Rheinisches Ärzteblatt 12/2024

Gesundheits- und Sozialpolitik 26 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 12 / 2024 das gesamte Impfmanagement während der Coronazeit hätte mithilfe von PAs viel besser gestemmt werden können. Bestärkt wurden König und Mohrmann von Daria Hunfeld. Die Vorstandsvorsitzende des DGPA e. V. brachte ein konkretes Beispiel aus ihrem Arbeitsalltag in der Klinik ein: „PAs unterstützen bei der Einarbeitung von Weiterbildungsassistenten, sodass diese schneller im OP arbeiten können. Damit entlasten wir zum Beispiel die Oberärztinnen und -ärzte.“ Aber auch für die ambulante Praxis nannte Hunfeld Leistungen, die PAs übernehmen können: die Diagnostik monosymptomatischer Krankheitsbilder wie Halsschmerzen, die Versorgung akuter Wunden, die Vorsorgeuntersuchung ab 35 Jahre. Durch PAs gelinge es, mehr Patientenkontakte herzustellen, die Wartezeit zu minimieren und darüber hinaus die Patientenzufriedenheit zu erhöhen, ebenso wie die Zufriedenheit der Ärztinnen und Ärzte. „Wir sind keine Ärzte light. Wir arbeiten im Feedback-System mit ihnen. Es geht um Delegation und nicht um Substitution“, betonte sie. Professorin Dr. Katharina PAs in Praxen zu integrieren. Dazu stoßen wir gern innovative Projekte an“, sagte KVNO-Chef Dr. Frank Bergmann in seiner Begrüßungsrede. Konkret geht es bei dem Vorhaben darum, Erfahrungen zu sammeln und Erkenntnisse zu gewinnen: Was funktioniert? Was nicht? Dass das Interesse groß ist, belegt die Teilnehmerzahl während der Hybrid-Veranstaltung: Gut 70 Zuhörende waren nach Düsseldorf gekommen, etwa 200 schalteten sich online zu. Auch eine KVNO-Umfrage zum Thema PA belegt, dass die nordrheinische Ärzteschaft Potenzial in diesem neuen Berufsbild sieht. „Es ist in anderen Ländern gelungen, PAs im ambulanten System erfolgreich zu integrieren. Warum sollte es in Deutschland nicht gelingen?“, lautete Matthias Mohrmanns eher rhetorische Frage. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland/Hamburg hegte ebenso wenig Zweifel wie Dr. Carsten König. „PA werden ihren Platz in der Praxis finden“, war sich der KVNO-Vize sicher. Dem erfahrenen Düsseldorfer Hausarzt fielen sofort mehrere Einsatzmöglichkeiten ein. Allein Physician Assistants in der Praxis: Hoffnung oder Konkurrenz? Können Physician Assistants (PA) dafür sorgen, dass Ärztinnen und Ärzte wieder mehr Zeit für ihre Patienten haben? Welche Voraussetzungen müssen dafür geschaffen werden? Bei der Veranstaltung „Zukunft gestalten: Physician Assistants in der ambulanten Praxis“ im Haus der Ärzteschaft im Oktober ging es um genau solche Fragen. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) hatte dazu Vertreter der AOK Rheinland Hamburg, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), der EU | FH in Berlin sowie der Deutschen Gesellschaft für Physician Assistants (DGPA) e. V. nach Düsseldorf eingeladen. Es wurde nicht nur kontrovers diskutiert, sondern auch der Grundstein für den gemeinsamen Weg gelegt: Anfang 2025 startet das KVNO-Modellprojekt „Physician Assistant“. von Jana Meyer Der Balken zur Aussage „verbessert sich“ schnellt sofort in die Höhe und überragt die beiden anderen Abstimmmöglichkeiten mehr als deutlich. Ein klares Ergebnis: Mehr als 90 Prozent der Teilnehmenden beantworten die Frage „Wie verändert sich die Versorgung durch den Einsatz von PAs?“ positiv. Nina Hammes, Geschäftsführerin und Justiziarin der KVNO, startet mit einer LiveUmfrage in die hauseigene Veranstaltung – und liefert mit der Frage „PAs: lang ersehnte Hoffnung — oder eher Konkurrenz?“ den perfekten Einstieg in eine kontroverse Podiumsdiskussion. Anstoß für Innovationen Warum eine Veranstaltung zu diesem Thema? Die KVNO wollte damit erstmals alle wesentlichen Akteure zum Thema PA zusammenbringen, um in einen konstruktiven Austausch zu gehen und sich gemeinsam auf den Weg zu machen. Denn für 2025 soll ein neues Modellvorhaben zum Thema Physician Assistant im Rheinland starten. „Wir sind als KV Nordrhein zu dem Schluss gekommen, dass es viele gute Gründe gibt, Physician Assistants (PA) sind speziell ausgebildete medizinische Fachkräfte, die eng mit Ärztinnen und Ärzten im Sinne der Delegation zusammenarbeiten. Die Ausbildung zum Physician Assistant erfolgt in Deutschland in der Regel über ein Bachelor-Studium, welches mindestens sechs Semester dauert und sich oft an Personen richtet, die bereits eine abgeschlossene Ausbildung in einemGesundheitsberuf haben. Die Ausbildung umfasst theoretische und praktische Inhalte aus der Medizin, etwa Anatomie, Physiologie, Krankheitslehre, Pharmakologie und Diagnostik. Praktische Phasen in medizinischen Einrichtungen sind ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung. Nach dem Studium führen PAs nicht eigenständig Behandlungen durch, sondern arbeiten stets unter ärztlicher Supervision. In der ambulanten Praxis unterstützen sie Ärztinnen und Ärzte bei einer Vielzahl von Aufgaben. Ihre genauen Tätigkeiten hängen von der jeweiligen Praxis ab, können aber folgende Aufgaben umfassen: Durchführung vorbereitender Untersuchungen, Unterstützung bei der Behandlung monosymptomatischer Erkrankungen, Mitwirkung bei Beratung und Aufklärung von Patientinnen und Patienten. Physician Assistants können auch gut eingestellte chronisch Kranke im Rahmen der Disease-ManagementProgramme betreuen und bei Pflegeheimbesuchen unterstützen. Wichtig ist, dass der anstellende Arzt oder die anstellende Ärztin entscheidet, ob und an wen eine Leistung delegiert wird. PAs arbeiten immer unter ärztlicher Anleitung und Verantwortung. Alle Informationen zum Thema gibt es unter www.kvno.de/pa Was sind Physician Assistants?

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