WERDER MAGAZIN Nr. 343

52 WERDER MAGAZIN 343 LEICHTATHLETIK D och wie in allen anderen Sportarten führten die Kon- taktbeschränkungen im Zusammenhang mit dem Coro- na-Virus zu einer Einstellung des Trainingsbetriebs. Die verantwortlichen Trainer stellte das vor eine große He- rausforderung. Denn niemand wusste, ob – und wenn ja, wann – es überhaupt wieder zu Wettkämpfen kommen wird. Die Ath- letinnen und Athleten aber sollten zumindest darauf vorbereitet sein, dass es irgendwann weitergeht. Also mussten individuelle Trainingspläne her: „Leichtathleten sind grundsätzlich Individual- sportler, dementsprechend ist es durchaus möglich, sich alleine fit zu halten und sich so auf Saisonziele vorzubereiten. Aber zum einen ist es super, eine Laufbahn zur Verfügung zu haben, zum anderen trainiert es sich in der Gruppe leichter. Und als Trainer kann man gezielter auf die Stärken und Schwächen jedes Ein- zelnen eingehen“, so Sportwart Andrei Fabrizius zur besonderen Trainingssituation. Doch Laufbahnen standen nicht zur Verfügung, Gruppentrai- ning war nicht möglich, also setzten die Bahnsportlerinnen und -sportler die Vorgaben ihrer Trainer an anderen, ungewöhnliche- ren Orten um. So war Top-Sprinterin Sandra Dinkeldein häufiger am Krümpelsee in Bremen-Habenhausen anzutreffen – oder am Deich in der Nähe des Teerhofs. „Dort habe ich auf den Sand- wegen jeweils meine Tempoläufe absolviert“, verrät Dinkeldein, die dabei nicht selten überraschte Spaziergänger in schnellem Tempo überholte. Mannschaftskollegin Wiebke Oelgardt hatte es etwas schwerer, schließlich startet sie unter anderem im Mehrkampf. „Dement- sprechend stehen einige Disziplinen auf dem Trainingsplan, und das war nicht gerade einfach“, so Oelgardt, die unter anderem die großen Rasenflächen am Mahndorfer See für Speerwurf- und Kugelstoßtraining, das sie gemeinsam mit ihrer Schwester absolvierte, nutzte. Zusätzlich standen Jogging und Koordi- nationstraining auf ihrem Trainingsplan. Ein besonderes High- light war zudem die ‚Stabi-Video-Konferenz‘ per Skype mit ihrer gesamten Trainingsgruppe um Trainer Roman Fricke. Zu dieser Gruppe gehören auch Keno Krieger und Mareike Max. Die beiden Springer verlegten „alles so gut es ging ins Grüne“, so Krieger, der besonders froh war, dass „das Wetter so gut mitgespielt hat“. Mareike Max ging ihr Training ähnlich an: „Koordinationstraining und Stabi bei uns im Garten sowie Jogging in der näheren Um- gebung – in solch einer Zeit ist einfach nichts wie sonst, aber wir kommen da durch, auch wenn es etwas dauern wird“, so die stets optimistische Hochspringerin. Spaß an ihrem Training hatten auch Mira Damaschke und Lasse Spohler aus der Gruppe von Trainer Andriy Wornart. Im zuläs- sigen Abstand absolvierten die beiden Werderaner Tempoläu- fe auf den Hügeln hinter dem ‚Theater am Goetheplatz‘. „Den Trainingsort kennen wir schon aus dem regulären Training“, so Spohler. „Nun wird der Hügel aktuell etwas häufiger genutzt als sonst. Wir sind froh, dass wir uns überhaupt bewegen kön- nen, denn das lenkt ein wenig ab von den sonstigen Einschränkungen.“ Ähnlich wie den Bahnsportlern erging es auch den Langläufern. Alle Athletinnen und Athleten hatten bereits für den April ihre ersten Läufe des Jahres geplant, un- ter anderem ein großes Teamevent beim Marathon im niederländischen Enschede. „Dort wollten wir am 19. April gemeinsam auf verschiedenen Strecken antreten und ein richtig tolles Werder-Wochenen- de verbringen“, so Lauf-Team-Trainerin Birte Bernhardt. „Leider wurde daraus nichts, aber unser Plan ist nur ein Jahr aufgeschoben, 2021 holen wir das nach. Was ich derzeit aber ganz besonders ver- misse, sind die gemeinsamen Trainings- SAISONVORBEREITUNG MAL ANDERS Noch Anfang März freuten sich Werders Leichtathleten auf eine ‚normale‘ Wettkampfsaison. Die Hallenwettbewerbe waren beendet, und der Blick richtete sich auf die Trainingslager im April, bei denen der Grundstein für einen erfolgreichen Sommer gelegt werden sollte. Not macht erfinderisch: Werders Top-Sprinterin Sandra Dinkeldein beim ungewöhnlichen Training in der Bremer Innenstadt.

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