KNOW!S 01-2019

Im Konferenzraum eine Etage weiter oben sitzen zwei Herren, die versuchen, aus diesen unterschiedlichen Arbeitsweisen eine Unternehmenskultur zu schmieden. „Es sind schon unterschiedliche Welten, in denen wir agieren“, sagt Dirk Devers . „Aber dem einen das andere überzustülpen, das wäre nicht gut. Wir müssen beides am Laufen halten.“ Devers ist kaufmännischer Geschäftsführer für den Bereich Druck. Sein Kollege Dirk Alten ist für Vertrieb und Marketing zuständig und findet: „Dem Unter- nehmen tut es unheimlich gut, dass wir uns auch mit Digital-Themen beschäftigen.“ Schaffrath könne Kunden so einen Medienmix aus Print- und Digital-Produkten anbieten. Beides am Laufen halten, heißt auch, mit den Mitarbeitern reden. „Der Kommunikationsbedarf ist erheblich gestiegen“, so Devers. Das Thema treibt die beiden um. Nicht immer kommt alles bei den Mitarbei- tern wie gewünscht an, geben sie zu. „Wir müssen da selbstkritisch sein“, sagt Devers. „ Das Thema Kommuni- kation ist schwer“, sagt Alten. „Wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen.“ Wichtiges Instrument auf dem Weg zu einer besseren internen Kommunikation ist das Mitarbeiterentwick- lungsgespräch. Einzelinterviews, in denen Mitarbeiter ihnen die Meinung sagen können. „Wir hoffen, dass die Leute da ehrlich mit uns sind“, sagt Alten. Ist jemand unzufrieden, wollen die Geschäftsführer immerhin rea­ gieren können. „Ob wir immer alle Probleme abstellen können, das ist dann die andere Frage.“ Nicht zuletzt, weil die wirtschaftliche Situation schwierig ist. Zwar hat sich die Firma auf Zeitschriften spezialisiert. Vor allem mit Magazinen für Verbände hat sich Schaffrath einen Namen gemacht. „Noch gibt es 3.000 Zeitschriften- titel in Deutschland“, so Devers. „Die Spielwiese ist da. Auch wenn das Segment kleiner wird.“ Aber der Preis- kampf ist brutal. Energie- und Papierkosten steigen. Und es gibt immer noch mehrere Tausend Druckhäuser in Deutschland. „Das heißt, da draußen gibt es immer jemanden, der noch günstiger ist“, sagt Alten. „Die größte Herausforderung ist mittlerweile, dass man Pläne aufstellen muss, die nicht mehr das Wort ‚Wachstum‘ enthalten“, sagt Devers. Man merkt, wie ihn — den Controller — das schmerzt. Jedes Jahr fünf Prozent Plus seien nicht mehr drin, die Zeiten des „höher, schneller, weiter“ vorbei. „Und trotzdem muss das Unter- nehmen sich ja noch weiterentwickeln und weiterleben.“ Für die Geschäftsführer bedeutet das, Erfolg neu zu definieren. „Die Branche ist kleiner geworden, und wir gehören weiterhin dazu,“ sagt Devers. Darauf sei man stolz. „Manchmal ist auch das Überleben ein Erfolg.“ Fast gelöst wirken die beiden Männer. Es wird auch mal gelacht. Man muss sich Sisyphos eben als einen glück- lichen Menschen vorstellen. Zumal es eine große Leistung ist, dass es das Familien­ unternehmen noch gibt, mehr als 275 Jahre nach der Gründung, hier in Geldern auf dem flachen Land. Eine Tatsache, für die Drucker Bernd Susen genauso dankbar ist wie Projektmanager Mario Hirschfeld. Keiner der Männer könnte sich vorstellen, in einer Großstadt zu leben. „Wir sind halt hier zu Hause“, sagt Hirschfeld. Eine Agentur wie Schaffrath DigitalMedien finde man „in der Größenordnung, mit dem Professionalitätsgrad normalerweise nur in Großstädten“. Das helfe, die Leute hier zu halten. Sucht Hirschfeld nach neuen Mitarbeitern, sucht er nach „Familienvätern und Müttern, die hier ihr » Dem Unternehmen tut es unheimlich gut, dass wir uns auch mit Digital-Themen beschäftigen. « 12 Foto: Georg Schreiber Seit entwickelt, gestaltet und produziert Schaffrath auch im Web.

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