in NRW 190.962 Betten in 723 Klinken zur Verfügung. 50 Jahre später sind es noch 112.862 Betten (-40,9 %) in 333 Krankenhäusern (-53,9 %). Diesem Rückgang steht eine deutliche Steigerung der Patientenzahlen gegenüber. Wurden 1972 2,7 Millionen Patienten versorgt, so waren es im Jahr 2022 rund 4,1 Millionen Patientinnen und Patienten, wie das Statistische Landesamt vor Kurzem mitteilte. Das bedeutet ein Plus von rund 34 Prozent. bre Weiterbildung Höhere Förderung Der monatliche Gehaltszuschuss im Rahmen der geförderten Weiterbildung in Arztpraxen wird zum 1. Januar 2025 um 400 Euro auf 5.800 Euro je Vollzeitstelle erhöht. Darauf haben sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), der GKV-Spitzenverband und die Deutsche Krankenhausgesellschaft Ende Oktober geeinigt. Der Betrag orientiere sich an der im Krankenhaus üblichen Vergütung, erklärte die KBV. Die Höhe der Förderzuschüsse nach Paragraph 75a SGB V werde in der Regel alle zwei Jahre überprüft. Gefördert werden im ambulanten Bereich mindestens 7.500 Stellen in der Allgemeinmedizin und weitere 2.000 Stellen in anderen Fächern. HK Pharmadialog NRW Land und Industrie erörtern Chancen Die nordrhein-westfälische Landesregierung will im Rahmen eines Pharmadialogs gemeinsam mit der Industrie bis Ende 2025 ein Chancenpapier erarbeiten. Ziel sei es, Maßnahmen und Entwicklungsperspektiven für einen zukunftsfähigen Arzneimittelstandort NRW aufzuzeigen, wie die Landesregierung mitteilte. 15 Prozent des deutschlandweiten Arzneimittelumsatzes würden in NRW erwirtschaftet. Es gelte, den Standort nachhaltig zu stärken, ihn unabhängiger von globalen Lieferketten zu machen und Forschungsergebnisse schneller in die Praxis zu überführen. Beteiligt am Pharmadialog sind neben der Industrie die Ministerien für Wirtschaft, Gesundheit und Wissenschaft. HK Damit die digitale Patientenakte ein Erfolg werden kann, soll sie in Modellpraxen unter anderem in NRW erprobt werden. Foto: Autun/stock.adobe.com
Magazin Rheinisches Ärzteblatt / Heft 12 / 2024 7 Facharztprüfungen Anmeldeschluss und Termine Der nächste zu erreichende Prüfungszeitraum zur Anerkennung von Facharztkompetenzen, Schwerpunktbezeichnungen und ZusatzWeiterbildungen bei der Ärztekammer Nordrhein ist vom 17. bis 21. März 2025. Anmeldeschluss: Freitag, 31. Januar 2025 Ärztinnen und Ärzte, die zur Prüfung zugelassen sind, erhalten eine schriftliche Ladung mit dem genauen Prüfungstermin und der Uhrzeit mindestens 14 Tage vorher. www.aekno.de/Weiter bildung/Pruefungen ÄkNo Lösungen zur Kasuistik 82 Patientin mit anhaltendem produktiven Husten und thorakalen Schmerzen Richtige Antworten: 1b, 2b, 3c, 4d, 5c, 6a, 7c, 8e, 9a, 10a Folge 83 der Reihe erscheint in der Januar-Ausgabe 2025 des Rheinischen Ärzteblattes und im Internet unter www. aekno.de/cme. bre Krankenhäuser Mehr Ärzte arbeiten Teilzeit Immer mehr Ärztinnen und Ärzte in den Krankenhäusern in NRW arbeiten in Teilzeit. Wie das Statistische Landesamt mitteilte, waren 2023 von den gut 48.000 Ärzten 14.200 teilzeitbeschäftigt, ein Anteil von 29,6 Prozent. Zehn Jahre zuvor hatte deren Anteil noch bei 20 Prozent gelegen. Der Anteil teilzeitbeschäftigter Männer lag gegenüber 2013 mit 19,6 Prozent mehr als doppelt so hoch (9,3 Prozent). HK Gutachterkommission 49 Jahre erfolgreiche Schlichtung Die Gutachterkommission für ärztliche Behandlungsfehler bei der Ärztekammer Nordrhein (ÄkNo) besteht seit 49 Jahren. Ihre Aufgabe ist die objektive sachverständige Begutachtung ärztlichen Handelns mit dem Ziel, dem durch einen Behandlungsfehler in seiner Gesundheit Geschädigten die Durchsetzung begründeter Ansprüche und dem Arzt die Zurückweisung unbegründeter Vorwürfe zu erleichtern. Dr. Sven Dreyer, Ende August neu gewählter Präsident der ÄkNo, und Vizepräsident Dr. Arndt Berson nahmen erstmalig in ihren neuen Ämtern an einer Plenarsitzung der Gutachterkommission teil, die im Oktober im Haus der Ärzteschaft tagte. Dreyer dankte den ehrenamtlich tätigen Juristen und Ärzten in der Kommission für ihre wertvolle Arbeit. So habe die Kommission seit ihrer Gründung 1975 bis heute 68.000 Anträge bearbeitet, etwa 50.000 Erst- und mehr als 12.000 Zweitgutachten erstellt. „Sowohl Patientinnen und Patienten als auch Ärztinnen und Ärzte können in vielen Fällen über den langwierigen Zeitraum einer Arzthaftungsauseinandersetzung eine große persönliche und seelische Belastung erfahren“, sagte Dreyer. Umso wichtiger sei es, dass die Gutachterkommission Vorwürfe niedrigschwellig, zügig und mit hoher fachlicher Expertise außergerichtlich klären könne. Die Plenarsitzungen, in denen sowohl fallbezogene als auch allgemeine medizinrechtliche Fragen diskutiert würden, seien ein Beispiel für den hohen Qualitätsanspruch der Kommission. sas Im Austausch vor der Plenarsitzung (v.l.): Professor Dr. Hans-Friedrich Kienzle, Geschäftsführendes Kommissionsmitglied der Gutachterkommission, Dr. Sven Dreyer, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Dr. Arndt Berson, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein und der Vorsitzende der Gutachterkommission, Präsident des Oberlandesgerichts a.D. Johannes Riedel. Foto: sas Fortbildung: App wird eingestellt Die sogenannte FoBiApp wird ab Ende März 2025 nicht mehr unterstützt und durch zwei neue Webanwendungen abgelöst. Das hat die Landesärztekammer Hessen mitgeteilt, die die App entwickelt hat. Die neue „FoBiApp Web“ sei künftig über den Browser erreichbar. Bundesweit könnten Ärztinnen und Ärzte dort beispielsweise ihr Punktekonto einsehen und nach Fortbildungen suchen. Die FoBiApp Web ist erreichbar unter https://fobiapp.aerztekam mern.de/. Die Meldung von anerkannten Fortbildungsveranstaltungen sei über die separate Webseite https:// punktemeldung.eiv-fobi.de möglich. MST Kurz gemeldet Weniger neue MFA-Auszubildende Die Zahl der neuen Auszubildenden zur oder zum Medizinischen Fachangestellten (MFA) in Nordrhein ist im vergangenen Ausbildungsjahr leicht gesunken. Die Ärztekammer Nordrhein registrierte zwischen dem 1. Oktober 2023 und dem 30. September 2024 insgesamt 2.717 neu geschlossene Ausbildungsverträge. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Rückgang von drei Prozent. Damals wurden 2.801 neue Ausbildungsverträge geschlossen. Die Bestehensquote bei den SommerAbschlussprüfungen lag in diesem Jahr bei 90 Prozent (2023: 82,3 Prozent). Informationen: www.aekno.de/mfa/ ausbildung-pruefung. MST Kindernotfall-App entwickelt Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) hat eine „Kindernotfall-App“ entwickelt, die die gewichtsadaptierte Medikation im Notfall vereinfachen soll. Denn in akut lebensbedrohlichen Situationen zähle die genaue Berechnung der Medikamentendosis für Kinder zu den größten Herausforderungen. Dabei geben die Anwender der DIVI zufolge neben der Indikation mindestens eine Angabe zu Gewicht, Alter oder Größe des Patienten an und erhalten danach eine Übersicht der zu verwendenden Wirkstoffe und deren korrekte Dosierung. https://kindernot fallapp.de/ MST
Magazin 8 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 12 / 2024 Fortbildung Nordrheinische Angebote im Überblick Über den Kasten „Fortbildungen/Tagungen und Kurse“ gelangen Ärztinnen und Ärzte zu sämtlichen Veranstaltungen der Ärztlichen Akademie und der von der Ärztekammer Nordrhein anerkannten ärztlichen Fortbildungen. Da die Datenbank meist mehr als tausend Veranstaltungen beinhaltet, kann die Suche zeitlich und geografisch eingegrenzt oder nach Suchbegriffen gefiltert werden. Ein weiterer Kasten mit dem Titel „Anerkannte Weiterbildungskurse“ führt zu den Kursen nach der Weiterbildungsordnung, Röntgenverordnung oder Strahlenschutzverordnung. Fragen und Anregungen sowie Kritik und Lob zum Internetangebot der Ärztekammer Nordrhein senden Sie bitte an die E-Mail- Adresse onlineredaktion@aekno.de. bre Die Ärztekammer Nordrhein (ÄkNo) in Düsseldorf, die Kreisstellen, das Institut für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein (IQN) sowie die Nordrheinische Akademie bieten im Lauf des Jahres zahlreiche Fortbildungen an. Diese sowie sämtliche von der ÄkNo anerkannten Fortbildungsveranstaltungen externer Anbieter finden sich in einer Datenbank, die unter www.aekno.de hinterlegt ist in der Rubrik „Ärzte“ unter der Unterrubrik „Fortbildung“. Über den Kasten „Veranstaltungen der Ärztekammer und des IQN“ gelangen Besucher der Homepage auf eine chronologische Übersicht der einzelnen Veranstaltungen der Ärztekammer, des IQN und der Kreisstellen. BZgA-Studie Rauschtrinken nimmt wieder zu Exzessiver Alkoholkonsum hat unter Jugendlichen in Deutschland wieder zugenommen. Die Zahl der männlichen Rauschtrinker zwischen 18 und 25 Jahren lag 2023 nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bei 46,2 Prozent. Bei den Frauen dieser Altersgruppen gaben 32 Prozent an, dass sie innerhalb der letzten 30 Tage exzessiv Alkohol konsumiert hatten. Bei den zwölf- bis 17-Jährigen tranken 17,1 Prozent der Jungen und 13,1 Prozent der Mädchen exzessiv. Während der Coronapandemie war das Rauschtrinken der BZgA zufolge aufgrund der eingeschränkten Gelegenheiten deutlich zurückgegangen. MST MedSafetyWeek Sichere Medikation Anlässlich der „MedSafetyWeek“ vom 4. bis zum 10. November riefen Arzneimittelbehörden weltweit dazu auf, Verdachtsfälle von Arzneimittelnebenwirkungen zu melden. Im Fokus standen vermeidbare Nebenwirkungen, die beispielsweise durch Medikationsfehler entstehen. In Deutschland nehmen das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte und das PaulEhrlich-Institut unter www. nebenwirkungen.bund.de Verdachtsmeldungen entgegen und bewerten diese. Ärztinnen und Ärzte, die berufsrechtlich verpflichtet sind, unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu melden, können Verdachtsfälle auch bei der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (www.akdae.de) angeben. MST Nachruf Die Ärzteschaft trauert um Professor Dr. Karsten Vilmar Der langjährige Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages, Professor Dr. Karsten Vilmar, ist im Oktober im Alter von 94 Jahren verstorben. Vilmar habe sich unermüdlich für den Erhalt der ärztlichen Freiberuflichkeit und die Individualität des Patienten-Arzt-Verhältnisses als Grundvoraussetzungen für ein patientengerechtes Gesundheitswesen eingesetzt, erklärte der amtierende Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Klaus Reinhardt. Früh habe er zudem auf den steigenden Bedarf von Gesundheitsleistungen aufgrund des demografischen Wandels hingewiesen und gegen eine starre Kostendämpfungspolitik zulasten der Patientinnen und Patienten gekämpft. Vilmar wurde 1930 in Bremen geboren, studierte Medizin in München und kehrte für seine chirurgische Weiterbildung in seine Heimatstadt zurück. Von 1964 bis 1995 war er Leitender Oberarzt der unfallchirurgischen Klinik der Städtischen Krankenanstalten Sankt-Jürgen Straße in Bremen. Dort begann auch sein berufspolitisches Engagement im Marburger Bund, an dessen Bundesspitze er von 1975 bis 1979 stand. Von 1978 bis 1999 war er Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages. Auf internationaler Ebene war er unter anderem im Vorstand des Weltärztebundes vertreten. Vilmars außergewöhnliches Engagement für die Ärztinnen und Ärzte in Deutschland und der Welt würdigte der 103. Deutsche Ärztetag in Köln mit der Verleihung der Paracelsus-Medaille, der höchsten Auszeichnung der deutschen Ärzteschaft. HK Karsten Vilmar war auch lange nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Berufspolitik als Ehrenpräsident des Deutschen Ärztetages und Ehrenvorsitzender des Marburger Bundes gern gesehener Gast bei deren Versammlungen. Foto: Georg Lopata / axentis.de
Magazin Rheinisches Ärzteblatt / Heft 12 / 2024 9 Hartmannbund Gewalt entgegentreten Angesichts zunehmender Gewalt in der Gesellschaft, die sich immer häufiger auch gegen medizinisches Personal, Rettungsdienste, Feuerwehr und Polizei richte, hat der Hartmannbund- Landesverband Nordrhein einen „entschlossenen gesamtgesellschaftlichen Einsatz gegen Diskursverengung, Intoleranz und Gewalt zum Schutz der freien Meinungsäußerung und des respektvollen Miteinanders“ gefordert. Deeskalations- oder Selbstverteidigungskurse reichten nicht aus, um der zunehmenden Verrohung entgegenzuwirken, erklärte die Landesdelegiertenversammlung Anfang November in Moers. HK Kursangebot Mentale Erste Hilfe für Jugendliche In Kooperation mit der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention bietet die Barmer seit Ende Oktober kostenfreie Online Kurse „Mentale Erste Hilfe“ für Jugendliche und junge Erwachsene an. Ziel sei es, die jungen Menschen zu befähigen, Anzeichen psychischer Belastungen bei sich selbst und anderen zu erkennen, Belastungen von Erkrankungen zu unterscheiden und den Punkt zu erkennen, ab dem professionelle Hilfe nötig ist, so die Krankenkasse. Nach einer aktuellen Auswertung des BarmerInstituts für Gesundheitssystemforschung hat sich bundesweit die Zahl der Fünf- bis 24-Jährigen, bei denen eine depressive Episode diagnostiziert wurde, seit 2018 um knapp 30 Prozent auf gut 400.000 erhöht. HK Erste Hilfe Helfen statt zusehen Erste-Hilfe-Maßnahmen, wie etwa die Herzmassage, sollten regelmäßig bereits in jungen Jahren erlernt und regelmäßig aufgefrischt werden. Damit steigt die Bereitschaft, diese im Notfall auch anzuwenden. Foto: iStock/stefanamer Wer mit Erste-Hilfe-Maßnahmen vertraut ist, wird diese im Ernstfall auch anwenden, weil keine Sorge besteht, etwas falsch zu machen. Aus diesem Grund forderte die Ärztekammer Nordrhein (ÄkNo) anlässlich des Weltreanimationstages, schon Grundschulkinder an die Erste Hilfe heranzuführen und jährliche Reanimationsschulungen ab der 7. Klasse anzubieten. Der Präsident der ÄkNo, Dr. Sven Dreyer, sagte: „Es macht mir Sorge, dass Menschen an Unfallorten erst einmal ihr Handy zücken, um das Unfallopfer zu filmen, statt Erste Hilfe zu leisten. Ich kann mir das nur so erklären, dass die Menschen mit der Notfallsituation überfordert sind und dann das Falsche tun. Das würde nicht passieren, wenn alle von klein auf lernten, in solchen Situationen richtig zu handeln und sich in die Situation der Opfer einzufühlen.“ Wer als junger Mensch an das wichtige Thema Erste Hilfe herangeführt werde, werde auch als Erwachsener im Notfall Hilfe leisten, so Dreyer. Der Präsident der ÄkNo will sich dafür einsetzen, das Thema in den Schulen mehr in den Fokus zu rücken. Die Ärztekammern in Nordrhein-Westfalen hätten dem Landesschulministerium angeboten, sich bei der flächendeckenden Implementierung von Laienreanimationsschulungen ab der 7. Klasse einzubringen. Würde die Laienreanimation in der Bevölkerung flächendeckend anKrankenhausreform NRW Umsetzungsfrist wird bis 1. April 2025 verlängert Die Krankenhäuser in NRW erhalten für die Umsetzung der neuen Krankenhausplanung mehr Zeit. Zwar werden ihnen die Feststellungsbescheide mit ihrem zukünftigen Leistungsportfolio wie geplant bis Ende dieses Jahres zugestellt. Wirksam werden diese aber erst am 1. April 2025. Für bestimmte Leistungsgruppen solle es eine Übergangsfrist bis zum 31. Dezember 2025 geben, teilte das NRWGesundheitsministerium mit. „Wir müssen den Krankenhäusern in unserem Land schon einen angemessenen Zeitraum geben, damit sie die nötigen Veränderungen umsetzen können, nachdem sie den Feststellungsbescheid erhalten haben“, erklärte Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Die Verschiebung sei vor dem Hintergrund von Planungssicherheit und Umsetzbarkeit in den Krankenhäusern nachvollziehbar, erklärte die Landesvertretung des Verbandes der Ersatzkassen nach einem Gespräch mit dem Minister Mitte November. Das dürfe jedoch nicht dazu führen, die NRW Krankenhausplanung zu verwässern. HK gewendet, ließen sich jedes Jahr in Deutschland rund 10.000 Leben zusätzlich retten. „Um Grundschulen dabei zu helfen, ErsteHilfe-Maßnahmen als Unterrichtsthema zu implementieren, werden wir im Kontext des Gesundheitsförderungsprogramms Gesund macht Schule von AOK Rheinland/Hamburg und der Ärztekammer Nordrhein eine Aufklärungskampagne starten. Neben schriftlichem Informations- und Unterrichtsmaterial werden wir Kurzfilme produzieren und sie für die Arbeit in den Schulen zur Verfügung stellen, damit möglichst alle Schüler lernen, anderen zu helfen“, erklärte der Kammerpräsident. ÄkNo/bre
10 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 12 / 2024 Magazin – Studium und Berufseinstieg Fortbildung Jugendmedizin im Fokus Jugendmedizin und JugendlichenSprechstunde inklusive Krisen bei Adoleszenten stehen am Mittwoch, 11. Dezember 2024 bei einer OnlineFortbildung auf dem Programm. Die Referentinnen und Referenten informieren über gelingende Kommunikation in der Kinderarztpraxis, über Pubertät und jugendmedizinische Themen, die Jugendvorsorge „J1“ sowie über „Teenager in der Krise – heikle Themen“. Veranstalter ist das Kompetenzzentrum Weiterbildung Allgemeinmedizin Nordrhein, das regelmäßig evidenzbasierte, kostenlose und interaktive Seminare für Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung für die Fächer Allgemeinmedizin sowie Kinder- und Jugendmedizin anbietet. Die Kurse behandeln verschiedene Themen, die die angehenden Fachärzte auf die Facharztprüfung und eine ambulante Tätigkeit vorbereiten. Dazu dienen auch praktische Übungen in Kleingruppen mit Kasuistiken aus dem Praxisalltag. Das Online-Seminar am 11. Dezember findet zwischen 14 und 18 Uhr statt. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.kompetenz zentrum-nordrhein.de. bre Service Kostenloses Abo für Studierende Die Ärztekammer Nordrhein bietet Medizinstudierenden der Fakultäten in Aachen, Bonn, Düsseldorf, Duisburg-Essen und Köln, die das neunte Fachsemester erreicht haben, ein kostenloses Abonnement des Rheinischen Ärzteblattes an. Es erscheint monatlich mit Informationen rund um den ärztlichen Beruf, Gesundheits-, Sozial- und Ärztekammerpolitik sowie Fort- und Weiterbildung. Interessierte senden der Redaktion bitte eine E-Mail mit Namen, Anschrift und einer aktuellen Studienbescheinigung an rheinisches-aerzteblatt@aekno.de. bre Marburger Bund Neue Vorsitzende des Sprecherrates für Ärzte in Weiterbildung Die angehende Hautärztin Dr. Sonja Mathes aus München ist neu gewählte Vorsitzende des Sprecherrates für Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung des Marburger Bundes (MB). Mathes, die sich bereits seit drei Jahren im MB engagiert, wird von den Stellvertretern Dr. Philipp Schiller aus Münster und Dr. Jan Galuska aus Oldenburg unterstützt, die ebenfalls neu in den Vorstand des Sprecherrates gewählt wurden, wie der MB kürzlich mitteilte. „Ich sehe uns als neues Trio, das sich für mehr Menschlichkeit und Vernetzung in der Medizin sowie ein besseres Gesundheitssystem einsetzen will“, sagte Mathes. Der interdisziplinäre Austausch junger Ärztinnen und Ärzte untereinander sowie innerhalb des Verbandes seien ihr besonders wichtig. „Eine strukturierte und zeitgemäße Weiterbildung ist der Schlüssel, um Ärztinnen und Ärzte bestmöglich auf die Herausforderungen einer sich wandelnden Medizin vorzubereiten“, ergänzte Mathes Stellvertreter Schiller. bre Montagmorgen, kurz vor acht: Meine Blockgruppe, bestehend aus Freundinnen und neuen Gesichtern, wartet gespannt vor der Bibliothek der Psychiatrie auf den ersten Tag des Blockpraktikumssemesters. Es fühlt sich erst einmal ungewohnt an, nach drei Semestern ganz ohne Vorlesungen und Klausuren, dafür voller Experimente für meine Doktorarbeit, Famulaturen und Reisen wieder hauptamtlich Studentin in der Klinik zu sein. Gleichzeitig freue ich mich auf das Semester: Fünf Monate werden wir durch alle möglichen Fachrichtungen rotieren und unser Wissen um Erfahrungen mit echten Fällen erweitern. Los geht es direkt mit einem Fach, in dem ich mich eher nicht sehe: Psychiatrie. Meine Weiterbildungswünsche hat das Praktikum zwar nicht geändert, aber ich gebe gerne zu, dass zwei Wochen auf der offenen und geschützten Station eine wertvolle Erfahrung für mich waren. Später im Beruf werden mir unweigerlich psychische Erkrankungen begegnen – da hilft es durchaus, schon einmal Anamnesegespräche mit einer depressiven Patientin oder einem psychotischen Patienten, dessen Wahrnehmung sich definitiv nicht mit der Realität deckt, geführt zu haben. Neue Woche, neues Fach: dieses Mal Radiologie, wo unser Sinn fürs Detail geschärft wird. Den kleinen dorsalen Pleuraerguss übersieht man aber auch einfach leicht, wenn einem der ipsilaterale Pneumothorax direkt ins Auge springt! Also vier Tage Röntgen, CT, MRT, radiologische Interventionen und Sonografie. Radiologie ist wirklich interessant und vielseitig; müsste man nur nicht so viel Zeit im Halbdunkel verbringen … Der nächste Montag ist wieder ein erster Tag, jetzt in einer allgemeinmedizinischen Praxis. Der enge Patientenkontakt, der Stellenwert von Sonografie und die Möglichkeit, als Studentin selbstständig den Praxisalltag zu unterstützen, gefallen mir wirklich gut. In der Inneren Medizin fühle ich mich nun mal am wohlsten. Nachmittags und freitags wird das Blockpraktikum durch Vorlesungen ergänzt. Es ist ein wirklich intensives Semester, das mir bis jetzt viel Spaß macht, da jede Woche anders ist und man Einblicke gewinnt, für die man einfach nicht genug Famulaturen machen kann. Wie erlebt Ihr das Studium der Humanmedizin? Schreibt mir unter medizinstudium@aekno.de. Mail aus Aachen Carla Schikarski Foto: privat Dr. Sonja Mathes, angehende Dermatologin aus Bayern, ist neue Vorsitzende des Sprecherrates des Marburger Bundes für Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung. Foto: MB
BERATUNG AUF EINEN BLICK www.aekno.de/aerzte/beratung ARZNEIMITTELBERATUNG Dr. med. Ina Falbrede, 0211 4302 2280 ina.falbrede@aekno.de KRISENINTERVENTION NACH TRAUMATISCHEN ERFAHRUNGEN IM ÄRZTLICHEN BERUF Dr. med. Stefan Spittler, 0172 2425122 dr.stefanspittler@t-online.de BERATUNGSSTELLE FÜR SEXUELLE BELÄSTIGUNG AM ARBEITSPLATZ RAin Katharina Eibl, Aggi Schneider 0211 4302 2306 Katharina.Eibl@aekno.de Aggi.Schneider@aekno.de MOBBINGBERATUNG Stefanie Esper M. A., 0211 4302 2204 stefanie.esper@aekno.de SUBSTITUTIONSGESTÜTZTE BEHANDLUNG OPIOIDABHÄNGIGER Jo Shibata, 0211 4302 2213 stefan.kleinstueck@aekno.de BERUFSRECHTLICHE BERATUNG 0211 4302 2303 rechtsabteilung@aekno.de CIRS-NRW – PATIENTENSICHERHEIT Judith Singer, 0211 4302 2218 judith.singer@aekno.de www.cirsmedical.de/nrw GOÄ Dr. med. Anja Pieritz, Dr. med. Kerrin Prangenberg, Sevda Thomas 0211 4302-2133, -2134, -2135 goae@aekno.de GRENZVERLETZUNGEN UND MISSBRAUCH Dr. med. Axel Herzog, Dr. med. Elisabeth Lüking, Nadja Rößner, Thomas Gröning, 0211 4302 2500 patientenberatung@aekno.de INTERVENTIONSPROGRAMM FÜR ABHÄNGIGKEITSKRANKE ÄRZTE Dr. med. Stefan Spittler, 0172 2425122 dr.stefanspittler@t-online.de PATIENTENBERATUNG Dr. med. Axel Herzog, Dr. med. Elisabeth Lüking, Nadja Rößner, Thomas Gröning 0211 4302 2500 patientenberatung@aekno.de PRÄVENTIONSGESETZ Sabine Schindler-Marlow, Snezana Marijan 0211 4302 2010, -2031 snezana.marijan@aekno.de ARBEITSSICHERHEIT UND BETRIEBSMEDIZIN Stefanie Esper M. A., 0211 4302 2204 stefanie.esper@aekno.de MEDIZINETHISCHE BERATUNG (GRÜNDUNGSAUSSCHUSS) Stefan Kleinstück, 0211 4302 2208 ethikberatung@aekno.de QS-STRAHLENSCHUTZ Dr. med Birgit Hallmann 0211 4302 2290 qsradnr@aekno.de ÄRZTLICHES HILFSWERK Stefan Kleinstück, 0211 4302 2566 aerztliches.hilfswerk@aekno.de WEITERBILDUNG Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner finden Sie auf der Internetseite www.aekno.de/weiterbildung Cameravit/istockphoto.com, denisismagilov/stock.adobe.com, Ed Telling/istockphoto.com, fizkes/stock.adobe.com, Alvaro Heinzen/istockphoto.com, Till Erdmenger, jeremias münch/stock.adobe.com, wavebreakmediaMicro/stock adobe.com, PeopleImages/ istockphoto.com, wavebreakmedia/istockphoto.com, Vassiliki Latrovali, Viktor_ Gladkov, pressmaster/stock. adobe.com, unsplash/gettyimages, alvarez/istockphoto.com, Minerva Studio/Fotolia, virtua73/Fotolia, Westend61/Fotolia
Thema 12 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 12 / 2024 Die Zeiten sind turbulent. Die Koalition aus SPD, Grünen und FDP ist am 6. November zerbrochen, und damit ist das Schicksal einiger gesundheitspolitischer Gesetzesvorhaben, die noch im parlamentarischen Verfahren stecken, ungewiss. Das gilt für die geplante Reform der Notfallversorgung ebenso wie für das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz, das die von der Ärzteschaft lange geforderte Entbudgetierung der hausärztlichen Vergütung vorsieht, oder das von Bundesgesundheitsminister Professor Dr. Karl Lauterbach für diesen Herbst angekündigte Entbürokratisierungsgesetz, das bislang allerdings nicht einmal in Eckpunkten vorliegt. Man könne daher nur an die amtierende Minderheitsregierung aus SPD und Grünen und die Opposition aus Union und FDP appellieren, dringend notwendige Reformvorhaben im Gesundheitswesen in der noch verbleibenden Zeit bis zu den Neuwahlen am 23. Februar 2025 im Bundestag gemeinsam zu beschließen, erklärte der Präsident der Ärztekammer Nordrhein (ÄkNo), Dr. Sven Dreyer, bei der Kammerversammlung am 16. November im Düsseldorfer Haus der Ärzteschaft. Alles andere wäre angesichts der unübersehbaren Probleme in der ambulanten und stationären Versorgung bitter, betonte Dreyer. Das vom Bundestag bereits Mitte Oktober verabschiedete Krankenhausversorgungsstärkungsgesetz (KHVVG) stieß hingegen bei einer Mehrheit der Delegierten auf Ablehnung. Das Gesetz in seiner jetzigen Form sei nicht geeignet, die drängenden finanziellen Probleme der Krankenhäuser in Deutschland zu lösen, heißt es in einem Beschluss. Die Kammerversammlung appellierte deshalb an den Bundesrat, das KHVVG bei seiner nächsten Sitzung am 22. November (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) in den Vermittlungsausschuss zu überweisen, um dringend notwendige Verbesserungen zu verhandeln. Die Kritik der nordrheinischen Delegierten zielte insbesondere auf die im Gesetz vorgesehenen Regelungen für eine Vorhaltevergütung, die sich immer noch zu stark an der Zahl der behandelten Fälle und nicht an den tatsächlichen Kosten unter anderem für das ärztliche Personal orientiere. Dadurch würden insbesondere kleine, bedarfsnotwendige Krankenhäuser auf dem Land benachteiligt. ÄkNo-Präsident Dreyer sparte zudem nicht mit Kritik am Politikstil des Bundesgesundheitsministers. Er beziehe die Expertise der Ärztinnen und Ärzte und deren Selbstverwaltung zu wenig in gesundheitspolitische Vorhaben ein und setze stattdessen auf ministeriell ernannte Experten. „Das hat den meisten Gesetzen hinsichtlich ihrer Praktikabilität, Sachgerechtigkeit und ihrem Nutzen für unsere Patientinnen und Patienten nicht gutgetan“, kritisierte Dreyer. Von der neuen Bundesregierung wünsche sich die Ärzteschaft, dass sich dieser Politikstil nicht weiter fortsetze. Denn die Herausforderungen seien groß. Bleibe die wirtschaftliche Lage schlecht, müssten die Krankenkassen auch in den nächsten Jahren mit weniger Einnahmen auskommen. Zugleich steige der Bedarf an medizinischen Leistungen in einer älter werdenden Gesellschaft. Hier drifteten der Foto: Jochen Rolfes Warnung vor Reformstillstand Der Präsident der Ärztekammer Nordrhein hat angesichts des Bruchs der Regierungskoalition in Berlin davor gewarnt, dringend notwendige Reformen im Gesundheitswesen zu verschleppen. Politische Versprechen, die Hausärzte zu entbudgetieren, Notfallversorgung und Rettungsdienst zu reformieren und das Gesundheitswesen zu entbürokratisieren, müssten endlich umgesetzt werden, forderte Dr. Sven Dreyer bei der Kammerversammlung Mitte November in Düsseldorf. von Heike Korzilius
Thema Rheinisches Ärzteblatt / Heft 12 / 2024 13 Bedarf und eine durch Fachkräftemangel und Bürokratie gekennzeichnete Versorgungsrealität auseinander. Die Folge seien lange Wartezeiten auf Facharzttermine und die Fehlnutzung von Notfallpraxen und Notaufnahmen. Angesichts dieser Entwicklungen sei es unehrlich, wenn die Politik an ihrem uneingeschränkten Leistungsversprechen festhalte, betonte Dreyer. Patienten besser steuern Einen Lösungsansatz sieht die Kammerversammlung in einer besseren Steuerung der Patienten in die für ihre Beschwerden angemessene Versorgungsebene. In einem Beschluss sprachen sich die Delegierten für die Einführung eines freiwilligen Primärarztsystems sowie eine „ehrliche Priorisierungsdebatte im Bundestag“ aus. Wenn Patientinnen und Patienten sich nicht an einen Hausarzt oder eine Hausärztin binden wollten, müssten sie für den ungehinderten Zugang zur Versorgung gegebenenfalls mehr bezahlen, heißt es dort. „Die nächste Bundesregierung sollte genau da ansetzen, um Fehlnutzung und teure Doppelbehandlungen auch im Sinne des Patientenschutzes zu verhindern“, betonte Dreyer. Klare und vernetzte Behandlungspfade braucht es dem ÄkNo-Präsidenten zufolge auch in der Notfallversorgung. Die von Bundesgesundheitsminister Lauterbach geplante Einrichtung von integrierten Notfallzentren an Krankenhäusern und die Zusammenlegung der Notrufnummern 112 und 116 117 seien Schritte in die richtige Richtung. Die im Gesetzentwurf zur Notfallreform vorgesehene Verpflichtung der Kassenärztlichen Vereinigungen, telemedizinische Versorgung und Hausbesuche rund um die Uhr, also auch zu den normalen Praxisöffnungszeiten, sicherzustellen, schaffe hingegen unnötige Doppelstrukturen und eine unangemessene Anspruchshaltung bei den Patienten, kritisierte Dreyer. Statt unerfüllbare Leistungsversprechen zu machen und damit einen gefährlichen Keil zwischen Patienten und Ärzte zu treiben, sollten sich Politik und Kassen ernsthaft überlegen, wie bürokratische Lasten reduziert werden könnten. Das schaffe schnell mehr Arzt-Patienten-Zeit, ohne dass man dafür mehr Geld in die Hand nehmen müsse. Viele Menschen suchten zudem aus Unwissenheit oder Angst die Notaufnahmen auf, räumte Dreyer ein. Hier gelte es, Gesundheitskompetenz, möglichst von Kindheit an, zu stärken und mehr Aufklärungsarbeit zu leisten. Für die akute Finanznot der gesetzlichen Krankenkassen machte der ÄkNo-Präsident die scheidende Bundesregierung mitverantwortlich. „Hätte die Ampelregierung, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, den Bundeszuschuss für versicherungsfremde Leistungen erhöht und die Refinanzierung der GKV-Ausgaben für Empfänger von Bürgergeld aus Steuermitteln umgesetzt, stünden den Kassen ausreichend Mittel zu Verfügung, um die Gesundheitsversorgung der Patienten zu finanzieren“, sagte Dreyer. Doch statt das GKV-System zu entlasten, werde es mit immer neuen versicherungsfremden Leistungen belastet. Jüngstes Beispiel: der sogenannte Transformationsfonds zur Finanzierung der Krankenhausreform, zu dem die Kassen 25 Milliarden Euro aus Versichertengeldern beisteuern sollen. Das sei aus Sicht der Kassen auch verfassungsrechtlich bedenklich, erklärte Dreyer. Allerdings werde die gewünschte Kliniktransformation nicht gelingen, wenn sie nicht finanziell unterfüttert werde. 70 Prozent der Krankenhäuser schrieben schon heute rote Zahlen. Der Um- und Aufbau, aber auch der Abbau von Kapazitäten werde sie ohne finanziellen Ausgleich in die Insolvenz treiben. „Eine Katastrophe für die Patientenversorgung“, so Dreyer. Konzentriert: Die Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein kam Mitte November zu ihrer ersten regulären Arbeitssitzung in der neuen Legislaturperiode zusammen. Foto: Jochen Rolfes Dr. Sven Dreyer, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, sparte nicht mit Kritik am Politikstil von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Foto: Jochen Rolfes
Thema 14 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 12 / 2024 diesem Zusammenhang NRW-Gesundheitsminister KarlJosef Laumann für seine Bereitschaft, auf die berechtigten Sorgen der Selbstverwaltung einzugehen. Diese pragmatische Vorgehensweise stimme ihn optimistisch, dass die Krankenhausplanungsreform in NRW gelingen könne, ohne die Patientenversorgung zu gefährden. Die Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung werde die beabsichtigte Spezialisierung der Krankenhäuser allerdings vor Herausforderungen stellen, denn viele Kliniken würden nicht mehr das gesamte in der Weiterbildungsordnung festgelegte Leistungsspektrum anbieten können. Hier seien auch die Ärztekammern gefragt, so Dreyer. „Wir müssen verhindern, dass sich Weiterbildungszeiten wegen häufiger Stellen- und Wohnortwechsel verlängern, schon allein damit sich der Mangel an Fachärztinnen und Fachärzten nicht weiter verschärft und darüber neue Wartezeiten für Patienten entstehen.“ Resolution gegen Gewalt Die Kammerversammlung nahm zwei aktuelle Vorfälle zum Anlass, sich noch einmal klar gegen die zunehmende Gewalt in medizinischen Einrichtungen auszusprechen. Im September war in einem Essener Krankenhaus ein Reanimationsteam von Angehörigen angegriffen worden, eine Ärztin wurde dabei schwer verletzt. Nur einen Monat später kam es in einem Wuppertaler Krankenhaus bei einem Streit unter zwei Besuchern zu einer Messerstecherei. In einer Resolution hat die Kammerversammlung deshalb dazu aufgerufen, Gewalt gegen Gesundheitsberufe systematisch zu erfassen und konsequent strafrechtlich zu verfolgen. Derartige Taten seien nicht nur ein Angriff auf die seelische und körperliche Unversehrtheit des medizinischen Personals, sondern auf das gesamte Gesundheitssystem. Wenn Helfer aus Angst vor Übergriffen psychisch belastet seien oder sich ganz aus ihrem Beruf zurückzögen, schade das auch der Patientenversorgung. Vor diesem Hintergrund sei auch die Gesellschaft aufgefordert, jede Form von Gewalt gegenüber Gesundheitspersonal zu ächten. Nach Ansicht von Dr. Oliver Funken, Rheinbach, muss man die zunehmende Gewalt in medizinischen Einrichtungen im Gesamtkontext sehen. Die soziale Sicherheit bröckele, das verunsichere die Patienten. Deren Frustration schlage dann häufig um in Gewalt, die aber natürlich keine Lösung sei. Funken sieht das Land NRW und den Bund in der Pflicht, für eine konsequente Strafverfolgung der Täter zu sorgen. Dr. Stefan Schröter, Essen, sieht die zunehmende Gewalt gegen Helfer als Ausdruck allgemeiner Verrohung in der Gesellschaft, die über die sozialen Medien zusätzlich geboostert werde. „Wir erleben in allen Bereichen eine Diskursverengung, die das Gegenüber in seiner moralischen Autorität herabsetzt, nur weil es anderer Meinung ist“, warnte Schröter vor der Kammerversammlung. Das mache ihn fassungslos. Daniel Wellershaus, Wuppertal, forderte mehr Unterstützung für die ärztlichen Kolleginnen und Kollegen. Es fehle an Präventionsmaßnahmen, Deeskalationstrainings, Handlungsanweisungen, aber auch an NachsorDie Kammerversammlung hat den Jahresabschluss 2023 festgestellt und beschlossen, den Überschuss den Pensionsrückstellungen zuzuführen. Die Kammerversammlung folgte der Empfehlung des Finanzausschusses, den Vorstand für das Haushaltsjahr 2023 zu entlasten. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hat der Ärztekammer einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt. Der Vorsitzende des Finanzausschusses, Dr. Wilhelm Rehorn, verwies bei seinen Ausführungen zum Jahresabschluss 2023 insbesondere auf die höhere Umlage zur Finanzierung der Bundesärztekammer und die Konkurrenz kostenloser Fortbildungsangebote der Pharmaindustrie, unter der die Ärztliche Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung zu leiden habe. Auf der Grundlage des von der Kammerversammlung beschlossenen Haushaltsplans für das Jahr 2025 bleibt es weiterhin bei einem unveränderten Beitragssatz von 0,54 Prozent. Bei den Gebühreneinnahmen, etwa bei Fachsprachprüfungen oder bei der Anerkennung von Fortbildungsmaßnahmen und den Kostenerstattungen wird für das Haushaltsjahr 2025 mit einer stabilen Steigerung von 3,4 Prozent gerechnet. Bei den Ausgaben schlagen die Erhöhung der Personalausgaben auf der Grundlage tarifvertraglicher Bindung und die erhöhten Sätze der 2025 in Kraft tretenden novellierten Entschädigungsordnung für Ehrenamtsträger zu Buche. Die Verringerung des für 2025 veranschlagten Haushaltsvolumens in Höhe von rund 44 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr um rund sechs Prozent ist darauf zurückzuführen, dass die Einstellung nicht verbrauchter Haushaltsmittel geringer als in den Vorjahren gewesen ist. Die Kammerversammlung beschloss auf gemeinsamen Vorschlag des Aufsichts- und des Verwaltungsausschusses der Nordrheinischen Ärzteversorgung (NÄV) eine Erhöhung der Versorgungsleistungen und Anwartschaften um 0,70 Prozent ab 1. Januar 2025. Außerdem stellte sie den Jahresabschluss 2023 der NÄV fest und entlastete deren Organe für das Geschäftsjahr 2023. Der Geschäftsbericht ist unter www.naev.de abrufbar. TG Haushalt 2025 Dr. Arndt Berson, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein, führte durch die gesundheitspolitische Debatte. Foto: Jochen Rolfes Mit Blick auf die weit fortgeschrittene Krankenhausreform in Nordrhein-Westfalen lobte der ÄkNo-Präsident die verlängerten Übergangsfristen. Das NRW-Gesundheitsministerium hatte angekündigt, zwar wie geplant die Feststellungsbescheide über das zukünftige Leistungsportfolio bis zum Jahresende an die Krankenhäuser zu verschicken. Inkrafttreten werden diese aber erst zum 1. April. Für einige Leistungsgruppen ist eine Übergangsfrist bis Ende 2025 geplant. „Das ist vernünftig“, sagte Dreyer vor der Kammerversammlung. Die Kliniken benötigten einen angemessenen Zeitraum, um notwendige Veränderungen umsetzen zu können. Dreyer lobte in
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