U
nd so hofft der königsblaue Anhang
wieder einmal, dass doch das Un-
aussprechliche möglich wird. Das
Unaussprechliche ist der Meisterti-
tel. Zum letzten Mal konnten die ‚Knappen‘
1958
die Schale nach Gelsenkirchen holen.
Damals spielten sie noch in der ‚Glückauf-
Kampfbahn‘, und viele Fans von heute wa-
ren noch gar nicht geboren. Im Gegensatz
zum großen Revierkonkurrenten Borussia
Dortmund ist es den Schalkern bislang nicht
gelungen, eine Bundesliga-Saison als Tabel-
lenführer zu beenden. Auch wenn sie 2001
ganz dicht davorstanden, aber in allerletzter
Sekunde von Rekordmeister Bayern Mün-
chen abgefangen wurden.
Huub Stevens,
der in der vergangenen Sai-
son nach knapp zehn Jahren Abwesenheit
als Trainer zu Schalke 04 zurückgekehrt ist,
kennt die Befindlichkeiten der Anhänger:
„
Die Fans dürfen immer vom Titel träumen.
Aber ich konzentriere mich mit der Mann-
schaft auf das jeweils nächste Spiel.“ Der
Erfolg bei Borussia Dortmund am 8. Spieltag
könnte dabei auf Schalke weitere Kräfte frei-
setzen. Allerdings war auch der 58 Jahre alte
Holländer zu Saisonbeginn mit den Leistun-
gen seiner Mannschaft nicht immer zufrie-
den. Vor allem nach der 0:2-Heimniederlage
im Spitzenspiel gegen den FC Bayern sparte
er wie Manager Horst Heldt nicht mit Kritik.
„
Wer oben mitspielen will, muss sich vor dem
gegnerischen Tor kaltschnäuziger verhalten
und seine Chancen konsequenter nutzen.
Da besteht vor allem bei unseren jüngeren
Spielern noch Nachholbedarf in Sachen Cle-
verness“, meinte Heldt.
Die mangelnde Chancenverwertung
und ein
Hang zur Leichtfertigkeit in der Defensive
waren auch beim 2:2 bei Fortuna Düssel-
dorf (nach 2:0-Führung der Schalker) und
beim unnötigen Unentschieden gegen den
französischen Meister Montpellier HSC in
der UEFA Champions League vor heimi-
scher Kulisse zu beobachten. Den Gästen
aus Südfrankreich glückte unmittelbar vor
dem Abpfiff der Treffer zum 2:2-Ausgleich,
obwohl sie seit der 51. Spielminute nach ei-
ner roten Karte nur noch mit zehn Mann auf
dem Platz standen. „Ein unnötiges Gegentor
kurz vor Schluss und damit ein wirklich
frustrierendes Ergebnis. Wir hatten die drei
Punkte eigentlich schon im Sack“, brachte
Mannschaftskapitän Benedikt Höwedes die
Stimmungslage auf den Punkt. Aber auch
aus einem anderen Grund war der Spieltag
in der Königsklasse für die Gastgeber wenig
erbaulich. Beim Foul von Montpelliers Garry
Bocaly zog sich Julian Draxler eine Fraktur
des linken Unterarms zu.
„
Die Franzosen
sind in einigen Situationen
ganz schön hart eingestiegen. Dadurch ha-
ben sie uns unterschwellig wohl den Schneid
abgekauft. Aber es gibt ja zum Glück noch
das Rückspiel. Da können wir uns die
nötigen Punkte holen“, sagte Verteidiger
Christian Fuchs. Der österreichische Natio-
nalspieler gehört neben Höwedes und dem
griechischen Nationalspieler Kyriakos Papa-
dopoulos auch in dieser Saison wieder zu
den Leistungsträgern in der Abwehr. Fuchs,
der 2011 vom 1. FSV Mainz 05 zu Schalke
Der Traum
vom Titel
Noch fehlt Schalke 04
in dieser Saison die spielerische Konstanz. Aller-
dings sind sehr gute Ansätze zu erkennen, die
auf das große Potenzial der Mannschaft hinwei-
sen – nicht nur beim 2:1 im prestigeträchtigen
Derby bei Borussia Dortmund.
Vielseitig
Schalkes Defensiv-Strate-
gen Christian Fuchs und Kyriakos
Papadopoulos (re.) beschränken
sich nicht nur aufs Verteidigen, son-
dern sind auch offensiv gefährlich.
Foto: picture-alliance
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