Seite 77 - WERDER MAGAZIN Nr. 294

Verbindungen zwischen
Rhein und Weser
316
Kilometer
trennen Bremen und Mönchengladbach. 349 Punkte
liegen zwischen Werder und der Borussia in der
ewigen‘ Bundesliga-Tabelle. Doch 50 Jahre Bundesliga
schaffen Verbindungen zwischen Weser und Rhein,
zwischen grün-weiß und schwarz-weiß-grün.
E
iner, der davon erzählen
kann, ist Werders Ehren-
spielführer Horst-Dieter
Höttges. In Mönchen-
gladbach geboren, hat er bei der
Borussia gespielt und ist nun
schon fast ebenso lange bei Wer-
der, wie es die Bundesliga gibt –
nämlich seit 48 Jahren.
Höttges wechselte ein Jahr
nach
Gründung der Bundesliga von
Mönchengladbach nach Bremen.
Kleine Probleme beim Unter-
schreiben des Vertrags wurden
einfach weggetrickst: Um ei-
nen Kontrakt zu unterzeichnen,
musste er eigentlich volljährig
also damals mindestens 21 Jah-
re alt – sein. Höttges war jedoch
erst 20. Also unterschrieb kur-
zerhand sein zu den Verhandlun-
gen mitgereister Bruder – anstel-
le des Vaters.
In den Folgejahren
gab es für den
Ex-Gladbacher im Werder-Dress
Begegnungen mit der Borussia,
die er nie vergessen sollte: Am
17.
Spieltag der Saison 1968/1969
traten die Grün-Weißen in Mön-
chengladbach an. Horst-Dieter
Höttges spielte von Anfang an,
bereitete das 1:0 für Werder vor.
So weit, so gut. Dann kam die
87.
Spielminute. Höttges foul-
te Berti Vogts. Eigentlich kein
rotwürdiges Foul, wie er noch
heute beteuert. Aber Gladbach-
Trainer Hennes Weisweiler re-
dete auf den Schiedsrichter ein:
Der muss vom Platz!“ Karl Riegg,
der die damalige Partie leitete,
ließ sich überreden und zog die
rote Karte. Horst-Dieter Höttges
musste vom Platz. Es war der
erste und einzige Platzverweis
seiner Karriere.
Nur drei Jahre
später
folgte ein Ereignis,
dass die Bundesliga
grundlegend verän-
dern sollte. Zumindest Teile der
Liga, nämlich die Tore. Werder
war erneut zu Gast in Mön-
chengladbach. Es stand 1:1, und
es gab einen Freistoß für die
Heimmannschaft. Günter Netzer
trat diesen Freistoß, Borussia-
Stürmer Herbert Laumen sprang
hoch, um den Ball zu erreichen,
sprang jedoch daneben und lan-
dete im Tornetz. Beim Versuch,
sich daran hochzuziehen und
wieder aufzustehen, brach der
Torpfosten. Das Spiel musste in
der 88. Minute abgebrochen
werden. Im Nachhinein wurde
es mit 2:0 für Werder gewertet,
da die Borussia als gastgeben-
der Verein für die Bespielbarkeit
des Platzes zuständig war. Die
Konsequenzen aus dem Pfosten-
bruch: Statt der bis dahin übli-
chen Tore aus Holz stellten die
Vereine nun auf Aluminium um.
Auch der Spieler,
der in der Bun-
desliga bisher die meisten Tore
gegen Borussia Mönchenglad-
bach schoss, ist inzwischen an
der Weser beheimatet: Von 1973
bis 1993 konnte Klaus Allofs
sich mit 14 Treffern in 24 Spie-
len gegen die Borussia in der
Bundesliga-Historie
verewigen.
Zahlreiche legendäre
Erinnerungen
haben die bisher
86
Bundesliga-Duelle zwischen
dem SV Werder Bremen und Bo-
russia Mönchengladbach in den
zurückliegenden fünf Jahrzehn-
ten also schon geliefert. Und es
dürften noch einige, aus Werder-
Sicht hoffentlich erfolgreiche,
hinzukommen. Schon an diesem
Wochenende wäre zum Beispiel
ein guter Tag, um Geschichte zu
schreiben...
Anne Baumann
Fotos: imago, picture-alliance
Historisch
Ob Torpfostenbruch oder Zweikämpfe mit Berti Vogts (Foto li.)
Begegnungen mit Borussia Mönchengladbach haben beim SV Werder
viele bleibende Erinnerungen hinterlassen.
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