Von Bremen nach München
und zurück
Mehr als ein halbes Dutzend Spieler trug im
Laufe der vergangenen Jahre sowohl das Trikot des SV Werder Bremen
als auch das des FC Bayern München.
V
ier von ihnen (Andreas
Herzog, Torsten Frings,
Claudio Pizarro und
Tim Borowski) kehrten
nach einschlägigen Erfahrungen
von der Isar an die Weser zu-
rück. Und auch andere (Jürgen
Röber, Mario Basler, Valérien Is-
maël und Trainer Otto Rehhagel)
wurden in München nicht unbe-
dingt glücklich.
Jürgen Röber war der Erste.
1980
war Werder abgest iegen, man
konnte vor allem die teuren Spie-
ler nicht halten. Und so wechsel-
te Mittelfeld-Motor Jürgen Röber
nach München. Doch der Mann,
der bei Werder in 184 Spielen
57 Tore erzielt hatte, wurde bei
den Bayern nicht glücklich. Nur
14 Spiele und kein einziges Tor –
schon ein Jahr später wechselte
er nach Calgary in Kanada.
Der nächste war Andreas Herzog.
Otto Rehhagel hatte den Wiener
1992 in die Bundesl iga geholt
und machte ‚Andi’ zu einem der
Stars der Liga. Was lag näher, als
dass in Rehhagel der Plan reifte,
seinen kreativsten Spieler nach
München mitzunehmen? Am 13.
Februar 1995 kündigte Rehhagel
bei einer denkwürdigen Presse-
konferenz an, Werder nach 14
Jahren verlassen zu wollen – eine
Botschaft, die zum Beispiel der
in Florida weilende Präsident Dr.
Franz Böhmert lange nicht glau-
ben wollte. Doch Rehhagel und
Herzog gingen – und wurden bei-
de nicht glücklich in München.
Schon ein Jahr später war Andreas
Herzog wieder in Bremen, das er
erst 2001 in Richtung seiner öster-
reichischen Heimat verließ.
Ein Jahr später
als Andreas Her-
zog war Mario Basler an die
Weser gekommen, Rehhagel
holte ihn von Hertha BSC. 1996
folgte ‚Super-Mario’ dem Lock-
ruf der Bayern. Zwar holte Bas-
ler in München Meistertitel und
Champions League, glückl ich
jedoch wurde er nicht. 1999,
nach zwei Spielzeiten häufig als
Auswechselspieler, wurde er in
München nach einigen Disziplin-
losigkeiten suspendiert.
Eine kaum bessere Rolle
bei den
Bayern spielte Torsten Frings.
2004 war er über den Umweg
Borussia Dortmund in München
gelandet. Sein Trainer hieß Felix
Magath, zu dem er schon in Bre-
men ein etwas gespanntes Ver-
hältnis gehabt hatte. 2005 holte
Werder den Nationalspieler an
die Weser zurück, wo er wieder
zum Kapitän und Leistungsträ-
ger wurde.
Gleiches gilt für Claudio Pizarro.
2001 hatte Werders peruanischer
Torjäger die Hansestadt verlas-
sen. In sechs Spielzeiten schoss
er immerhin 71 Treffer für die
Bayern, ehe er dem Lockruf des
FC Chelsea folgte. Doch dort saß
er oft auf der Bank – eine Situati-
on, die dem ehrgeizigen Angrei-
fer überhaupt nicht gefiel. Also
kehrte er an die Weser zurück,
wo er sofort wieder zum Tor-
Garanten wurde.
Die Aufzählung
wäre nicht voll-
ständig ohne Valérien Ismaël
und Tim Borowski, die ebenfalls
Bremen in Richtung München
verließen. Beide standen in der
erfolgreichsten Werder-Mann-
schaft al ler Zeiten, die 2004
das ‚Double’ holte. Und beide
eint das Schicksal, dass schwere
Verletzungen sie aus der Bahn
warfen. Für Valérien Ismaël war
es sogar das Karriereende. Tim
Borowski hingegen bleibt zu
wünschen, dass er den Weg zu-
rück auf den Fußballplatz noch
einmal schafft.
Heinz Fricke
Werder und Bayern
Andreas Herzog,
Mario Basler
(oben li.), Miro
Klose, Torsten
Frings (oben re.),
Jürgen Röber
(unten li., re.)
und Trainer Otto
Rehhagel (unten
re., li.) standen in
Diensten beider
Clubs.
Fotos: picture-alliance, imago
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WERDER MAGAZIN 288 71