WERDER MAGAZIN Nr. 342
WERDER MAGAZIN 342 31 U23 Von Franken ging es in die Pfalz. Beim 1. FC Kaiserslautern warst du zunächst Leiter des Nachwuchsleistungszentrums sowie Trainer der U23. Wie konntest du diese Doppelbelastung bewältigen? Neben den genannten Aufgaben war ich auch noch Sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums. Ich habe mich damals bewusst für den Wechsel nach Kaiserslautern entschieden. Die Gespräche mit dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz waren so gut, dass ich Lust auf diese Herausforderung hatte. Die Aufgaben zu bewältigen, war dann aber nur möglich, weil ich ein hervorragend funktionierendes Team um mich her- umhatte. Trotzdem war es ein extrem großes Pensum. Und ich habe sehr viel erlebt. Woran genau denkst du? Wir haben es geschafft, dass das Nachwuchsleistungszentrum bei der Zertifizierung des DFB von null sofort die bestmögliche Wertung von drei Sternen erreichte. Zudem haben wir mit der U23 regelmäßig in der Regionalliga Südwest um den Aufstieg in die 3. Liga gekämpft. Wir konnten viele heute bekannte Spieler wie Willi Orban, Julian Pollersbeck, Dominique Heintz oder Robin Koch in den Profibereich bringen. Es war einfach eine schöne, intensive Zeit. Schließlich wurdest du zum Cheftrainer befördert. Was ist der größte Unterschied zwischen einer U23- und einer Bundesliga- Mannschaft? Zunächst muss man festhalten, dass das Arbeiten mit beiden Teams sehr ähnlich ist. Eine U23 ist heute ebenfalls eine Profi- Mannschaft, da ändert sich in der Arbeit eines Trainers relativ wenig. Natürlich ist die Altersstruktur einer Bundesliga-Mann- schaft anders. Man hat gestandene Profis im Kader. Zudem sind der mediale Druck und das öffentliche Interesse bedeutend höher. Am Ende bleibt es aber Fußball. Nach deinem Engagement in Kaiserslautern ging es in die Schweiz zum FC Wil. Wie blickst du auf diese Zeit zurück? Den Wechsel in die Schweiz habe ich zu keinem Zeitpunkt bereut. Der Schweizer Fußball hat eine sehr gute Jugendförderung, da- von habe ich als Cheftrainer in der zweiten Liga profitiert. Die jungen Spieler sind sehr gut ausgebildet, wenn sie in den Herren- bereich kommen. Auch der bunte kulturelle Mix in der Schweiz war spannend und hat mir persönlich gefallen. Auf dem Platz, bei Pressekonferenzen oder in Interviews muss- te ich zum Teil sowohl Deutsch, Französisch als auch Italienisch sprechen. Es waren zwei tolle Jahre. Du hast in deinen Funktionen viele Fußball- Spiele erlebt. Welches war das beste? Wenn ich wirklich eins herausheben soll, war es sicherlich der Auswärtssieg mit Kaisers- lautern bei RB Leipzig in der zweiten Liga. Wir hatten zu dem Zeitpunkt eine kleine Niederlagenserie und mussten zum Meisterschaftsanwärter nach Leipzig, die in tol- ler Form waren und bereits Spieler wie Sabitzer, Halstenberg, Forsberg oder Orban in ihren Reihen hatten. Eben eine Top- Mannschaft, die schwer zu schlagen war. An dem Tag ist uns je- doch alles gelungen, was unter den Voraussetzungen nicht zu er- warten war. Wir sind irgendwann nachts in Leipzig angekommen, weil unser Flug kurzfristig gestrichen wurde und wir so durch ganz Deutschland mit dem Bus fahren mussten. Keiner von uns hat gedacht, dass wir mit solch einer Vorbereitung eine Chan- ce haben. Doch wir haben das Team sowohl emotional als auch taktisch so gut hinbekommen, dass wir mit 2:0 gewonnen haben. Gibt es auch ein Negativbeispiel? Auch das war eine Partie mit Kaiserslautern, aber mit der U23. Wir haben am vorletzten Spieltag der Saison 2013/2014 in Of- fenbach gespielt. Der ‚Bieberer Berg‘ war fast ausverkauft, bei einem Sieg hätten wir mit eineinhalb Beinen in den Aufstiegs- spielen zur 3. Liga gestanden. Ab der 52. Minute führten wir mit 3:2 und haben in der Nachspielzeit doch noch alles verloren. Zu- nächst hatten wir in der Schlussminute durch Jakub Swierczok, der später Champions League spielte und in dieser Saison mit Ludogorets Razgrad in der Europa League, die riesige Möglichkeit zum 4:2. Er war alleine durch und musste den Ball nur noch quer- legen, scheiterte aber am Schlussmann. Auf der Bank waren wir schon zum Jubeln bereit. Und auf einmal kippte das Spiel, und wir bekamen in der Nachspielzeit nicht nur den Ausgleich, sondern auch das 3:4. In dem Moment steht man an der Seitenlinie und wird fast ohnmächtig, weil man nicht mehr das Gefühl hat, ir- gendetwas machen zu können. So haben wir letztlich die Chance auf die 3. Liga verspielt. Davon musste man sich erstmal erholen. Kommen wir zu deiner aktuellen Arbeit: Was zeichnet Werder aus deiner Sicht aus? Werder Bremen ist anders als alle Stationen, die ich vorher hat- te. Wenn man den Verein selbst kennenlernen darf, spürt man das. In der Zusammenarbeit mit Frank Baumann und Florian Kohfeldt merkt man, dass sie diesen Verein leben und lieben. Gleiches gilt für meine direkten Ansprechpartner Thomas Schaaf s Foto: hansepixx Werders U23-Trainer Konrad Fünfstück arbeitet in der Regional- liga mit einem sehr jungen Team. „Wir haben viele Spieler, die auf einem guten Weg sind“, sagt er.
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