Leitfaden Kommunikation

106 Ärztekammer Nordrhein Aus- und Weiterbildung in ärztlicher Gesprächsführung Alle oben erwähnten Lehrmethoden konzentrieren sich letztlich auf beobachtbares Verhalten (Kogan et al., 2009). Was Lernende dazu motiviert, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen, bleibt dabei zunächst unberücksichtigt. Die Reflexion über die dem Verhalten zugrunde liegenden Maximen, Annahmen, Werte und Normen kann z.B. durch Interventionen gefördert werden, in denen Lernende gebeten werden, sich schriftlich zu Erfahrungen zu äußern, die sie beispielsweise mit „schwierigen Patientinnen und Patienten“ oder im Kontakt mit Menschen in schwierigen Lebenssituationen gemacht haben („reflective Writing“, Wald & Reis, 2010; Wear et al. 2012). Auch Anamnese- und Balintgruppen (patientenzentrierte Selbsterfahrung) oder reflektierte Kasuistik sind eine gute Möglichkeit, die eigene Haltung und das eigene Verhalten in konkreten klinischen Situationen mit Patientinnen und Patienten zu reflektieren (Kjeldman & Holmström 2008). Der Erwerb wichtiger Grundlagen, z. B. zu hilfreichen Modellen, Strategien und Techniken, der ärztlichen Kommunikation kann heutzutage im Sinne eines Inverted-Classroom-Konzepts mittels unterschiedlicher E-Learning-Angebote erfolgen (z. B. ÄK Nordrhein; docCom.deutsch: https://doccom.iml.unibe.ch). Eine gelingende Kommunikation mit Patientinnen und Patienten gehört zu den wichtigsten Voraussetzungen ärztlichen Handelns. Angesichts der Komplexität und der Tragweite medizinischer Behandlungsmöglichkeiten auf der einen Seite und der existenziellen Bedeutung von gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Krankheit auf der anderen Seite können kommunikative Kompetenzen für Ärztinnen und Ärzte in ihrer Bedeutung daher kaum überschätzt werden. Allerdings sind sie keine Frage von Begabung oder Erfahrung allein, sondern sie entstehen nur durch spezifische Aus- und Weiterbildung. Hier wurden in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht, sodass die Voraussetzungen für entsprechende Qualifikationsangebote über den gesamten Zeitraum der ärztlichen Berufstätigkeit grundsätzlich gegeben sind. Die erfolgreiche Umsetzung erfordert allerdings die Bereitschaft aller Beteiligten, die Notwendigkeit zum Erlernen, zum Erhalt und zur Weiterentwicklung dieser ärztlichen Kernkompetenz nicht nur zu akzeptieren, sondern aktiv einzufordern. Literatur Bachmann C, Abramovitch H, Barbu CG, Cavaco AM, Dago Elorza R, Haak R, Loureiro E, Ratajska A, Silverman J, Winterburn S, Rosenbaum M. A European consensus on learning objectives for a core communication curriculum in health care professions. Patient Educ Couns 2013; 93: 18–26. Berkhof M., van Rijssen H. J., Schellart A. J., Anema J. R., van der Beek A. J.: Effective training strategies for teaching communication skills to physicians: an overview of systematic reviews. Patient Educ Couns. 2011; 84(2): 152–62. Bokken L. et al.: Instructiveness of real patients and simulated patients in undergraduate medical education: a randomized experiment. Acad Med. 2010; 85(1): 148–54.

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