Leitfaden Kommunikation

81 80 Heranführen an spezifische Gesprächssituationen Ärztekammer Nordrhein Ärztekammer Nordrhein Heranführen an spezifische Gesprächssituationen Man könnte kritisch anmerken, dass interkulturelles Übersetzen vor allem dann Sinn macht, wenn klar ist, zwischen welchen Kulturen vermittelt werden soll. Das Problem besteht hier im Kulturverständnis, also der Annahme, es gebe eine kurdische, kosovarische oder anatolische Kultur und diese lasse sich durch entsprechende Kulturstandards definieren. Die Tatsache, dass eine Dolmetscherin oder ein Dolmetscher die Sprache einer anderen Kultur spricht, ist nicht automatisch gleichbedeutend mit der Qualifikation, sich zur kulturellen Identität dieser Patientinnen und Patienten kompetent zu äußern. Letztlich ist die Dolmetscherin oder der Dolmetscher genauso wie eine Fachperson darauf angewiesen, diese Verortung einer kulturellen Identität jeweils neu und sorgfältig durchzuführen. Dolmetschervermitteltes Arzt-Patienten-Gespräch Übelkeit und Schmerzen im Bereich des Brustkorbs www.aekno.de/leitfaden/dolmetscher Dolmetschervermitteltes psychotherapeutisches Erstgespräch www.aekno.de/leitfaden/folter Literatur Angelelli C.: Revisiting the interpreter’s role: a study of conference, court, and medical interpreters in Canada, Mexico and United States. John Benjamins, Amsterdam 2004. Bischoff A. et al.: Language barriers between nurses and asylum seekers: their impact on symptom reporting and referral. Social Science & Medicine. 2003; 57(3): 503–12. Elderkin-Thompson V., Silver R. C., Waitzkin H.:, When nurses double as interpreters: a study of Spanish-speaking patients in a US primary care setting. Social Science & Medicine. 2001. 52(9): 1343–58. Flores G. et al.: Errors in medical interpretation and their potential clinical consequences in pediatric encounters. Pediatrics. 2003; 111(1): 6–14. HHU Düsseldorf, 2014: Dolmetscher-vermitteltes Arzt-Patient-Gespräch unter: http://mediathek.hhu.de/watch/ef478fe0-beb6-49ea-a9be4113e76ac706 [Stand: 19.03.2015] HHU Düsseldorf, 2014: Interkulturelle Kompetenz für kommunale, soziale und klinische Arbeitsfelder unter: http://fit-for-diversity-skills.de/ index.php?id=3 [Stand: 19.03.2015] HHU Düsseldorf, 2014: Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) unter: http://mediathek.hhu.de/watch/4612929d-f0b8-4cac-9a7936f003823995 [Stand: 19.03.2015] Kale E., Syed H. R.: Language barriers and the use of interpreters in the public health services. A questionnaire-based survey. Patient Educ Couns. 2010; 81(2): 187–91. Ngo-Metzger Q. et al.: Providing high-quality care for limited English proficient patients: the importance of language concordance and interpreter use. J Gen Intern Med. 2007; 22 (Suppl. 2): 324–30. Sleptsova M, Hofer G, Morina N, Langewitz W.: The role of the health care interpreter in a clinical setting – a narrative review. J Community Health Nurs. 2014; 31: 167–84. Woloshin S. et al.: Is language a barrier to the use of preventive services? J Gen Intern Med. 1997; 12(8): 472–7. Krystallidou D, Langewitz W, van den Muijsenbergh M: Multilingual health care communication: stubling blocks, solutions, recommendations. Pat Educ Couns 2020; 104: 512–516. 3.12. Gespräch über Patientenverfügungen und Wiederbelebung – rechtliche Rahmenbedingungen Der Wunsch und das Recht auf Selbstbestimmung sowie die Vielfalt der Handlungsmöglichkeiten am Lebensende haben dazu geführt, dass sich immer mehr Menschen frühzeitig selbst für oder gegen medizinische Maßnahmen entscheiden wollen. In diese Entscheidungen fließen die individuellen Wertevorstellungen, Lebenserfahrungen und Haltungen ein, die sich im Laufe eines Lebens bilden. Es ist daher Ziel und gleichzeitig Herausforderung für eine Patientenverfügung, diese Aspekte auf der Grundlage der individuellen Situation der Betroffenen möglichst genau und verständlich abzubilden, um so ein plastisches und nachvollziehbares Abbild der gewünschten oder unerwünschten Behandlungsmaßnahmen zu erhalten. Im Sinne einer auf die Bedürfnisse der einzelnen betroffenen Person zugeschnittenen Behandlung ist es daher sehr begrüßenswert, dass heute immer mehr Menschen eine Patientenverfügung (PV) verfassen – am besten in gesunden Tagen. Der typische Ernstfall, für den sich Patientinnen und Patienten mit einer PV wappnen, ist die Frage nach einer Reanimation bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand. Damit Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte bei der Erstellung einer PV die Urteilsfähigkeit, Wertvorstellungen und Behandlungspräferenzen der Patientinnen und Patienten erfassen können, bedarf es professioneller und kommunikativer Kompetenz. PV halten die persönlichen Wertvorstellungen sowie den Willen einer betroffenen Person fest, für den Fall, dass sie sich nicht mehr äußern beziehungsweise nicht mehr entscheiden kann. Sie muss also mit Angehörigen, Ärzten/Ärztinnen und Pflegekräften über Fragen sprechen, in denen es um schwere Erkrankung, Sterben und Tod geht. Daher löst das Formulieren einer PV per se eine intensive Auseinandersetzung mit schwierigen Themen aus. Vorformulierte PV, die Menschen ohne begleitendes Gespräch mit Ärzten/Ärztinnen oder Pflegekräften und ohne vertiefte Auseinandersetzung mit den Angehörigen unterschreiben, sind von fehlendem bis geringem Nutzen, weil sie meist zu wenig Bezug nehmen auf persönliche Wertevorstellungen und Anliegen. Sie unterstützen die Angehörigen und ärztlichen Fachkräfte in der Regel nicht dabei, ein Verständnis vom tatsächlichen Patientenwillen zu gewinnen. Allerdings scheuen viele Ärztinnen und Ärzte das direkte Gespräch mit ihren Patientinnen und Patienten, wenn es um das Sterben geht. Dies betrifft nicht nur die Pa- tientenverfügung selbst, sondern auch eine konkrete Klärung des Vorgehens bei einem Herz-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=