N
ach furioser Aufholjagd im Ab-
stiegskampf ist die Borussia in die
Spitzengruppe der Liga durchge-
rauscht. Das Spiel des Teams trägt
die Handschrift von Trainer Lucien Favre.
Mittelfeldstar Marco Reus macht häufig den
Unterschied zum jeweiligen Gegner aus.
Der Saisonverlauf
Trotz des Fast-Abstiegs 2011
vertraute die
sportliche Führung dem Team größtenteils
auch in der neuen Spielzeit. Der 1:0-Auftakt-
erfolg in München verlieh der Mannschaft
Flügel, das 5:0 gegen den SV Werder und das
3:0 in Köln waren spielerische Glanzleistun-
gen. Zum Rückrunden-Start wurde der FC
Bayern erneut besiegt (3:1) und auch Schal-
ke 04 (3:0) klar geschlagen. Die Teilnahme
am internationalen Wettbewerb ist so gut
wie sicher. Gelingt dem Traditionsclub vom
Niederrhein sogar der (direkte) Sprung in die
UEFA Champions League, dann wäre das
Gladbach-Wunder perfekt.
Der Trainer
Der Architekt
der Überraschungsmannschaft
heißt Lucien Favre. Das Gladbacher Spiel
trägt seine Handschrift. Als Schlusslicht
hatte er die Borussia übernommen – am 23.
Spieltag der Vorsaison. Nach der Rettung
in der Relegation folgte der sensationelle
Sprung in die Spitzengruppe – mit fast exakt
denselben Spielern. Die Abwehr wurde sta-
bilisiert: Vor Favre kassierte Gladbach 2,55
Gegentore im Schnitt. Unter Favre sind es
0,69. In der Offensive werden zudem mehr
Chancen erarbeitet.
Der Star
Marco Reus sticht
mit seiner individuellen
Klasse aus der Mannschaft heraus. Zu Jah-
resbeginn hat sich der 22 Jahre alte National-
spieler entschieden, in der nächsten Saison
zu Borussia Dortmund zu wechseln. „Ich
sehe dort die beste fußballerische Perspekti-
ve für mich“, sagt er. Ein Zehenbruch zum
Ende der Vorrunde konnte Reus nur kurzzei-
tig auf seiner Erfolgswelle stoppen.
Der Torhüter
Es war eine mutige Entscheidung,
den 19 Jah-
re alten Torwart Marc-André ter Stegen mit-
ten im Abstiegskampf ‚ins kalte Wasser zu
werfen’. Auch wenn Trainer Favre abwehrt:
„Das war nicht mutig. Wer nicht gesehen hat,
was er draufhat, muss blind sein.“ Borussias
neue Nummer eins fehlte in dieser Saison
keine Spielminute und hat sich von Anfang
an als sicherer Rückhalt erwiesen. Der junge
Schlussmann agiert abgeklärt, souverän und
zeitweise auch kompromisslos. Er verkörpert
das moderne Torwartspiel und musste bis
zum 27. Spieltag so selten wie keiner seiner
Kollegen in der Liga hinter sich greifen (18
Gegentreffer).
Der Newcomer
Patrick Herrmann
stel lt in Borussias Zu-
kunftsplanungen einen Fixpunkt dar. Vor
seiner Schulterverletzung am 22. Spieltag in
Kaiserslautern (2:1) erzielte das 21 Jahre alte
Talent sechs Treffer und legte neun Tore auf.
„An Patrick haben wir noch viel Freude“, sagt
Trainer Favre. Nach dem Ausfall des pfeil-
schnellen U-21-Nationalspielers konnte die
Borussia zunächst nicht mehr so häufig die
nötige Durchschlagskraft entwickeln. Eins
soll jedoch vermieden werden: Dass ihm die
Rolle des Reus-Nachfolgers aufgebürdet wird.
Timo Frers
Wie im Rausch
Borussia
Mönchengladbach spielt eine tolle Saison.
Fast vergessen ist, dass den Club vor einem
Jahr nur ein Tor von der zweiten Liga trennte.
Echter Gladbacher
Torhüter Marc-André ter
Stegen spielte schon als Vierjähriger bei der
Borussia und blieb dem Club bis heute treu.
Fotos: Getty Images
Beeindruckender Aufschwung
Borussia-Trainer Lucien Favre hat mit seinem Team in
kürzester Zeit die Wandlung vom Fast-Absteiger zur Spitzenmannschaft vollzogen.
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