WERDER MAGAZIN Nr. 346

WERDER MAGAZIN 346 15 Fotos: gumzmedia INTERVIEW s alles im Vergleich zu anderen Ländern sehr gut gemacht wurde. Ich bin sehr dankbar und finde, dass wir als Familie großes Glück haben, in dieser Zeit hier in Bremen zu sein. Schickt ihr eure Tochter dennoch mit einem unguten Gefühl und der Angst vor einer Ansteckung in den Kindergarten? Nein, wir haben keine große Angst. Und wir wissen, wie wichtig der soziale Umgang mit den anderen Kindern für sie ist, auch weil sie im Sommer in die Schule kommt. Sie hat viele Freun- dinnen gefunden, spricht nahezu perfekt Deutsch, was uns sehr glücklich macht. Im vergangenen Jahr musste sie zweieinhalb Monate lang zu Hause bleiben. Das war für die ganze Familie schwierig. Kommen wir zum Fußball: Du bist mittlerweile 35 Jahre alt. Was ist heute anders als damals, als du 20 warst? Sehr viel. Es ist alles professioneller geworden, allein wenn man die vielen Daten sieht, die aus den Spielen und aus dem Training zur Verfügung stehen. Natürlich ist der Fußball auch schneller geworden, intensiver, physischer. Für mich war es sehr spannend, diese Veränderungen während meiner langen Karriere zu erleben. Es hat mir gezeigt: Man muss als Fußballer immer fokussiert bleiben, denn man lernt jede Woche dazu. Ihr habt viele junge Spieler in der Mannschaft. Wärst du gerne nochmal 20? Ganz ehrlich: Nein. Ich bin zufrieden mit mei- ner Karriere. Als ich 20 war, wusste ich noch gar nicht, ob ich es überhaupt schaffe, im Pro- fifußball auf das höchste Niveau zu kommen. Ich musste sehr viel und hart arbeiten, habe gleichzeitig die Zeit genossen und bin nicht wehmütig, dass ich mittlerweile in den letzten Jahren meiner Karriere angekommen bin. Finnland ist eine Eishockey-Nation. Warum bist du, genau wie dein Zwillingsbruder Henrik, beim Fußball gelandet? Wir waren schon als kleine Kinder zum ersten Mal beim Fußball. Und bei uns beiden war es Liebe auf den ersten Blick. Wie alle unsere Freunde haben wir damals im Winter Eishockey und im Sommer Fußball gespielt – bis wir zwölf Jahre alt waren. Dann fiel mir die Entscheidung für den Fußball leicht. Unsere Mutter hat früher Fußball gespielt, un- ser Vater war Trainer. Wir waren also eine echte Fußballfamilie, haben schon als Kinder mit unseren Eltern alle großen Turniere im Fernsehen geschaut. Deine Karriere begann in deiner Heimatstadt Turku… Ich habe schon mit 16 Jahren in der höchsten finnischen Liga gespielt. Aber nicht mit einem Vertrag, den man als Profivertrag bezeichnen konnte (lacht) . Ich hatte dort noch nicht das Gefühl, dass ich mit dem Fußball die nächsten Jahre Geld verdienen könnte. Das kam erst mit dem Wechsel nach Amsterdam… Gemeinsam mit deinem Bruder bist du im Alter von 17 Jahren zu Ajax Amsterdam gewechselt. Wie hast du diese Zeit erlebt? Es war ein großes Abenteuer für uns und natürlich ein Traum, zu einem solch großen Club zu kommen. Die Nachwuchsabteilung ist eine der besten der Welt. Unser erster Trainer war Marco van Basten, ein Weltstar. Wir hatten Glück, dass wir zusammen dort hingehen und diese Erfahrungen machen konnten. Aber na- türlich hatten wir manchmal Heimweh und schwierige Zeiten. Auch als wir nicht den Sprung in die erste Mannschaft geschafft haben. Du bist daraufhin den Weg über die zweite Liga gegangen und zum FC Zwolle gewechselt. Fiel es dir schwer, vermeintlich ei- nen Schritt zurück zu machen? Ich hatte bei Ajax mit 18 Jahren einen Kreuzbandriss. Danach hat es einige Zeit gedauert, bis ich wieder mein vorheriges Leis- tungsniveau erreichen konnte. In Zwolle habe ich dann zwei

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