WERDER MAGAZIN Nr. 346

26 WERDER MAGAZIN 346 von fehlender Spielpraxis nichts zu spüren. Der Innenverteidiger spielte gewohnt zuverlässig und strahlte eine enorme Ruhe aus. Und genoss diese Partie trotz der 1:3-Niederlage: „Irgendwann wird alles Alltag, aber die Bundesliga ist für mich weiterhin et- was ganz Besonderes. Gerade wenn es gegen Bayern und damit gegen einige der besten Spieler der Welt geht. Ich muss mich al- lerdings manchmal noch kneifen, wenn ich mir überlege, dass ich mittlerweile mehr als 30 Mal in der Bundesliga auflaufen durfte.“ Gibt es ab und zu den Gedanken, dass es auch mehr Einsätze im Fußball-Oberhaus hätten sein können? Christian Groß über- legt kurz und verneint dann entschieden und glaubwürdig: „Ich bin dankbar dafür, dass es so gekommen ist. Die Zeit, als ich als junger Spieler auf den Sprung gehofft habe, war einfach anders. Dass ich es nun so spät noch geschafft habe, fühlt sich nochmal schöner an, weil es einfach seltener vorkommt. Außerdem kam es überraschend, denn ich hatte mit der Bundesliga abgeschlos- sen, mehr als damals mit 22 Jahren.“ HSV, Babelsberg, Lotte, Osnabrück – „Ich bereue keine Entscheidung“, stellt Groß klar. „Jeder Schritt war aus damaliger Sicht gut für mich und richtig. Dass man mit den gesammelten Erfahrungen rückblickend eini- ges anders beurteilt, ist normal und daher kein Grund für mich, mit einer Entscheidung zu hadern.“ Die beste Entscheidung hat Christian Groß aber wohl tatsäch- lich mit seiner Unterschrift beim SV Werder getroffen. Die ver- tragliche Vereinbarung beinhaltet das beidseitige Bekenntnis, auch weiterhin zusammenzuarbeiten, wenn die Spielerkarriere des mittlerweile 32-Jährigen zu Ende ist. „Mein erster Gedanke ist derzeit natürlich, im Fußball zu bleiben. Ich kann mir auch vor- stellen, wieder im Scouting zu arbeiten. Aber es ist beruhigend zu wissen, dass ich mit meinem Studium auch in andere Bereiche gehen könnte. Denn niemand weiß besser als ich, dass man nie wissen kann, was zum Beispiel in fünf Jahren ist“, lacht Groß. Für den zweifachen Familienvater steht daher fest, dass er sein imWintersemester 2013/2014 begonnenes BWL-Studium an der Fachhochschule Osnabrück unbedingt beenden will, auch wenn es mittlerweile seit einiger Zeit ‚auf Eis liegt‘. „Ich habe viel in dieses Studium investiert, viele Stunden mit Lernen verbracht. Deshalb möchte ich am Ende auch den Bachelor-Abschluss in der Tasche haben“, sagt Groß und verrät: „Als ich 2014 wieder zum VfL Osnabrück kam, habe ich meist den trainingsfreien Montag von morgens bis abends an der Hochschule verbracht, um Vorlesungen zu besuchen und Prüfungen zu schreiben. 26 von 30 habe ich schon geschafft.“ s Kein Mitläufer: Christian Groß übernahm auch nach seiner überraschenden Beförderung zu den Profis sofort Verantwortung in seinem neuen Team und ist für die jungen Spieler eine wichtige Orientierung.

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