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Das Dialoghaus im Internet www.dialog-in-hamburg.de www.instagram.com/dialoghaushamburg „Das Essen soll ja auch zum Nachdenken anregen: Ist das Minze? Ist es fruchtig? Ist es süß?“ Anne-Katrin Schmidt werden können und das Vier-Gänge-Menü den gewünschten Erleb- nischarakter hat, passiert sehr viel hinter den Kulissen“, erklärt sie. „Ich plane das Dinner gemeinsam mit einer blinden Kollegin, die das operative Geschäft dann in Eigenregie umsetzt. Als Sehende kann ich mir noch so viel Mühe geben — ich bedenke vielleicht die simpelsten Punkte eines Essens im Dunkeln nicht. Das kann nur ein Betroffener.“ Eine der großen Herausforderungen des Dinners in the Dark ist der hohe Personalaufwand: Ein Kellner bzw. eine Kellnerin bedient hier Tische mit maximal 10 Personen — in einem herkömmlichen Restaurant wären es, je nach Qualitätsanspruch, 15 bis 25. Was genau auf dem Teller liegt, ist vorher nicht bekannt. Dass es erstklassig ist und hervorragend schmeckt, dafür garantiert der bekannte Caterer Lindner Feinkost, mit dem das Dialoghaus seit drei Jahren zusam- menarbeitet. Werden dem erlebnisgastronomischen Event entspre- chend besonders intensiv schmeckende Gerichte serviert? „Unser Caterer kreiert sehr unterschiedliche, interessante kulinarische Erlebnisse und kombiniert ganz besondere Geschmäcke, die gut zu- sammenpassen“, so Anne-Katrin Schmidt. „Das Essen soll ja auch zum Nachdenken anregen: Ist das Minze? Ist es fruchtig? Ist es süß?“ Die Gäste können hautnah schmecken, riechen und fühlen, welchen Einfluss der Verzicht auf den Sehsinn auf die Wahrnehmung unse- res Essens hat — und verleben dabei ein paar gutgelaunte Stunden. Wie vermarktet man das Unsichtbare? Um einerseits den Überraschungseffekt zu bewahren und ande- rerseits klarzumachen, dass Blinde auch nicht einfach „das Licht anschalten können“, gibt es weder von den Räumen des „Dialogs im Dunkeln“ noch vom Dinner in the Dark Fotos. Die Gäste des Dinners müssen neugierig sein und Lust haben, sich auf ein un- bekanntes Erlebnis einzulassen. „Für die Vermarktung ist das eine Herausforderung“, weiß Anne-Katrin Schmidt. Bislang wurde das Dinner eher zurückhaltend beworben, nun hat eine Gruppe Stu- dierender der Beruflichen Schule für Medien und Kommunikation in Hamburg ein Kommunikationskonzept erarbeitet, welches das Dialoghaus so überzeugt hat, dass es ab diesem Sommer umgesetzt wird. Unter dem Motto „Ich schmecke was, was du nicht siehst“ wurden plakative Claims und Bilder entwickelt, die das Unsichtbare sichtbar machen und die Balance zwischen Neugierde-wecken und Nicht-zu-viel-verraten halten. Verstärkte Präsenz in den sozialen Medien soll die neue Kommunikationsstrategie flanieren. Derart aus- gerüstet, dürfte 2019 nicht nur das Dinner in the Dark, sondern auch das Dialoghaus Hamburg noch mal gehörig Zulauf bekommen. 29 CORTISSIMO 10

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