WERDER MAGAZIN Nr. 341

WERDER MAGAZIN 341 45 TURNSPIELE UND GYMNASTIK Grenzenlose. Werder wurde durch den 3:1-Erfolg beim FC Bayern Deutscher Fußballmeister. Fischer konnte den Triumph jedoch nicht vollends auskosten: „Alle stürmten auf den Platz, aber wir mussten ja zurück und konnten daher nur kurz bleiben. Am Flug- hafen hieß es dann bereits ‚boarding completed‘, fast wären wir in München hängen geblieben. Aber ein Werder-Fan hatte mich erkannt und rief der Flugabfertigung zu: ‚Das ist unser Präsi- dent, der Präsident des Deutschen Fußballmeisters, der muss unbedingt mit!‘“ So klappte es doch noch mit dem Rückflug nach Düsseldorf. Gegen 22.30 Uhr war Fischer wieder in Grevenbroich, wo die Stimmung nicht nur bei den Werderanern sensationell war. In der Endrunde am nächsten Tag konnten die Grün-Wei- ßen dann mit großer Motivation alle Gegner schlagen und auch im Prellball den Deutschen Meistertitel an die Weser holen. „Für mich ein tolles Wochenende, an das ich mich immer wieder gern erinnere“, so Fischer. Holger Lameter und seine Mannschaft, ebenfalls mehrfache Deutsche Meister, zuletzt 2019 in der Männerklasse 40, sind sich ebenfalls einig: „Der schönste Titel war unser erster im Jahr 2007. Nicht nur aufgrund der Premiere, sondern auch weil wir im Jahr davor richtig Lehrgeld zahlen und uns mit dem neunten Platz zufriedengeben mussten.“ Einen Sonderfall bildet die Mannschaft um Carsten Gerken, die 2012 noch Deutscher Meister der Männerklasse 40 wurde, aus vereinsinternen Gründen 2013 aber in der Männerklasse 30 starten musste. Das allerdings auch sehr erfolgreich, denn es sprang gleich die Deutsche Vize-Meisterschaft heraus, die die Mannschaft in der Folgezeit mehrfach bestätigen konnten. Erst 2017 erreichten alle Spieler das 50. Lebensjahr, und so konnte die Mannschaft nun endlich ‚altersgemäß‘ den Kampf aufneh- men – auch das mit großem Erfolg, denn es gelang sofort der Deutsche Meistertitel, den das Team bis einschließlich 2019 er- folgreich verteidigte. Auch die aktuelleMänner-60-Mannschaft umKurt Godehus kann mit Erfolgen als Deutscher Vize-Meister und mehrfach Dritt- platzierter aufwarten. Gerade in dieser Altersklasse waren viele Jahre stets drei Werder-Mannschaften vertreten, die auch häu- fig alle drei das Siegertreppchen erreichten und damit nicht nur Bremens Ruf als Prellball-Hochburg untermauerten, sondern dazu beitrugen, dass der SV Werder in manchen Jahren der er- folgreichste Verein in Deutschland war. Inzwischen lebt auch der Nachwuchsbereich wieder auf. Wäh- rend die Jugend nach mehrmaliger Teilnahme an den Norddeut- schen Meisterschaften inzwischen in die Männerklasse wechseln musste, kümmern sich Kurt Godehus und Eike Dahle intensiv um eine Schülerinnen-Mannschaft und haben spannende Ideen, wie weitere Schülerinnen und Schüler für den Sport gewonnen wer- den können. Ganz besonders froh sind Werders Prellballer über eine herausragende Frauen-Bundesliga-Mannschaft, die nach einem Jahr ‚Schnuppern‘ nun für die Grün-Weißen startet. Nicht nur die Sportlerinnen haben jetzt sehr gute Trainingsbedingun- gen und fühlen sich im Verein wohl, auch die Männer-Mannschaf- ten freuen sich über ein weiteres starkes Trainingsteam. Befragt man die langjährigen Werderaner der Sparte nach bedeutsamen Erlebnissen, dann kommt immer wieder die Erin- nerung an eine Fahrt nach Stralsund in der ehemaligen DDR im Mai 1990 zur Sprache. Selbst die Meister-Mannschaft um Klaus- Dieter Fischer musste zumindest in einer Halbzeit Lehrgeld be- zahlen, weil sie nicht mit dem Stralsunder Ball zurechtkam, und lag mit 1:20 Punkten zurück. Erst mit dem eigenen Ball konnte das Spielergebnis dann schnell und deutlich gedreht wer- den. Manfred Jacobi, heute Leiter der Abteilung Turnspiele und Gymnastik, denkt bei diesem Besuch eher an die Fahrt in einem ÖPNV-Gelenkbus, bei dem ein Teil des Faltenbelags gerissen war, es durchregnete und die Fahrgäste mit offenem Regenschirm dort standen. Unvergesslich war dann auch die Trabi-Tour auf Rügen. Über alle sportlichen Höchstleistungen hinaus darf nicht das ehrenamtliche Engagement der Prellballer über ihren Sport hin- aus vergessen werden. Carsten Gerken wirkt als Vize-Präsident des Bremer Turnverbands, Klaus-Dieter Fischer hat die Geschi- cke des SV Werder Jahrzehnte lang maßgeblich mitbestimmt, Manfred Jacobi ist seit 1980 im Vorstand der Abteilung Turn- spiele und Gymnastik und seit elf Jahren deren Vorsitzender. An seiner Seite sind die Prellballer Markus Schmieding als Sportwart und Bernd Freudenthal als Beisitzer Spiele für die Abteilung tätig. In der aktuellen Saison werden die Männer 40 und Männer 50 versuchen, ihren Deutschen Meistertitel erfolgreich zu verteidi- gen. Die Frauen hoffen darauf, im Rahmen der Bundesliga die Meisterschaft zu erringen, wenigstens aber ins Endspiel zu gelan- gen. Die Männer 60 wollen sich nach gesundheitlichen Rückschlä- gen einiger Spieler für die Deutsche Meisterschaft qualifizieren, um dort wieder unter die ersten Drei zu kommen. Doppelerfolg: 2019 holten sowohl die Männer 40 als auch die Männer 50 (Foto. re.) des SV Werder den Deutschen Meistertitel im Prellball an die Weser.

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