WERDER MAGAZIN Nr. 343
WERDER MAGAZIN 343 33 WERDER LEISTUNGSZENTRUM Das Repertoire wurde komplett ausgeschöpft, und die Spieler waren sehr dankbar, dass die Trainerinnen und Trainer sich auch in dieser Zeit regelmäßig gemeldet haben. Man muss bedenken: Alles, was den Nachwuchsspielern Halt und Struktur gibt, wie die Schule oder der Sport, brach von jetzt auf gleich weg. Da waren die Übungen und Athletikeinheiten eine willkommene Abwechslung. Was war die größte Herausforderung bei der genannten Neustrukturierung der Abläufe? Dass wir letztlich nur reagieren konnten. Wir haben die Entwicklungen und die Entscheidun- gen der Politik stets genau beobachtet und waren mit den Bremer Behörden auf verschie- denen Ebenen im ständigen Austausch, was uns sehr wichtig war und hervorragend funk- tioniert hat. Denn für uns war entscheidend, nur die Dinge umzusetzen, die im Einklang mit den Vorschriften der Politik stehen, da wir die Auswirkungen der Corona-Pandemie sehr ernst nehmen. Dennoch wird Sie der Blick auf die Tabellen der einzelnen Ligen traurig stimmen, da wohl nicht mehr gespielt werden kann? Betrachtet man die Tabellenstände zum Zeit- punkt der Saisonunterbrechung, dann wird deutlich, dass es für uns eine der besten Spiel- zeiten der zurückliegenden Jahre hätte werden können. Die Mannschaften liegen entweder in Schlagdistanz zur Spitze oder sind Tabellenführer. Es ist vor allem für die Spieler und alle Trai- ner und Betreuer schade, die sich durch ihre Leistungen und ihren Einsatz diese Positionen erarbeitet hatten, dass die Saison nicht sportlich zu Ende gehen wird. Wie sehr wirft die wochenlange Zwangspause die jungen Spieler in ihrer Entwicklung zurück? Das lässt sich schwer abschätzen, da es für alle Neuland ist. Ich würde die Situation mit einer langwierigen Verletzung verglei- chen. Es kann durchaus vorkommen, dass ein Spieler über einen längeren Zeitraum ausfällt. Diese Zeit gibt ihm niemand zurück, und trotzdem kann das Verpasste wieder aufgeholt werden. Der Unterschied dieses Mal ist, dass das Problem eine Vielzahl von Spielern betrifft. Zwar war es möglich, individuelle Lauf- oder Athletikeinheiten zu absolvieren, doch die ersetzen kein Team- training. Daher ist es wichtig, dass die Mannschaften mittlerwei- le auf den Platz zurückkehren konnten, um trotz Kontaktverbot fußballspezifische Übungen ausführen zu können. Wie wichtig es den Jungs war, ihre Mitspieler wiederzusehen und auf dem Platz zu stehen, war bei den ersten Trainingseinheiten nach mehr als zwei Monaten allen deutlich anzumerken. Für die U19-Spieler steht der Sprung vom Junioren- in den Herrenbereich an. War die Pause für sie besonders bitter? Der Übergang vom Junioren- in den Herrenfußball ist stets eine Herausforderung – unabhängig von dieser Ausnahmesituation. Schwerwiegender – und das betrifft alle Junioren-Teams – ist die Tatsache, dass die Saisonumstellung auf eine höhere Alters- klasse durch die Corona-Pandemie erschwert wird. Auf absehbare Zeit wird es keinen Wettkampf geben. Wie hält man die Motivation im Team hoch? Aktuell überwiegt einfach die Freude, wieder auf dem Platz zu stehen. Die Wahrscheinlichkeit ist wieder größer, dass auch bald Wettkämpfe bestritten werden können. Daher mache ich mir um die Motivation keine Sorgen. Wie schwer ist es, die Vorbereitung auf die neue Saison zu planen? Wir stehen im ständigen Austausch mit unseren Spezialisten aus der Athletikabteilung, um den idealen Zeitpunkt für eine Pause zu ermitteln. Das ist sehr herausfordernd, da noch nicht bekannt ist, wann es einen Re-Start im Junioren-Fußball geben wird. Dennoch müssen wir es schaffen, dass die Spieler ein opti- males Fitnesslevel halten. Zudem haben die Teams im Prinzip in den vergangenen Wochen bereits eine gefühlte Sommerpause gehabt. Daher führen wir zu diesem Thema derzeit sehr viele Gespräche. Angeblich ist im Profifußball mit weniger Bewegung auf dem Transfermarkt zu rechnen. Steigt dadurch in der kommenden Saison die Chance, dass sich Nachwuchsspieler in der Bundes- liga-Mannschaft durchsetzen? Es könnte sein, dass die Situation den Nachwuchsspielern eine größere Chance bietet. Trotzdem wird es weiterhin an jedem Spieler selbst liegen, ob er diese nutzt. Es wird auch zukünftig so sein, dass die fußballerische Qualität und die Leistungsstärke darüber entscheiden, ob sich ein Talent durchsetzt. Der geplante Bau des neuen Sportcampus in der Pauliner Marsch – unter anderem mit demWERDER Leistungszentrum – wird ebenfalls durch die aktuelle Situation beeinflusst. Wie ist der Stand? Noch wissen wir nicht, wie groß die Auswirkungen der Corona- Pandemie sein werden. Es gibt unzählige Faktoren, die einbezo- gen werden müssen. Trotzdem ist es unser Ziel, die Planungen voranzutreiben. Wir müssen aber auch realistisch sein und in der derzeitigen Situation damit rechnen, dass die Umsetzung des Projekts mehr Zeit braucht, als bisher geplant. Interview: Marcel Kuhnt Foto: nordphoto
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=