26 Ärztekammer Nordrhein Grundlagen der Kommunikation umschalten muss. Die Arbeit an der eigenen Fassung hört nie auf, das liegt auch daran, dass zunehmende Erfahrung, eine hierarchisch andere Position und schlicht das Älterwerden dem Gegenüber andere Projektionsflächen bieten, innerhalb derer sich die Erwartungen an die Fachperson immer wieder neu ausrichten. Die professionelle Identität als Ärztin oder Arzt ist also zu unterscheiden von einer alle Fassungen durchdringenden Persönlichkeit, die mit der Forderung nach Authentizität in der Begegnung mit Patientinnen und Patienten häufig angemahnt wird. Diese Forderung leugnet das inhärente Machtgefälle zwischen einer Person, die Hilfe sucht, und einer Person, die diese Hilfe aufgrund ihrer fachlichen Kompetenz hoffentlich anbieten kann: Hier begegnen sich nicht Personen auf gleicher Ebene, die im Umgang miteinander Nähe und Distanz frei regeln können. In einer ‚helfenden Beziehung‘ begegnen sich überspitzt formuliert Macht und Ohnmacht. Das auferlegt der Ärztin oder dem Arzt als ‚mächtiger Person‘ die besondere Verpflichtung, die Verantwortung für eine professionelle Distanz zu übernehmen – und ist nicht die Aufgabe der ‚ohnmächtigen Person‘. Viele Beschwerden von Patientinnen und Patienten betreffen diesen Problembereich: Fachpersonen haben die Verpflichtung zur professionellen Distanz verletzt und eine unangemessene Nähe entstehen lassen. Literatur Langewitz Wolf: Ärztliche Haltung – was ist das und wie kann man es erreichen. Rostocker Phänomenologische Manuskripte Bd. 27, 2017.
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