WERDER MAGAZIN Nr. 340

Fotos: gumzmedia Im Training und in seiner Arbeit auf dem Platz extrem ehrgeizig und stets dem Wunsch nach Perfektion nachei- fernd, nach getaner Arbeit aber ent- spannt und für alle nahbar: Werders Cheftrainer Florian Kohfeldt hat sich mit dieser Mischung in kürzester Zeit in der Bundesliga etabliert und wurde vom DFB sogar als ¸ Trainer des Jah- res' ausgezeichnet. INTERVIEW und ich haben bisher immer im Sinne des Erfolgs gehandelt. Anders darf es nicht sein. Hat die Verbundenheit zuWerder auch Ihre Entscheidung beeinflusst, den Vertrag vor- zeitig zu verlängern? Es war auf jeden Fall eine leichte Entschei- dung, allerdings weniger mit dem Blick in die Vergangenheit, als viel mehr in die Zu- kunft. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit Werder noch lange nicht da sind, wo wir sein können. Es wird ein schwerer Weg, aber ich sehe sehr viel Potenzial. Wir müssen mit vielen klugen Entscheidungen Schritte nach vorne machen. Außerdem ist es für mich eine große Ehre, dieses Vertrauen zu bekommen und von jetzt an gesehen einen Vier-Jahres-Vertrag als Cheftrainer zu haben. Das weiß ich sehr zu schätzen. Der letzte große Titel war der Gewinn des DFB-Pokals 2009, dessen zehnjähriges Jubiläum kürzlich gefeiert wurde. Welche Erinnerungen haben Sie daran? Ich war zu einer Hochzeit eingeladen, woll- te das Spiel natürlich unbedingt sehen, hatte aber strenges Verbot. Also gehörte ich zu den wahrscheinlich 99 Prozent der Gäste, die das Finale gegen Leverkusen unter dem Tisch per Handy verfolgt ha- ben ( lacht ). Ich habe mich sehr gefreut über den Titel. Und der Abend war dann imweiteren Verlauf dementsprechend gut und fröhlich… Unabhängig von der Platzierung – was sind die Ziele für die aktuelle Saison? Wir wollen wieder Begeisterung entfa- chen. Ich behaupte, dass vergangene Saison jeder Fan gerne ins wohninvest WESERSTADION gekommen ist. Denn alle wussten: Hier passiert heute etwas. Da ist eine Werder-Mannschaft, die nie aufgibt, die immer nach vorne spielen und gewinnen will. Ich glaube, dass wir auch weit über Bremen hinaus so wahrgenom- men wurden. Wir haben es geschafft, dass Werder wieder für leidenschaftlichen, begeisternden Offensiv-Fußball steht, der aber kein Harakiri, sondern ergebni- sorientiert ist. Dabei haben uns auf ein Leistungsniveau gebracht, das uns Spiele wie im DFB-Pokal gegen den FC Bayern ermöglicht hat, mit denen wir in dieser ei- nen Partie auf Augenhöhe waren. Es geht darum, diese Begeisterung aufrecht zu er- halten – und das relativ unabhängig von Platzierungen. Die Fans waren in wirklich schwierigen Jahren stets für uns da. Ver- gangene Saison konnten wir mal wieder etwas zurückgeben. Wenn ich an die Po- kalspiele in Dortmund oder gegen Bayern denke. Oder an das 2:2 in der Liga gegen Dortmund. Wenn ich da in der Ostkurve gestanden hätte, hätte ich meinen Spaß gehabt ( lacht ). Den hatten Sie unten am Spielfeldrand hoffentlich auch… Ja, weitestgehend… ( lacht ) Gibt es weitere Ziele für die nächsten Mo- nate? Natürlich wollen wir es schaffen, dass sich unsere Spieler weiterentwickeln. Des- halb versuchen wir, die Arbeit rund um die Mannschaft ständig zu optimieren. Letztlich entwickeln sie sich selbst. Aber wir wollen ihnen die besten Bedingungen dafür bieten, sie bestmöglich fördern und fordern. Denn wenn sich Spieler entwi- ckeln, wird immer auch die Wahrschein- lichkeit auf Erfolg der gesamten Mann- schaft größer. Und es werden außerdem Werte geschaffen. Was haben Sie sich persönlich für die neue Saison vorgenommen? Ich denke, dass sich bei mir schon zum Ende der vergangenen Saison etwas ver- ändert hat, auch wenn es vielleicht von au- ßen noch nicht so wahrgenommen wurde. Das Heimspiel gegen Frankfurt, bei dem ich auf die Tribüne musste, spielte dabei eine große Rolle. Ich habe dieses Spiel für mich sehr klar reflektiert. Und ich sage nochmal ganz deutlich: Es ist damals kein beleidigendes Wort oder ähnliches gefal- len. Aber ich habe hinterher gemerkt, dass mir Dinge Energie entzogen haben, die ich einfach nicht ändern konnte. Auch wenn ich noch heute der Meinung bin, dass dem 1:1 der Eintracht ein Handspiel vorausge- gangen war … Was hat sich konkret verändert? Der Umgang mit den Schiedsrichtern ist in der Rückrunde aus meiner Sicht viel WERDER MAGAZIN 340 13 s

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