WERDER MAGAZIN Nr. 341

ZUR PERSON Alexander Kluge wurde am 15. Oktober 1986 in Bremen geboren. Seine aktive Karriere als Fußballer musste er nach zwei Kreuzbandrissen früh beenden. Zum SV Werder kam Kluge im Jahr 2009 als Praktikant im Frauen- und Mädchenfußball. Zunächst übernahm er nebenamtlich die U15-Juniorinnen, später war er verant- wortlich für die U17 und die 2. Frauen-Mannschaft. Den hauptberuflichen Einstieg bei den Grün-Weißen schaffte der studierte Sport- und Gesundheitswissenschaftler im Jahr 2010 zunächst in der CSR-Abteilung und kümmerte sich um Ballschul- und Fußballeinheiten der Partnerschulen, ehe er 2014 fest in den Frauen- und Mädchenfußball wechselte. Seit dieser Saison ist er Cheftrainer der 1. Frauen-Mannschaft. WERDER MAGAZIN 341 31 FRAUENFUSSBALL Aus Trainersicht dürfte es neben der größeren Aufmerksamkeit aber auch noch weitere Unterschiede geben? Die gibt es. Sowohl bei den U17-Juniorinnen, als auch bei der 2. Mannschaft, die bei uns so etwas wie eine U20 ist, haben wir beispielsweise eine ausgewogene Altersstruktur. Dies ist in der 1. Mannschaft nicht der Fall. Dort haben wir Spielerinnen, die 18 Jahre alt sind, aber auch Spielerinnen, die bereits über 30 sind. Gerade die Älteren verfügen über viel Erfahrung, da sie schon seit Jahren im Erwachsenenbereich spielen. Natürlich ist auch das Leistungsniveau insgesamt höher. Das letztlich das Entscheidende ist… Richtig. Es ist egal, ob jemand 18 oder 30 Jahre alt ist. Entschei- dend für die Aufstellung ist die Qualität der Spielerin und die Leistung auf dem Platz. Ihr seid ordentlich in die Saison gestartet und konntet bereits einige Zähler einfahren. Außerdem seid ihr ins Achtelfinale des DFB-Pokals eingezogen. Bist du zufrieden? Aus den ersten drei Partien haben wir sieben Punkte geholt und außerdem einen souveränen Auftritt im DFB-Pokal hingelegt (4:1 beim Walddörfer SV, Anm. d. Red.) . Das Unentschieden gegen Borussia Mönchengladbach am zweiten Spieltag ärgert uns aber immer noch, weil es absolut unnötig war. In dieser Partie waren wir die bessere Mannschaft und hätten als ver- dienter Sieger vom Platz gehen müssen. Dennoch können wir auf den Start insgesamt positiv zurückblicken. In der 2. Bundesliga sind wir in jedem Spiel der Favorit. Diese Rolle anzunehmen, sie zu verinnerlichen, ist eine Herausforderung, die das Team gut gemeistert hat. Dennoch haben wir noch Potenzial, um uns wei- ter zu verbessern. Nach und nach verbessert sich auch die Personalsituation. Spie- lerinnen wie Nina Lührßen oder Samantha Steuerwald stehen nach ihrem Kreuzbandriss vor der Rückkehr ins Mannschafts- training… Grundsätzlich sind wir froh, dass wir keine weiteren schweren Verletzungen verkraften mussten und alle Spielerinnen ohne grö- ßere Blessuren durch die Vorbereitung gekommen sind. Lang- zeitverletzte wie die Genannten kommen bald zurück, was mich als Trainer, aber auch alle anderen im Trainer- und Funktions- team glücklich macht. Wir hoffen alle, dass wir bald wieder aus dem Vollen schöpfen können. Auf den ganzen Kader zurückgreifen zu können, ist dann auch ein Luxusproblem… Als Trainer ist man immer froh, wenn man seinen gesamten Kader zur Verfügung hat. Unsere Spielerinnen haben alle ein hohes Niveau mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen. Die Aufstellung wird somit zur Qual der Wahl? Bei der Aufstellung spielen viele verschiedene Faktoren eine Rolle – wie das zurückliegende Spiel, die Trainingswoche oder der Gegner. Da kann es nur von Vorteil sein, wenn man auf alle Qualitäten des Kaders zurückgreifen kann. Benötigen wir für den kommenden Gegner Geschwindigkeit über die Außenbahn? Braucht es eine Spielerin mit viel Erfahrung? Oder ist eine wei- tere Spielerin im Zentrum nötig? All das fließt in die Entschei- dung ein, welche elf Spielerinnen auflaufen. Immer unter dem Grundgedanken, dass die Mannschaft spielt, die an dem Tag mit höchster Wahrscheinlichkeit erfolgreich ist. Die Mannschaften des SV Werder sollen einen gewissen Spiel- stil haben. Im Herrenbereich soll offensiv nach vorne gespielt werden, mit viel Risiko im letzten Drittel und immer mit dem Willen zu gewinnen. Wie ist es bei den Frauen? Natürlich wollen wir auch diese Attribute in unserem Spiel sehen. Die Mannschaft soll selbstbewusst auftreten, mit Mut und Ent- schlossenheit nach vorne agieren und sich variabel Torchancen erspielen. Dennoch glaube ich, dass die Spielphilosophie, wenn man es so nennen möchte, in jeder Mannschaft einen eigenen Charakter hat. Schließlich kommt es auch auf die Spieler- oder Spielerinnentypen an, die ein Team besitzt. Daher gibt es aus meiner Sicht in den einzelnen Mannschaften, egal, ob im männ- lichen oder weiblichen Bereich, Unterschiede. Aber immer mit der Grundidee, selbst aktiv zu sein und das Spiel gestalten zu wollen. Die Fans dürfen also attraktiven Fußball erwarten, wenn sie eure Heimspiele im Stadion ‚Platz 11‘ besuchen? Wir versuchen, attraktiv zu spielen. Auf jeden Fall erwartet die Fans eine Mannschaft, die mit viel Herzblut für den SV Werder Fußball spielt. Die Leidenschaft, die in der Mannschaft für den Verein brennt, ist stark. Und das wollen wir in jedem Spiel zeigen. Interview: Marcel Kuhnt

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