102 Ärztekammer Nordrhein Aus- und Weiterbildung in ärztlicher Gesprächsführung 4. Aus- und Weiterbildung in ärztlicher Gesprächsführung Seit einigen Jahren nimmt die Kompetenzorientierung einen immer größeren Raum bei der Gestaltung der medizinischen Aus- und Weiterbildung ein. Allerdings wird der Begriff Kompetenz sehr unterschiedlich verwendet, sodass bei der Konzeption und Durchführung von Kommunikationstrainings zunächst geklärt werden muss, was kommunikative Kompetenzen eigentlich sind (Kiessling & Fabry, 2021). Die bekannteste Definition von Kompetenz stammt von Franz E. Weinert, der Kompetenzen wie folgt bezeichnet: „die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen [d. h. willlensbezogenen] und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können.“ (Weinert, 2001) Kompetenzen sind also in hohem Maße zielgerichtet und kontextspezifisch und können am ehesten von der Anforderungsseite her verstanden werden: Wir erleben und bewerten eine Person dann als kompetent, wenn sie in der Lage ist, bestimmte Aufgaben zu lösen bzw. bestimmte Anforderungen zu erfüllen. Dazu muss die Person über ein breites Repertoire an spezifischen Fertigkeiten verfügen (Verhaltens- und Handlungsdispositionen), die bei der Lösung einer Aufgabe organisiert und situationsgerecht eingesetzt werden. Kompetenzen entfalten sich also in einem Prozess, in dem ein Individuum eine Reihe von zielgerichteten, miteinander verbundenen, situativ angemessenen sozialen Verhaltensweisen anwendet, die erlernt werden können (Hargie, 2006). Dazu gehören verbale und nonverbale Verhaltensweisen, die Timing und Kontrolle erfordern (z.B. Wann und wie reagiere ich auf wahrgenommene Emotionen meines Gegenübers?) und von Kontextfaktoren beeinflusst werden. In der sozialen Interaktion, die immer auf andere Menschen bezogen ist, sind solche Kontextfaktoren z. B. eigene Ziele und Ziele des Gegenübers (Was möchte ich in diesem Gespräch
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