ches höher ausgefallen wäre, zu verhindern.
Damals wurde die Entscheidung getroffen,
den Kader umzubauen. Und was wir jetzt in
der Bilanz ausweisen, ist bereits das erste po-
sitive Ergebnis einer enormen Anstrengung.
Das laufende Geschäftsjahr wird dann noch
besser. Wir haben es geschafft, dass es aus
der Talsohle wieder bergauf geht, und sind
froh, dass wir nun dieses Ergebnis auswei-
sen können. Es war ein hartes Jahr.
Worin sehen Sie die wichtigsten Aufgaben des
Aufsichtsrats in den kommenden Jahren?
LEMKE:
Kontinuierlich am Erfolg weiter-
zuarbeiten, sich niemals auszuruhen und
die neuen Aufgaben partnerschaftlich mit
allen anzupacken. Um die positive Arbeit
der vergangenen Jahrzehnte zum Wohle
des SV Werder und auch unserer Hansestadt
Bremen weiterzuführen. Einstimmig in Ge-
schäftsführung und Aufsichtsrat die richti-
gen Wege einzuschlagen, war im zurücklie-
genden Jahr nicht immer ganz einfach. Aber
wir haben es geschafft. Weiterhin diesen Zu-
sammenhalt zu erhalten, das ist für uns ein
ganz wichtiges Ziel.
HESS-GRUNEWALD:
Die Verträge der Ge-
schäftsführer werden in der nächsten Amts-
zeit auslaufen. Hier müssen rechtzeitig die
Weichen gestellt werden, damit die Konti-
nuität gewahrt bleibt. Ansonsten gilt es, das
gute Verhältnis zwischen Aufsichtsrat und
Geschäftsführung weiter zu pflegen. Denn
das kommt nicht von alleine, sondern muss
immer wieder neu erarbeitet werden.
LEMKE:
Unser aller Ziel ist es, sportlich wie-
der an die erfolgreichen Jahre anzuknüpfen.
Wir haben einen hervorragenden Trainer,
um den uns viele Clubs beneiden. Das Um-
feld ist kaum zu toppen. Die Rahmenbedin-
gungen für erfolgreichen Fußball sind exzel-
lent. Jetzt hoffen wir, dass sich das auch auf
dem Rasen wieder niederschlägt. Uns ist es
aber auch wichtig, den Fans zu sagen: Der
Aufsichtsrat hat Geduld. Die Mannschaft
muss sich finden und braucht Zeit. Wenn
mal ein Spiel verloren geht, darf man nicht
gleich unruhig werden. Es war immer un-
sere Stärke, auch in nicht so guten Zeiten
zusammenzustehen. Und es hat sich immer
ausgezahlt.
Der SV Werder Bremen muss die Wandlung
von klassischen Vereinsstrukturen zu einem
mittelständischen Unternehmen bewältigen.
Sind Sie zufrieden mit dem bisher Geleisteten?
HESS-GRUNEWALD:
Mit Klaus Filbry ha-
ben wir seit 2010 einen Geschäftsführer,
der aus einem international renommierten
Unternehmen kam, dazu gute Kenntnisse
im Fußball hat. Uns war klar, dass wir uns
diese neuen Impulse von außen holen müs-
sen. Klaus Filbry hat sich Werder angesehen
und dem Aufsichtsrat berichtet, was bei uns
alles noch nicht funktioniert im Vergleich
zu anderen mittelständischen Unternehmen
zum Beispiel in der Personalentwicklung
oder wenn es um Führungsstrukturen geht.
Wir sind nun seit einiger Zeit dabei, uns
noch professioneller aufzustellen.
Dennoch bleibt Werder Bremen in allen Berei-
chen immer ein besonderes Unternehmen...
HESS-GRUNEWALD:
Alle können die Arbeit
hier nur mit Herzblut machen. Das gilt auch
für den Aufsichtsrat. Wir können uns nicht
einfach einen Top-Manager in unser Gre-
mium holen, der nur seinen Job macht. Wir
müssen ein Werder-Herz haben, mitfiebern,
aber gleichzeitig immer kühlen Kopf bewah-
ren. Es gilt, sich im Erfolg zurückzunehmen.
Der Aufsichtsrat gehört nicht auf den Balkon,
um sich nach einem Titelgewinn feiern zu
lassen. Das gebührt den Spielern und der
sportlichen Leitung. Natürlich haben wir
auch unseren Anteil. Der bleibt allerdings
mehr im Verborgenen.
Der Aufsichtsrat begleitet die Geschäftsfüh-
rung der Kapitalgesellschaft, wird aber von
der Mitgliederversammlung des Sport-Verein
Werder‘ gewählt. Warum?
HESS-GRUNEWALD:
Die Kapitalgesellschaft,
die den gesamten Bundesliga-Spielbetrieb
abwickelt und organisiert, ist ein Tochterun-
ternehmen des Sport-Verein Werder. Der Ver-
ein ist der einzige Gesellschafter. Deshalb ist
die Mitgliederversammlung des Vereins das
höchste Kontrollorgan und stellt zu Recht
auch Fragen zur Entwicklung der Kapitalge-
sellschaft. Klaus Allofs als Vorsitzender der
Geschäftsführung berichtet in jedem Jahr
bei der Mitgliederversammlung. Denn es
war immer unsere Philosophie klarzustellen,
dass Kapitalgesellschaft und Verein gemein-
sam unter einem Dach arbeiten und es einen
sehr intensiven Austausch gibt.
Was darf man von der Neuwahl des Aufsichts-
rats erwarten?
LEMKE:
Das können wir im Vorfeld schwer
beurteilen. In unserer Satzung ist klar fest-
gelegt, dass der Wahlausschuss entscheidet,
welche Kandidaten sich zur Wahl stellen.
Wir sind sicher, dass der Wahlausschuss den
Mitgliedern eine gute Auswahl präsentieren
wird und dass wir in der zukünftigen Beset-
zung weiter erfolgreich zum Wohle von Wer-
der Bremen arbeiten werden.
Interview: Martin Lange
Fotos: Thomas Grziwa
Teamgeist
Willi Lemke und Dr. Hubertus Hess-Grunewald (re.) sagen: „Der Aufsichts-
rat arbeitet sehr eng mit der Geschäftsführung zusammen. Entscheidungen müssen
von allen getragen werden, sonst funktioniert es nicht.“
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INTERVIEW
WERDER MAGAZIN 295 19