WERDER MAGAZIN Nr. 348

INTERVIEW WERDER MAGAZIN 348 57 F AU N „DER KONKURRENZKAMPF TUT UNS GUT“ Thomas Horsch übernahm in der Endphase der vergan- genen Saison die Fußballerinnen des SV Werder und führte das Team zum Verbleib in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Der erfahrene Coach will die Grün- Weißen in der Eliteliga weiter etablieren. WERDER MAGAZIN: Im Sommer hat sich das Gesicht des Teams durch einige Neuzugänge verändert. Was zeichnet die neue Mannschaft aus? THOMAS HORSCH: Durch die Neuzugänge herrscht ein ganz anderer Konkurrenzkampf als in der Vorsaison. Die Spielerin- nen treiben sich in jeder Trainingseinheit gegenseitig an und kämpfen darum, amWochenende von Beginn an auf dem Platz zu stehen. Das tut dem mannschaftlichen Gesamtgefüge ex- trem gut. Wie macht sich das im Training bemerkbar? Die Trainingsqualität ist höher, was aber auch zu neuen He- rausforderungen führt. Jede Einzelne verspürt bereits im Trainingsbetrieb eine größere Drucksituation und will sich im Kampf um die Startelfplätze beweisen. Um diesen Druck rich- tig zu regulieren, sind viele Gespräche wichtig. An welchen Stellschrauben wurde in der Vorbereitung beson- ders gedreht? Vorweg muss man sagen, dass die Mannschaft sehr wissbe- gierig und offen für die Inhalte, die wir ihr vermitteln wollen, ist. In der Vorbereitung war uns besonders wichtig, das Team auf ein neues athletisches Niveau zu heben, damit die Spiele- rinnen bis zum Ende jeder Partie leistungsfähig sind. Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten im ersten Spiel in München, wo wir aber auch alles reingeworfen haben, hat sich bereits gegen Wolfsburg gezeigt, dass wir gegen eine europäische Spitzen- mannschaft zumindest körperlich bis zum Ende voll mitgehen konnten. Wie ist der Saisonstart mit dem 0:8 gegen den FC Bayern, dem 0:2 gegen Wolfsburg und dem 1:1 in Jena zu bewerten? Wie gesagt: Wir hatten gegen Bayern ein paar Anlaufschwie- rigkeiten. Das Spiel gegen Wolfsburg verlieren wir am Ende zwar unglücklich, aber verdient. Bei der Partie in Jena haben wir eine gute Mentalität gezeigt und sind trotz vieler Hinder- nisse zurückgekommen. Wir haben zwei Spielerinnen durch ei- nen Zusammenprall verloren, sind aufgrund der Behandlungs- phase, als wir in Unterzahl waren, in Rückstand geraten. Wir haben über 90 Minuten den Gegner bespielt und konnten den verdienten Ausgleich erzielen. Diese gute fußballerische und physische Basis lässt mich positiv nach vorne blicken. Dennoch ist auch klar, dass wir Entwicklungsschritte und Schwankun- gen gerade bei den jungen Spielerinnen einplanen müssen. Da- her wird es erneut bis zum Ende der Saison ein harter Kampf um den Klassenerhalt werden. Was wird die größte Herausforderung bei der zukünftigen Ent- wicklung des Frauenfußballs, der FLYERALARM Frauen-Bun- desliga und damit auch des SV Werder sein? Es müssen mehrere Dinge parallel passieren. Zum einen muss die FLYERALARM Frauen-Bundesliga noch stärker professio- nalisiert werden, damit Spielerinnen so wenig wie möglich nebenbei arbeiten müssen. Zugleich sehe ich auch noch Luft nach oben, was die Leistungsfähigkeit angeht. Bayern und Wolfsburg haben ein Spitzenlevel, dahinter ist die Liga sehr durchmischt, und eine höhere Leistungsdichte würde guttun. Es herrscht ein Verdrängungswettbewerb, bei dem wir den An- schluss nicht verlieren dürfen. Vereine wie Eintracht Frankfurt, die TSG Hoffenheim oder der 1. FC Köln nehmen den Frauen- fußball sehr ernst. Und auch RB Leipzig, Borussia Dortmund oder Schalke 04 intensivieren ihre Bemühungen. Damit wir uns auf Dauer behaupten können, müssen wir professionelle- re Rahmenbedingungen schaffen, zum Beispiel regelmäßigere leistungssportkonformere Trainingszeiten oder auch ein erhöh- tes Sponsoring. Hier müssen wir uns als Verein entscheiden, wie wir unsere Marke platzieren wollen. Worauf können sich die Fans freuen, wenn sie ein Spiel live im Stadion ‚Platz 11‘ verfolgen? Auf eine leidenschaftlich auftretende Mannschaft, die alles versucht, um guten Fußball zu spielen. Interview: Marcel Kuhnt Foto: hansepixx

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