KNOW!S 01-2019

Eine von mehreren Druckhallen auf dem Schaffrath-Campus in Geldern. » Ich hätte nie gedacht, dass sich das alles so entwickelt. Nie! « „Das ist schon krass. Ich hätte nie gedacht, dass sich das alles so entwickelt. Nie!“ Spricht man mit Bernd Susen über die Druckbranche, begibt man sich schnell auf Zeitreise. Als er 1982 als Hilfsarbeiter bei Schaffrath anfing, „wurden noch schwere Bleiplatten durch die Gegend geschleppt“. Zur Bedienung einer Maschine brauchte man drei Drucker und drei Helfer. „Heute sind in einer Minute alle Druckplatten gewechselt. Nach drei Minuten kann die Maschine wieder anlaufen.“ Für den gleichen Auftrag brauchen er und sein Team heute noch die Hälfte der Zeit. Susen sitzt in seinem Büro in der Druckhalle. Ein junger Kollege klopft. „Mahlzeit zusammen!“ Susen — der schon lange kein Hilfsarbeiter mehr ist, sondern Schichtführer und Ausbilder — wird in der Halle gebraucht. Dort steht eine Neuanschaffung. Eine KBA Rapida 106. „Ich habe diese Maschine jetzt auch wieder komplett von Grund auf mit gelernt, damit ich auch selber dran drucken kann.“ Neben der Druckmaschine stehen riesige, farbechte Bildschirme. Mithilfe der Proof-Screens wird die Qualität der bedruckten Bögen überprüft. Hightech trifft hier auf Druckerschwärze. Es macht Susen Spaß, mit der neuen Technik zu arbei- ten. Auch wenn das im Alter nicht leichter werde. Der Drucker ist Jahrgang 1960. „Wenn ich mir die jungen Hüpfer anschaue, die ich selber ausbilde: Tack, tack, tack — schon sind die in den Menüs drin.“ Aber bei aller Liebe zu neuen Herausforderungen: „Der Druck ist größer geworden“, sagt Susen — und meint damit nicht die Branche. Denn die erlebt seit Jahren harte Zeiten und schrumpft. Die Konkurrenz ist groß. Die Margen sind niedrig. Wer sich da Fehler leistet, macht kaum noch Profit. Susen dürfte einige der turbulentesten Jahre der Firma miterlebt haben. Und das will etwas heißen. Schaffrath gibt es schließlich seit 1743. In den 37 Jahren, die er mittlerweile hier arbeitet, hat das Unternehmen nicht nur verschiedene Standorte in der Kleinstadt Geldern zu einem Campus zusammengelegt und mit dem techno- logischen Fortschritt der Branche mitgehalten. Schaffrath hat sich auch neu erfunden. Seit 1995 entwickelt, gestal- tet und produziert Schaffrath auch imWeb. „Anfangs haben wir die neuen Kollegen ein bisschen belächelt. Die haben hier und da eine CD erstellt“, sagt Susen. Seitdem ist viel passiert. Heute entwickeln die Digital-Kollegen Apps, designen Websites und beraten und managen Projekte rund um Redaktionssysteme. „Das ist schon ’ne tolle Geschichte“, so Susen. Nur eins findet er schade: „Früher kannte ich jeden im Unter- nehmen. Mit den meisten war ich per Du. Heute kenne ich viele Kollegen, aber nicht mehr alle — das bringt der Wandel so mit sich.“ 10 Fotos: Georg Schreiber

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