WERDER MAGAZIN Nr. 345

WERDER MAGAZIN 345 39 LEICHTATHLETIK bin ich nirgendwo. Vielleicht auch deshalb, weil ich früher am liebsten draußen gespielt habe.“ Nicht verwunderlich also, dass sich der neue Vorsitzende der Werder-Leichtathleten auch heute gerne mit einer sportlichen Heraus- forderung beschäftigt, bei der Vielseitigkeit gefragt ist. Seit langem erwirbt die gesam- te Familie Oelgardt, die sich außerdem auch geschlossen im NABU Bremen engagiert, das Deutsche Sportabzeichen, vor zehn Jahren ka- men sie dafür zum SV Werder. Es war nicht nur Enrico Oelgardts erster Be- rührungspunkt mit den Grün-Weißen, sondern auch der Start einer großen Sportkarriere – seiner älteren Tochter Wiebke. „Sie fiel den Trainern damals beim Sportabzeichen auf“, erinnert sich der 46-Jährige. Heute gehört die mittlerweile 19 Jahre alte Mehrkämpferin zu den Spitzenathletinnen und Aushängeschil- dern des SV Werder. „Darauf bin ich natürlich sehr stolz“, gibt der Vater zu. Schließlich hat seine Tochter das geschafft, was Enrico Oelgardt als große Stärke seiner Abteilung seit Jahren imponiert: „Es zeigt sich immer wieder, dass jeder bei uns die Chance hat, bis zur deutschen Spitze zu kommen“, er- klärt er. „Unser Ziel ist es, im Sinne unserer Satzung den Sport zu fördern, gerade bei den Jugendlichen. Wir haben zahlenmäßig sehr starke Schülergruppen, im Bereich der U10, U12, U14 und U16. Und aus diesen eigenen Reihen kommen immer wieder Talente hervor, die in die Leistungsgruppen gehen. Unsere sportlichen Erfolge sind ein Verdienst aller Trainer, auch bei den Jüngeren.“ Dabei gibt es neben dem Leistungssport mit dem Breitensport eine weitere wichtige Säule. Dazu gehören die Sportabzeichen- Gruppe, die Fun-Gruppen und drei Laufgruppen unterschiedli- cher Leistungsniveaus. „Gerade die Erlebnisse dieser Läuferin- nen und Läufer sind bemerkenswert“, findet Oelgardt. „Egal, ob Ultralauf rund um die Zugspitze oder in Südafrika oder der Ma- rathon in Paris – wenn man anschließend die Berichte darüber liest, ist es immer ein bisschen so, als sei man selbst mitgelaufen.“ Enrico Oelgardts Begeisterung für die Leichtathletik ist spür- bar. Klar, dass er von Beginn an die Wettkämpfe seiner Töchter – auch Anne, sechs Jahre jünger als Wiebke, ist Leichtathletin beim SV Werder – begleitete. Und wer so interessiert dabei ist, der wird schnell als geeigneter Kandidat für mehr wahrgenom- men. „Ich wurde gefragt, ob ich Kampfrichter werden will. Also habe ich die Kampfrichter-Ausbildung gemacht. So bin ich nach und nach in die Abteilung hineingewachsen.“ Dem Engagement als Kampfrichter folgte vor gut zwei Jahren die Berufung als Bei- sitzer in den Leichtathletik-Vorstand mit dem Aufgabengebiet der Wettkampforganisation. Und im Februar dieses Jahres die überraschende Frage von Christian Schwarting, ob sich Enrico Oelgardt vorstellen könne, den Vorsitz der Abteilung zu über- nehmen. Seine Reaktion darauf? „Mir fielen zuerst die Worte unseres stellvertretenden Abteilungsvorsitzenden Philipp Mehrtens ein“, verrät Oelgardt. „Er sagt immer: ‚Wir betreiben die schönste Sportart der Welt im besten Verein der Welt‘.“ Da habe er ja nur „Ja“ sagen können, schmunzelt der neue Vorsitzende. So einfach war es dann aber doch nicht. „Ich wusste zunächst gar nicht, was mich in dieser Position erwartet. Und natürlich habe ich mich mit meiner Familie beraten, die mich aber von Anfang an bestärkt hat.“ Klar war: „Die Fußstapfen von Christian Schwar- ting sind riesig. Durch seine enorme Erfahrung hat er die Ab- teilung mit einer unglaublichen Ruhe und Souveränität geführt, immer wohl überlegte Entscheidungen getroffen.“ Dass die Ab- teilung dadurch über eine hervorragende gewachsene Struktur verfügt und alle Beteiligten bestens eingespielt sind, habe ihn schließlich überzeugt, sich zur Wahl zu stellen. „Es ist eine große Herausforderung, die Abteilung auch in den nächsten Jahren weiterzuentwickeln“, betont Oelgardt. Um dafür gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen und den Trai- nerinnen und Trainern Ideen und einen Plan zu entwickeln, war für Ende November ein Wochenend-Workshop in Bremerhaven geplant, der jedoch aufgrund der Corona-Pandemie auf das nächste Frühjahr verschoben werden musste. „Wir wollen ge- nauer beleuchten, wo wir derzeit stehen, und dann schauen, wo- hin wir in den nächsten Jahren wollen“, kündigt der Vorsitzende an. Klar ist schon jetzt: „Ziel ist es, weiterhin jungen Sportlerin- nen und Sportlern die Möglichkeiten zu geben, in die deutsche Leichtathletik-Spitze vorzustoßen, und sie auf diesemWeg auch außerhalb des Sports bestmöglich zu unterstützen. Wenn uns das zukünftig Jahr für Jahr gelingt, bin ich sehr glücklich“, so Oel- gardt, der dafür gerne in Kauf nimmt, dass er erst jetzt so rich- tig merkt, worauf er sich als Vorsitzender eingelassen hat: „Die Zahl der E-Mails ist nach meiner Wahl exorbitant angestiegen“, lacht er und unterstreicht: „Es ist wie die Leitung eines kleinen Unternehmens.“ Martin Lange Foto: M. Rospek

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