Leitfaden Kommunikation

51 über das Wissen von Patientinnen und Patienten erzählen, mit dem überein, was letztere tatsächlich wissen. Ankündigen: „Es tut mir leid ...“ Die Ankündigung fokussiert die Aufmerksamkeit von Patientinnen und Patienten auf das, was kommt. Manchmal nehmen Betroffene die schlechte Nachricht vorweg: „Ist der Tumor wieder da?“ KISS – Keep It Short and Simple: Die meisten schlechten Nachrichten kann man kurz und einfach übermitteln. Ärztinnen und Ärzte, die lange und kompliziert reden, gehen weniger auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten ein als auf ihre eigenen. Warten: Essenziell nach der Überbringung der schlechten Nachrichten ist eine Pause. Nur so haben Betroffene die Chance, ihre ganz individuellen Reaktionen und ihre momentanen Bedürfnisse zu zeigen. Für Ärztinnen und Ärzte ist dieser Moment oft schwer aushaltbar. Acknowledge patient’s reactions Je nachdem, wie die Reaktionen der Patientinnen und Patienten ausfallen, gehen Ärztinnen und Ärzte entweder mehr auf die Emotionen oder auf das Informationsbedürfnis ein. Zum Umgang mit Emotionen empfehlen sich die Techniken des NURSE (siehe 2.3.). Zum Umgang mit dem Informationsbedürfnis von Patientinnen und Patienten: Techniken zur Informationsvermittlung (siehe 2.4.). Kein vorschneller Trost! Trost ist wichtig, wenn er Mitgefühl vermittelt oder Hoffnungen unterstützt. Wenn er vorschnell gegeben wird, nimmt er Patientinnen und Patienten die Zeit, um sich darüber klar zu werden, um was sie sich sorgen, wovor sie Angst haben und was sie im Moment noch wissen wollen. Develop plans for the near future Wie geht es weiter (nächste Schritte)? Die betroffene Person muss die nächsten Schritte kennen, ein Beispiel: „Als Nächstes kommt jetzt die Operation. Abhängig vom Resultat werden wir dann entscheiden, wie es weitergeht.“ Kann ich die schlechte Nachricht mit guten ergänzen? Beispiel: „Die Therapien, die ich Ihnen vorschlage, sind sehr eingreifend, aber unser Ziel ist es, Sie von der Krankheit zu heilen.“ Wann sehen wir uns wieder? Terminvereinbarung und Erreichbarkeit für Notfälle. Heranführen an spezifische Gesprächssituationen Ärztekammer Nordrhein 50 S etting: Gesprächsrahmen herstellen (Störungen vermeiden, Bezugsperson mit einbestellen etc.) P erception: Wahrnehmung/Informationsstand der betroffenen Person einschätzen (Was weiß sie über ihre Erkrankung?) I nvitation: Einschätzen der Bereitschaft, die „schlechte Nachricht“ aufzunehmen K nowledge: Ankündigung und Mitteilung der relevanten Informationen E mpathy: Emotionen der betroffenen Person beachten und auf diese eingehen (Mitgefühl, emotionale Unterstützung etc.) S trategy and summary: Zusammenfassen und weiteres Vorgehen besprechen Ein derart umfangreiches Modell lässt sich nicht auf alle Situationen des klinischen Alltags übertragen. Eine Unterscheidung zwischen der Mitteilung einer chronischen Erkrankung (beispielsweise Rheuma) oder einer akuten und lebensbedrohlichen Erkrankung (beispielsweise palliative Behandlungssituation bei einer Krebserkrankung) ist sinnvoll. Vor allem bei letzterer ist der zweite Punkt (Perception) umstritten, da sein Befolgen („Haben Sie denn eine Idee, was wir heute miteinander besprechen werden?“) den Patienten / die Patientin unnötig auf die Folter spannt. Es macht aber Sinn, die Erwartungen und Befürchtungen des Patienten / der Patientin zu Beginn des Gespräches zu erfassen, wenn zum Beispiel der onkologischen Fachperson nicht klar ist, ob der Patient / die Patientin überhaupt weiß, dass es jetzt um einen kritischen Befund geht. Mehr an der klinischen Realität orientiert sich das folgende Prozedere, das zudem die basalen Kommunikationstechniken im Bereich von Struktur, Vermitteln von Informationen und Aufgreifen von Emotionen integriert. Es lässt sich mit dem Akronym BAD beschreiben, wobei B für Breaking bad news, A für Acknowledge patient’s reactions und D für Develop plans for the near future steht. Diesem Dreischritt lassen sich die folgenden detaillierten Punkte zuordnen: Breaking bad news Was muss ich wissen? Bevor Ärztinnen und Ärzte Informationen geben, müssen sie sich selbst informieren. Was wissen Patientinnen und Patienten? In Situationen, in denen Ärztinnen und Ärzte mit spezieller Expertise erstmalig hinzugezogen werden, ist es ratsam, Patientinnen und Patienten zu fragen: „Können Sie mir kurz sagen, was Sie über Ihre Krankheit wissen?“, bevor die schlechte Nachricht überbracht wird. Nicht immer stimmt das, was Kolleginnen und Kollegen Heranführen an spezifische Gesprächssituationen Ärztekammer Nordrhein

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