WERDER MAGAZIN Nr. 348

WERDER MAGAZIN 348 17 INTERVIEW durch harte Arbeit geschafft, die Intensivstation zu verlassen. Die laufende Saison ist durchfinanziert, die Liquidität gesichert und die wirtschaftliche Stabilität wiederhergestellt. Wir haben die Lizenzierungsauflage, die uns auferlegt wurde, erfüllt. Was waren die wichtigsten Faktoren, um dies zu schaffen? Wir haben im gesamten Unternehmen und in allen Bereichen einen extrem harten Kostenkurs gefahren. Das galt unter ande- rem für die Spielergehälter, für die Ausgaben in der Verwaltung. Wir haben die variablen Kosten in den Kostenstellen mit har- ten Maßnahmen gesenkt. Die Transfererlöse, die wir generieren konnten, waren natürlich ein sehr wichtiger Baustein. Hier geht ein großes Kompliment an Frank Baumann, Clemens Fritz und Tarek Brauer. Wir haben eine Immobilie veräußert. Und so haben wir es geschafft, trotz 27 Millionen Euro Mindereinnahmen ein negatives Ergebnis von ‚nur‘ 8,8 Millionen Euro auszuweisen. Wir haben unser Ergebnis damit zum Vorjahr, der Saison 2019/2020, um 15,5 Millionen Euro verbessert. Das können in der Corona- Pandemie nicht viele Bundesliga-Clubs von sich behaupten. Es gab verschiedene Maßnahmen, um finanzielle Mittel zu ge- nerieren… Wir mussten zunächst unsere Liquidität sichern, um zahlungsfä- hig zu bleiben. Dazu haben wir unter anderemmit der Sparkasse Bremen, der Nord LB und der Oldenburgischen Landesbank eine Kreditvereinbarung geschlossen, abgesichert durch eine Bürg- schaft der Aufbaubank Bremen. Zudem haben wir uns schließ- lich – nach Prüfung verschiedener Finanzierungsmodelle – für die Ausgabe einer Mittelstandsanleihe entschieden. Wir mussten diese in einer sportlich sehr schwierigen Situation platzieren und haben es geschafft, mit insgesamt 17 Millionen Euro zu zeichnen und noch einmal eine Million Euro Nachzeichnungen zu generie- ren. Diese beiden Maßnahmen haben gezeigt, dass uns sowohl Banken als auch Anleger trotz der schwierigen Situation sehr viel Vertrauen entgegenbringen, um uns zu unterstützen und durch diese Krise zu begleiten. Dieses Vertrauen müssen wir uns nun auch wieder auf dem Platz erarbeiten. Welche Bedeutung hatte in diesem Zusammenhang der perso- nelle Umbau des Bundesliga-Kaders? Es war immer klar, dass wir nicht nur erhebliche Einnahmen durch Transfers erreichen, sondern auch die Gehaltskosten für den Bundesliga-Kader deutlich reduzieren müssen, um der neuen Einnahmesituation Rechnung zu tragen. Dass wir es dann tat- sächlich geschafft haben, in einem schwierigen Transfermarkt 25 Millionen Euro zu erlösen, zeugt von unglaublich guter Arbeit. Die Gehaltskosten des Kaders haben wir parallel dazu von 45 Millionen Euro auf unter 20 Millionen Euro reduziert. Auch das war eine außergewöhnliche Leistung. Welche Prognose können Sie für das laufende Geschäftsjahr ab- geben? Wenn uns die Pandemie in ihrem möglichen Rahmen positiv be- gleiten wird, und dazu gehört unter anderem wie eingangs be- sprochen die Möglichkeit einer vollen Auslastung des wohninvest WESERSTADION, dann werden wir am Ende dieser Saison ein positives Geschäftsergebnis verkünden können. Zugleich haben wir aus meiner Sicht den erhofften konkurrenzfähigen Kader, mit dem wir den angestrebten Wiederaufbau angehen können, um dann idealerweise auch oben mitzuspielen. Klar ist aber auch: Wir werden noch lange mit den finanziellen Folgen der Pandemie zu kämpfen haben. Denn wir müssen die Kredite bedienen und wollen wieder ein positives Eigenkapital aufbauen. Der sportliche Abstieg in die 2. Bundesliga war für alle eine schmerzhafte Erfahrung. Wie gehen Sie persönlich mit dieser neuen Situation um? Ich habe immer betont, dass mir die Arbeit bei Werder extrem viel Spaß macht. Der Wettbewerb in der Bundesliga hat sich in den vergangenen Jahren sehr stark verändert. Das haben auch wir zu spüren bekommen. Wir müssen uns neuen Herausforde- rungen stellen. Und es ist jetzt unsere gemeinsame Verantwor- tung, Werder so aufzustellen, dass wir wieder erstklassig spielen können. Foto: C. Heidmann

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