WERDER MAGAZIN Nr. 341
WERDER MAGAZIN 341 11 INTERVIEW Hast du mal daran gedacht, dass es das Ende deiner Karriere als Profifußballer sein könnte? Ich habe immer gesagt: Ich bin mit dem Profifußball noch nicht fertig. Ich hatte nie den Gedanken, dass damit Schluss sein könn- te. Aber natürlich gab es Phasen, in denen ich wirklich frustriert war. Auch weil es, nachdem ich den Achillessehnenriss auskuriert hatte, immer wieder Rückschläge gab, ich mehrfach dachte, dass die Blessuren nach kurzer Zeit auskuriert sind, es dann aber doch länger dauerte. Da habe ich mich schon gefragt, wie ich wohl zu- rückkommen werde. Fakt ist auch, dass mein Vertrag im nächsten Sommer ausläuft. Aber ich bleibe dabei: Ich bin noch nicht fertig. Die Verletzungen, die auf den Achillessehnenriss folgten, waren also noch schwieriger zu verdauen? Das muss man so sagen. Ich hatte immer wieder das Gefühl: Jetzt habe ich es geschafft, und es geht nur noch bergauf. Dann kam ein Rückschlag, und ich dachte: Ok, das ist jetzt so. Aber bei drei oder vier Rückschlägen wird es schwierig. Auch wenn es immer wieder eine andere Verletzung war. Gerade nach der Vorbereitung auf diese Saison war ich auf einem guten Fitness- stand. Und dann ging es wieder von vorne los… Verändert sich das Familienleben während einer solchen Verletzungspause? Es wird sicher etwas mehr strapaziert, denn natürlich ist meine Laune bei einer Verletzung nicht immer die beste. Außerdemwar ich in den vergangenen Monaten wesentlich mehr im Stadion als sonst und dementsprechend weniger zu Hause. Beim 4:2-Erfolg im Heimspiel gegen Schalke 04 Anfang März dieses Jahres konntest du ein kurzes Comeback feiern. Wie hast du dieses Spiel erlebt? Es war ganz sicher einer der emotionalsten Momente meiner Karriere. Als ich vom Trainerteam zur Einwechslung gerufen wurde und an der Seite stand, riefen alle im Stadion meinen Namen. Und als ich dann aufs Spielfeld lief, war es Gänsehaut pur. Nach dem Spiel war ich etwas unglücklich, weil mir meine Aktionen nicht so gelungen waren, wie ich es erhofft hatte, aber glücklich, dass wir am Ende gewonnen hatten. Getrübt war der Glücksmoment, weil sich Daniel Caligiuri nach einem Zweikampf mit mir verletzt hatte und zunächst befürchtet wurde, dass es eine sehr schwere Verletzung ist. Später stellte sich heraus, dass das nicht so ist. Es war für mich eine Achterbahn der Gefühle. Helfen die Erinnerungen an ein solches Spiel bei der Arbeit für das Comeback? Sie tragen sicher dazu bei. Bei jedem Spiel, das ich auf der Tribüne verfolgen muss, denke ich: Ich will endlich wieder da unten dabei sein. Vor kurzem war ich beim Derby zwischen dem FC St. Pauli und dem HSV am Millerntor in Hamburg – noch viel näher dran am Spielfeld als hier bei uns im Stadion. Dadurch hatte ich noch stärker dieses Feeling, wie es wäre, wieder auf dem Spielfeld zu stehen. Blicken wir zurück: Wie hast du deine Jugendzeit im Fußball erlebt? Unbekümmert. Ich habe vom Spaß am Fußball gelebt, wollte als Kind und als Jugendlicher einfach kicken. Ich habe mir nie den Druck gemacht, es unbedingt in den Profifußball schaffen zu müssen. In der C- oder B-Jugend hieß es immer mal: Du musst jetzt wechseln, sonst schaffst du nie den Sprung. Aber ich war damals nicht so weit, ich brauchte mein Zuhause in Kiel, meine Familie. Und auch ein Leben außerhalb von Schule und Fußball. Manchmal denke ich: Wäre ich damals den Weg der anderen gegangen, hätte ich es vielleicht nicht geschafft. Mir hat die Unbekümmertheit, nicht zu verbissen ein Ziel zu verfolgen, geholfen, um am Ende dahin zu kommen, wo ich jetzt bin. Es passierte in Dortmund: Zunächst ließ sich Fin Bartels noch von Schiedsrichter Manuel Gräfe vom Spielfeld helfen, draußen wurde er dann behandelt, und später wurde die schwere Verletzung diagnostiziert. Mutmacher und Unterstützung: Im Spiel nach Fin Bartels‘ schwerer Achillessehnenverletzung trugen alle Werder-Spieler beim Aufwärmen ein oranges Shirt mit Bartels‘ Nummer 22. s Fotos: nordphoto
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