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Titel mit Werder
Als der Zug
der Feierlichkeiten des ersten deutschen Meistertitels
für den SV Werder 1965 durch Bremen zog, stand
Klaus-Jürgen Witt, damals als Achtjähriger, mit seinem
Vater auf dem Balkon und bewunderte die Spieler.
E
in Jahr später bekam
er ein Geburtstagsge-
schenk, das sein Leben
prägte: die Mitglied-
schaft beim SV Werder. Damals
gab es noch keine E-Jugend, also
begann er in der 8. D-Jugend der
Grün-Weißen, Fußball zu spie-
len. „Das hat mir immer eine
Menge Spaß gemacht, ich war
mehr oder minder erfolgreich“,
schmunzelt er. „Für eine erste
Mannschaft hat es aber nicht ge-
reicht.“
Doch Klaus-Jürgen Witt
fiel trotz-
dem auf. Und so wurde aus dem
Jugendspieler später der Nach-
wuchs-Trainer. Im Alter von 15
Jahren begann er bei der 5. E-
Jugend, trainierte dann verschie-
dene Jahrgänge der E-Jugend,
die erste D-Jugend und die erste
C-Jugend. 23 Jahre lang betreute
Witt Jugend-Mannschaften des
SV Werder und konnte insge-
samt 45 Titel feiern. Sein letztes
Spiel als Trainer war ein ganz
Besonderes: Mit seiner C-Jugend
ging es 1995 nach Brasilien, und
als Abschiedsgeschenk gab es ei-
nen Sieg gegen Botafogo, den da-
maligen brasilianischen Meister.
Die Zeit als Trainer
bleibt für
Klaus-Jürgen Witt unvergessen.
Und greifbar: Er hat alle Spiele
seiner Mannschaften in Büchern
vermerkt. „Manchmal kommen
ehemalige Spieler, und wir reden
über früher, schauen in die Bü-
cher und erinnern uns gemein-
sam. Ich kann jedem ‚meiner
Jungs‘ sagen, wann er gegen wen
gespielt hat.“ Seine ehemaligen
Spieler behält Witt im Auge und
verfolgt ihre Karrierewege. Auch
heute hat er noch Kontakt zu
seinen einstigen Schützlingen.
„
Wenn das klappt, hat man als
Trainer wohl einiges richtig ge-
macht“, freut er sich. Zu seinen
erfolgreichsten Jungs zählen Ex-
Werder-Profi Christian Schulz
(
heute Hannover 96), Mario
Neunaber, inzwischen beim SSV
Jahn Regensburg in der zweiten
Bundesliga, und Ferydoon Zan-
di, der für den Iran bei der WM
2006
spielte.
Die ehrenamtliche Arbeit
als
Trainer hat Klaus-Jürgen Witt
während seiner Ausbildung und
seinem Einstieg ins Arbeitsleben
stets begleitet: „Die Zeit hat mir
viel gegeben und mir auch im Be-
ruf geholfen. Als Trainer habe ich
gelernt, mit Menschen umzuge-
hen.“ Sein Beruf sind die Zahlen
oder besser, die Menschen, die
hinter den Zahlen stehen. Klaus-
Jürgen Witt arbeitet als Finanz-
dienstleister: „Ich wusste schon
früh, dass ich mit Menschen
arbeiten und sie beraten will. Es
ist eine schöne Herausforderung,
für jedes Problem eine kreative
Lösung zu finden.“
Den Herausforderungen
stellt er
sich nicht nur in seinem Beruf,
sondern auch bei Werder. Denn
Klaus-Jürgen Witt ohne Werder –
das ist undenkbar. Er war lange
Zeit als Revisor im Verein tätig
und ist seit diesem Jahr Mitglied
des Ehrenrats. Selbstverständ-
lich besucht er regelmäßig die
Spiele der Profis im Weser-Stadi-
on. Der Fußball lässt ihn nicht
los, einmal die Woche kickt er
sogar selbst. Auch Lesen gehört
zu seinen Hobbys. Doch viel Zeit
hat er neben Job, Fußball, Part-
nerin und Kindern nicht dafür:
„
Die Bücher, die ich lesen möch-
te, liegen auf meinem Nachttisch
und warten darauf, dass ich Ur-
laub und damit Zeit für sie habe.“
Anne Baumann
Foto: M. Rospek
Grün-weiße Karriere
Als D-Jugend-Spieler
begann er bei Werder,
heute ist Klaus-Jürgen Witt
Mitglied des Ehrenrats.
MITGLIEDER
WERDER MAGAZIN 298 63