WERDER MAGAZIN Nr. 341

14 WERDER MAGAZIN 341 INTERVIEW Gewöhnt man sich mit der Zeit daran? Nicht so richtig. Deshalb bin ich vielleicht ein bisschen das Gegenteil. Ich bin froh, dass ich schon so lange bei Werder sein kann. Und ich würde auch noch ein paar Jahre dranhängen (lacht) . Diese Schnelllebigkeit gibt es im Übrigen von beiden Sei- ten. Vereine wechseln schnell den Trainer. Spieler wechseln auch sehr schnell, es gibt immer mehr Leihgeschäfte. Man muss sich damit arrangieren, auch wenn es nicht immer einfach ist. Das Fußballgeschäft kann manchmal ‚eklig‘ sein. Wenn sich zum Bei- spiel Spieler ‚rausstreiken‘, aber auch wenn Trainer auf Spieler keine Lust mehr haben und sie dann einfach in eine ‚Trainings- gruppe 2‘ oder ähnliches schieben. 2016/2017 hast du für Werder in 31 Bundesliga-Spielen acht Tore erzielt und neun vorbereitet. War das die beste Saison deiner Karriere? Das muss man wohl so sagen. Vor allem in der Rückrunde wa- ren wir in einem echten Rausch. Da klappte fast alles, gerade für mich im Zusammenspiel mit Max Kruse. Damals hätten wir wohl nicht mal trainieren müssen, sondern sind einfach auf den Platz gegangen und hatten unglaublich viel Selbstvertrauen und Sicherheit, dass wir wieder ein Tor machen und das Spiel gewin- nen. Das bleiben auf jeden Fall unvergessene Monate. Wie hast du dich persönlich bei Werder noch weiterentwickelt? Ich denke, dass mein Spiel effektiver geworden ist. Früher habe ich wirklich viele Chancen verballert, bin hier dann aber im Ab- schluss oder auch beim letzten Pass sicherer und abgezockter geworden als vor meiner Werder-Zeit. Das tägliche Training auf diesem hohen Niveau hat mich noch einmal einen Schritt wei- tergebracht. Natürlich hilft auch die jahrelange Erfahrung. Und man braucht Selbstvertrauen. Es gibt Phasen, in denen man jeden Ball mit großer Selbstverständlichkeit trifft, aber auch Tage, an denen der Ball einfach nicht reingehen will. Wie beurteilst du deine bisherige Werder-Zeit insgesamt? Wir hatten zwar einige schwierige Spielzeiten, aber am Ende immer ein Highlight-Finale, entweder um Europa oder wie gegen Frankfurt gegen den Abstieg. Das hat jede Spielzeit spannend gemacht. Jetzt haben wir mit Florian Kohfeldt hoffentlich etwas mehr Kontinuität. Und es ist, seit er übernommen hat, eine deut- liche Entwicklung der Mannschaft zu erkennen. Wir sind taktisch sehr flexibel aufgestellt, die individuelle Qualität der Spieler ist enorm hoch. Man sieht deutlich, dass wir auf dem Platz immer eine Idee haben, wie wir spielen wollen, dass wir für Ballbesitz stehen, selbst das Spiel machen wollen. Seit einiger Zeit bist du Botschafter von Special Olympics Bremen. Wie erlebst du diese Aufgabe? Gerade kürzlich war ich bei einem inklusiven Fußballturnier im Sportgarten in der Pauliner Marsch, habe zugeschaut, Auto- gramme geschrieben, Fotos mit den Teilnehmern gemacht. Und es ist immer wieder kaum zu fassen, wie fröhlich und glücklich alle sind, nur weil ich da bin. Das macht mich selbst unglaublich glücklich. Ich möchte dabei helfen, die Botschaft zu vermit- teln, dass es selbstverständlich sein sollte, gemeinsam Sport s Beim umjubelten Comeback nach seinem Achillessehnenriss wurde Fin Bartels Anfang März nach dem 4:2-Erfolg gegen Schalke 04 zunächst von der Mannschaft gefeiert und musste dann als besondere Geste noch in der Ostkurve zu den Fans auf den Zaun (Foto re.).

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