D
iese Torgefahr möch-
te sie nun auch in der
zweiten Bundesliga
unter Beweis stellen.
Bislang läuft es bei der 23-Jähri-
gen aber noch nicht so, wie sie
es sich wünscht. In zwei DFB-
Pokal-Spielen war sie zwar vier
Mal erfolgreich, in sechs Liga-
Spielen sprangen jedoch nur
zwei Treffer heraus: „Da kann
ich noch mehr aus mir herausho-
len“, weiß die gebürtige Husume-
rin. „Eigentlich war ich bislang
immer recht zuverlässig, was
das Tore schießen angeht. Eine
solche Phase hatte ich noch nie.“
Bereits seit frühester Kindheit
ist Maike Timmermann eine
echte ‚Vollblut-Stürmerin’. Ihre
beiden älteren Brüder stellten
sie zwar bei den ersten fußbal-
lerischen Gehversuchen ins Tor,
doch „später habe ich dann drau-
ßen gespielt. Da war ich sogar
teilweise besser als die beiden“,
schmunzelt Timmermann. Ihr
erstes Trikot streifte sie 1995 für
Blau-Weiß Friedrichstadt über.
Nach weiteren Stationen beim
1.
FC Binz, SV Frisia Risum-Lind-
holm und TuRa Meldorf führte
sie ihr Weg 2009 zum Hambur-
ger SV – jedoch eher aus Zufall:
Eigentlich wollte ich zum FC St.
Pauli“, erzählt Timmermann, die
es aufgrund ihres Lehramtstu-
diums (Deutsch/Religion) nach
Hamburg zog. „St. Pauli fand ich
schon immer sympathisch. Lei-
der fehlte dort die sportliche Per-
spektive. Daher bin ich zum Pro-
betraining beim HSV gegangen.
Dass es dann so gut lief, hätte ich
nicht erwartet.“
Auch dank
ihrer Treffsicherheit
schaffte die dritte Mannschaft
des HSV den Aufstieg in die Re-
gionalliga Nord (2010), im Jahr
2011
wurde sie mit der ‚Zweiten’
Meister der zweiten Bundesliga
(„
Einer der schönsten Tage in
meiner Karriere“). Und eine wei-
tere Saison später lief sie bereits
in der ersten Bundesliga auf (ins-
gesamt 19 Spiele/fünf Tore). Der
Rückzug des HSV aus dem Frau-
enfußball nahm Timmermann
dann mental sehr stark mit: „Im
März dachten wir noch, dass es
weitergeht und wir sogar wieder
mehr unterstützt werden, doch
im Mai wurde dann gesagt, dass
kein Geld mehr da sei. Für uns
war es nicht einfach, sich immer
noch auf die Spiele zu konzent-
rieren, als wir wussten, dass es
nicht mehr weitergeht.“
Die Idee,
ihre Karriere beim SV
Werder fortzusetzen, entwickel-
te sich durch den Kontakt zu
ihrer jetzigen Teamkollegin Na-
dine Moelter, die ein Jahr zuvor
vom HSV an die Weser gewech-
selt war. „Sie hat mich gefragt,
ob ich mir das vorstellen könnte.
Im ersten Moment fand ich es
absurd. Denn wie sollte das mit
meinem Studium gehen? Aber
ich habe darüber nachgedacht
und gesehen, dass ich in Olden-
burg weiterstudieren kann. Dazu
fand ich Werder schon immer
sehr sympathisch und hatte bis-
her nur Gutes gehört.“
Bereut hat
die Pastoren-Tochter
(„
Meine Mama ist Pastorin, mein
Papa war es und ist jetzt Lehrer“)
ihren Schritt nicht: „Ich wollte
zu einem Verein mit solidem
Umfeld, bei dem die Strukturen
besser sind und ich nicht die
Angst haben muss, dass der Frau-
enfußball abgeschafft wird. Alle,
die mich kennen und mich jetzt
sehen, sagen, dass ich wieder
fröhlicher wirke. Das bestätigt
mich in meiner Entscheidung für
Werder.“
Sportlich sieht
die leidenschaftli-
che Musikerin (Saxophon in der
Band ‚Salestis’) ihr Team auf ei-
nem guten Weg: „Wir müssen an
die guten Spiele anknüpfen und
eine Siegermentalität entwickeln.
Vom Potenzial her können wir
mit allen Teams der Liga mithal-
ten. Ziel und Traum ist natürlich
irgendwann der Aufstieg“, sagt
Timmermann, die ihre Treffsi-
cherheit schon bald wieder finden
möchte: „Ich versuche, nicht zu
viel nachzudenken. Dann klappt
es auch vor dem Tor wieder.“
Norman Ibenthal
Der Einstand beim SV Werder
hätte für Maike Timmermann
kaum erfolgreicher sein können:
Gleich neun Treffer erzielte die
Angreiferin, die im Sommer vom
Hamburger SV gekommen war,
im ersten Testspiel.
Grün-weiße
Vollblut-Stürmerin
Anknüpfen an erfolgreiche
Zeiten
Maike Timmermann
spielte bereits in der ersten
Bundesliga und ist mit dieser
Erfahrung enorm wertvoll für
ihr Team.
Foto: D. Gloth
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