WERDER MAGAZIN Nr. 340
Foto: nordphoto INTERVIEW Und in der Defensive? Wir haben grundsätzlich nicht schlecht verteidigt, waren aber teilweise noch ei- nen Tick zu passiv und haben einfach zu viele Tore bekommen. Daher wollen wir die Intensität unserer Aktionen weiter stei- gern. Wir wollen auch in der Grundord- nung noch aktiver gegen den Ball arbei- ten. Und wenn man so spielt wie wir, dann spielt die Konterabsicherung eine große Rolle. Daran haben wir während der Sai- sonvorbereitung gearbeitet. Sie haben früh gemahnt, dass alle wach- sambleibenmüssen.Wie erreichen Sie das? Ich hoffe dadurch, dass alle merken, dass ich wachsam bin. Und dass ich nicht die kleinste Nachlässigkeit durchgehen lasse. Wir haben eine erfolgreiche Saison hinter uns, haben den Kader weitestgehend zu- sammengehalten. Da besteht die Gefahr, dass man das Gefühl entwickelt: Das wird schon in diesem Jahr. Das wird es aber nicht so einfach. Wir müssen uns wieder alles sehr hart erarbeiten. Mein Eindruck ist momentan, dass sich alle dessen be- wusst sind. Aber ich werde weiter ein Auge darauf haben. Welche Herausforderungen erwarten Sie außerdem für Ihre Arbeit in der zweiten kompletten Saison als Cheftrainer des SV Werder? Eine Bundesliga-Saison ist grundsätzlich immer eine Herausforderung. Für mich ist es das erste Mal in meinem Trainer- leben, dass ich mit einer Mannschaft ar- beiten kann, die über eine Saison hinaus zusammengeblieben ist, mit der ich somit wirklich etwas aufbauen kann. Als Ju- gendtrainer habe ich jedes Jahr eine neue Mannschaft bekommen. Und auch in mei- ner Zeit als Cheftrainer oder Co-Trainer der Bundesliga-Mannschaft waren die Teams immer von einem großen Wandel gekennzeichnet. Nun konnte ich zum ers- ten Mal mit 95 Prozent des Stammes, also der ersten 16 bis 18 Spieler, weiterarbeiten. Was bedeutet das konkret? Dass wir nicht mehr mit den Grundlagen beginnen mussten, sondern uns spezi- fischeren Themen widmen konnten. Die Vorbereitung sah dadurch anders aus als im vergangenen Jahr. Damals sind wir alle zusammen ‚quer durch den Garten‘ ge- gangen, um alle Facetten unseres Spiels in der Trainingsarbeit abzudecken. Jetzt konnten wir einen Schritt weitergehen. Gleichzeitig ist die Erwartungshaltung im Umfeld gestiegen… Dessen bin ich mir bewusst. Vor der ver- gangenen Saison wurde gesagt: Wir wol- len mal gucken, was der Kohfeldt mit sei- ner Mannschaft so macht. War die gute Rückrunde 2017/2018 nur eine Eintags- fliege? Oder kommt da etwas nach? Wir haben in den zurückliegenden drei Halb- serien durchschnittlich mehr als 25 Punk- te geholt. Insgesamt ist das ganz klar ein Zeichen fürs obere Mittelfeld der Tabelle. Das weckt die Erwartung, dass diese Ent- wicklung so weitergeht. Damit hadern wir nicht, sondern sind wirklich heiß darauf, diese Erwartungshaltung zu befriedigen – im vollen Bewusstsein, wie schwer das wird. Ist bei allen neuen Herausforderungen ei- niges in Ihrer Arbeit bereits zur Routine geworden? Vor allem die Abläufe rund um die Mann- schaft. Auch in der persönlichen Bezie- hung zu den Spielern gibt es gute Grund- lagen. Das gibt mir die Möglichkeit, den Fokus noch mehr auf Details zu richten. Man hat den Eindruck, dass Ihnen Inter- views und Pressekonferenzen keine lästige Arbeit sind, sondern durchaus Spaß ma- chen? ( lacht ) Sie sind mir tatsächlich nicht un- angenehm und keine Situationen, die mich quälen. Wenn ich die Wahl hätte, eine Pressekonferenz zu machen oder nicht, dann würde ich zwar ‚Nein‘ sagen. Aber es gehört einfach dazu. Und ich bin bei einer Pressekonferenz oder einem TV-Interview nicht anders, als wenn die Kameras aus wären. Ich habe das große Glück, dass ich das nicht mühsam lernen musste und mich auch nicht verstellen muss. Wenn diese Art gut ankommt, dann freue ich mich. Wenn es nicht gut ankommen wür- de und ich mich verstellen müsste, dann würde es tatsächlich zur Qual werden. Welche Begegnung hat Ihnen in der bishe- rigen Zeit als Trainer in der Bundesliga am meisten imponiert? ( überlegt ) Es gibt natürlich viele sehr in- teressante. Ich kann vielleicht Peter Bosz herausheben. Als ich ganz neu war als Cheftrainer in der Bundesliga, haben wir in Dortmund gewonnen. Es war – wie sich später herausstellte – sein letztes Spiel mit der Borussia, also eine unglaubliche Drucksituation. Sein Umgang mit mir als WERDER MAGAZIN 340 11 s
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