WERDER MAGAZIN Nr. 342

WERDER MAGAZIN 342 13 INTERVIEW Da warst du bereits 25 Jahre alt. Hatte es vorher schon mal Interesse von Werder gegeben? Ja, tatsächlich. Ich habe 1997 die U17-Europameisterschaft hier in Deutschland gespielt. Das Gruppenspiel gegen Nordirland fand sogar in Bremen statt. Ich stand damals vor dem Sprung in die U19. Rot-Weiß Erfurt, mein Heimatverein, drohte die Insol- venz. Ich war in der U17-Nationalmannschaft der einzige Spieler aus den ‚neuen‘ Bundesländern und außerdem einer von zwei Spielern, die noch bei einem ‚kleineren‘ Club spielten. Daher gab es großes Interesse anderer Vereine, unter anderen von Bayern, Köln, Werder, Hertha. Am konkretesten waren die Gespräche mit dem 1. FC Köln. Für mich stand damals aber fest, dass ich nicht so weit von Erfurt wegwollte, also bin ich 1997 zum VfB Leipzig gewechselt. Ich konnte mir noch nicht vorstellen, mehrere Hun- dert Kilometer von zu Hause entfernt zu sein. Nach Leipzig folgten die Rückkehr nach Erfurt, dann die Statio- nen Karlsruhe und Leverkusen, bevor du zu Werder kamst. Was dachtest du 2006 über die Stadt Bremen? So richtig etwas von der Stadt mitbekommen habe ich erst, als ich tatsächlich hier gespielt habe. Mir ist am Anfang besonders aufgefallen, dass wirklich alles in Bremen auf Werder fokussiert ist. In den ersten Tagen war es mir fast ein bisschen zu viel, und ich musste lernen, damit umzugehen. Denn in Leverkusen war alles etwas anonymer, was auch ganz schön war. Aber ich habe die besondere Stimmung in Bremen sehr schnell schätzen ge- lernt. Die ersten Jahre waren sportlich eine tolle Zeit, mit inter- nationalen Spielen. Und ich bin zunehmend mehr mit Bremen verwachsen. Trotzdem konnte ich nach zwei, drei Jahren nicht absehen, dass Bremen mal meine Heimat wird. Elf Jahre lang hast du insgesamt für Werder gespielt. Wie hast du bei den jeweiligen Vertragsverlängerungen abgewogen zwi- schen Vereinstreue und der Lust, nochmal etwas Neues kennen- zulernen? Gleich bei der ersten Verlängerung Ende 2008 hatte ich unter anderem ein Angebot aus dem Ausland und bin tatsächlich sehr ins Überlegen gekommen. Aber ich hatte nach der EM 2008 in der Hinrunde Probleme, mein Leistungsniveau wieder zu errei- chen. Und Thomas Schaaf hat mir in dieser Zeit ein unglaubli- ches Vertrauen geschenkt, mich trotzdem spielen lassen, viel mit mir gesprochen, was ich sehr geschätzt habe. Mir wurde dadurch klar: Auch wenn es mir hier mal nicht so gut geht, wird auf mich gesetzt. Das war ein ganz starkes Kriterium, um zu verlängern. Obwohl der Reiz, ins Ausland zu gehen, groß war. Unabhängig von diesem Angebot 2008: Welche Liga oder wel- ches Land hätte dich am meisten gereizt? Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass Nordamerika für mich einen großen Reiz gehabt hätte. Am Ende der Karriere in die USA zu gehen, war immer mal mein Gedanke. Ich mag das Land, bin dort gerne im Urlaub. Aber ich bin bei diesen Über- legungen nie davon ausgegangen, dass ich überhaupt so lan- ge spielen würde. Irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem ich merkte: Die MLS (Major League Soccer, Anm. d. Red.) wird immer physischer, dazu kommen die langen Reisen dort. Vielleicht ist das in meinem Alter nicht mehr das Richtige. Wie kam es dazu, dass bereits zu deiner Zeit als Spieler eine Vereinbarung für die Zeit danach getroffen wurde? 2012 wollte Werder mit mir verlängern. Und Klaus Allofs eröff- nete mir, dass man sich vorstellen kann, nach der Spielerkarriere mit mir weiterzuarbeiten. Ich habe damals zu meinem Berater gesagt: ‚Das ehrt mich, aber das brauche ich nicht, ich gehe so- wieso zurück nach Erfurt.‘ Er schlug allerdings vor: ‚Unterschreib das mal, man weiß ja nie, was passiert. Vielleicht denkst du in ein paar Jahren anders darüber.‘ Ich wollte damals gar nicht mehr so lange spielen. Noch zwei, drei Jahre und dann zurück nach Erfurt… Dazu kam es bekanntlich nicht. Stattdessen stand zu Beginn deiner ‚Karriere nach der Karriere‘ ein 18 Monate langes Trai- nee-Programm bei Werder. Wie beurteilst du diese Zeit rück- blickend? Es war sehr interessant, weil die Abteilungen einfach so unter- schiedlich sind in den Anforderungen, die an sie gestellt werden. Gleich zu Beginn war ich im Bereich Medien und Kommunikation und habe gesehen, welch hoher Aufwand es ist, die Informatio- nen an die Öffentlichkeit zu bringen, und auch, was technisch zur Medienarbeit dazugehört. Um in die Tiefe zu gehen, fehlte Clemens Fritz hat in Bremen seine neue Heimat gefunden. Als er 2006 an die Weser kam, durfte das ob- ligatorische Bild mit den Bremer Stadtmusikanten nicht fehlen. s Fotos: nordphoto

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