WERDER MAGAZIN Nr. 348

INTERVIEW WERDER MAGAZIN 348 7 WERDER MAGAZIN: Ihre ersten Werder-Wochen waren sehr in- tensiv, insbesondere die Kaderplanung hat einen großen Raum eingenommen. Waren Sie froh, als das Transferfenster endlich geschlossen wurde? MARKUS ANFANG: (lacht) Es hat uns sicher gutgetan. Denn ab da hatten wir die Sicherheit, dass wir mit diesem Kader bis zur Winterpause arbeiten können, und es gab weniger Gesprächsstoff in der Kabine über mögliche Abgänge. Wir konnten den Mannschaftsrat wieder komplettieren, können jetzt die Strukturen der Mannschaft entwickeln. Es ist einfach wichtig, dass im Team ein gutes Innenleben herrscht, sich ein starker Teamgeist entwickelt. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus: Hat es sich gelohnt, zu Werder zu kommen? Werder ist ein toller Verein. Man spürt, dass die ganze Stadt diesen Club lebt. Und die Gesamtsituation, in der wir uns befin- den, ist eine große, aber extrem spannende Herausforderung. Ich habe zwar beim 1. FC Köln schon mal einen Traditionsver- ein nach dem Abstieg in die zweite Liga übernommen, damals aber mit ganz anderen Rahmenbedingungen. Der Großteil des Kaders war zusammengeblieben, es kamen sogar noch Ver- stärkungen dazu. Dementsprechend konnte man sofort Ziele formulieren. Bei uns dagegen ist bis zum letzten Tag der Trans- ferperiode etwas passiert. Die schwierige Gesamtsituation war von Anfang an allen be- wusst und wurde auch so kommuniziert. Womit hat die Ge- schäftsführung Sie dennoch für Werder begeistert? Ich hatte immer den Eindruck, dass die Verantwortlichen auch nach dem Abstieg ruhig und besonnen geblieben sind. Es wur- de kein Hehl daraus gemacht, dass die Situation schwierig ist, es eine große Herausforderung wird. Natürlich haben wir auch darüber gesprochen, dass aufgrund der wirtschaftlichen Lage Spieler verkauft werden müssen. Damals war noch nicht klar, wann das passieren würde und in welchem Ausmaß. Wann wir so viele Transfererlöse erzielt haben, dass wir dann auch neue Spieler holen können. Aber mir wurde immer auch vermittelt, dass wir die Ruhe und die Zeit haben, etwas zu entwickeln. Wann war Ihnen klar, dass Sie nach Ihrer Karriere als Spieler auf die Trainerbank wechseln wollen? Ich habe mich schon immer mit meinem Vater ausgetauscht, der in meiner Jugend unter anderem eine Zeit lang auch mein Trainer war. Am Ende meiner Spielerkarriere habe ich bereits im Trainerbereich mitgearbeitet und schnell das Gefühl bekom- men, dass ich diesen Weg weitergehen möchte. Dann habe ich begonnen, meine Trainerscheine zu machen. Auf eigene Faust, ohne Verein im Rücken, denn ich wollte mir diesen Weg selbst ebnen. Direkt nach dem Ende als Spieler habe ich mit dem SC Kapellen-Erft einen Verein in der Niederrheinliga übernommen. Mein Praktikum im Rahmen der Fußballlehrer-Ausbildung habe ich bei Bayer Leverkusen gemacht. Und dann hat mich Jürgen Gelsdorf gefragt, ob ich nach Leverkusen kommen möchte. Wie wichtig war die Arbeit im Leistungszentrum von Bayer 04 für Ihre weitere Trainerkarriere? Sehr wichtig. Nach zweieinhalb Jahren bei Kapellen-Erft, in denen ich Netze aufgehängt, Coaching-Zonen aufgebaut, das Flutlicht an- und ausgeschaltet, Trikots zurechtgelegt und Ka- binen ausgekehrt habe, was unglaublich Spaß gemacht hat, habe ich bereits beim Fußballlehrer-Lehrgang mitbekommen, wie ich meine Arbeit weiter professionalisieren kann. Bei Bayer konnte ich das dann in einem ganz hervorragend aufgestellten Club anwenden und ausprobieren. Und zwar mit jungen Spie- lern, also von klein auf. Das war für mich damals der nächste Schritt. Foto: nordphoto s

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