WERDER MAGAZIN Nr. 348

INTERVIEW 72 WERDER MAGAZIN 348 sollten wir nicht verzichten. Wir haben aber auch erfahren, wie schwierig es ist, hochkompetente Personen davon zu überzeu- gen, in den Aufsichtsrat zu gehen, die sich einem solchen Aus- wahlprozess, einer Wahl bei der Mitgliederversammlung nicht stellen wollen. Die Arbeit des Wahlausschusses wurde von vielen kritisiert… … dabei hat der Wahlausschuss seine satzungsmäßigen Rech- te wahrgenommen und seine Pflichten ausgeübt. Er ist das legitimierte Organ aufgrund unserer Satzung, die wir ge- meinsam beschlossen haben. Wenn man mit der Arbeit des Wahlausschusses nicht einverstanden ist, dann darf man das in einem lebendigen Verein äußern. Aber man darf deswegen nicht alles in Frage stellen und behaupten, das Vorgehen sei nicht demokratisch. Die Existenz eines Wahlausschusses ist Lizenzierungsvoraussetzung in der Fußball-Bundesliga. Seine Mitglieder sind mehrheitlich von der Mitgliederversammlung gewählt. Wir brauchen ein solches Organ und müssen auch da- mit leben, dass es mal Ergebnisse gibt, die nicht allen gefallen. Den Vorwurf, es sei nicht demokratisch, weise ich allerdings zurück. Aber ich sehe auch, dass wir den Wahlausschuss künf- tig unterstützen sollten, in dem wir gemeinsam klare Rahmen- bedingungen zum gesuchten Profil des jeweiligen Gremiums besprechen sollten. Zurück zum Strukturprozess: Was ist Ihnen bei diesem Prozess wichtig? Das angesprochene Entsenderecht ist der zentrale Hebel, mit dem der eV Einfluss auf das operative Geschäft der Kapital- gesellschaft nehmen kann. Daran sollten wir in meinen Augen festhalten. Die Kritik hat sich auch nicht daran entzündet, dass es dieses Entsenderecht gibt, sondern daran, dass es mit mir eine Person aus dem Kreis des Gesellschafters im operati- ven Geschäft der KG gibt, die damit bei zwei Rechtspersönlich- keiten an maßgeblicher Stelle tätig ist. Man muss dazu sagen: Diese Struktur hat 18 Jahre lang bestens funktioniert. Wir hat- ten keine Situation, in der sie in irgendeiner Weise zu Proble- men geführt hätte. Sicher haben sich einige Anforderungen verändert. Deswegen müssen wir bereit sein, darüber zu reden. Bei der Mitgliederversammlung 2022 findet turnusgemäß die Wahl des Geschäftsführenden Präsidiums, also des Präsidenten, des Vize-Präsidenten und des Schatzmeisters, statt. Was be- deutet das für die Arbeit in den kommenden Monaten? Unter anderem, dass der Strukturprozess so geführt und ab- geschlossen werden muss, dass wir Zeit haben, die Ergebnisse in der Mitgliedschaft zu diskutieren und Kandidatinnen oder Kandidaten zu finden, die in dieser neuen Struktur die Rollen ausfüllen wollen. Jens Höfer hat bereits angekündigt, nicht mehr als Vize-Präsident antreten zu wollen. Also müssen wir mindestens seine Nachfolge regeln. Auch über mich wurde viel gesprochen. Also muss auch zur zukünftigen Besetzung des Präsidentenamts rechtzeitig eine Entscheidung getroffen werden. In welcher Struktur würden Sie sich wiederfinden? Ich habe bereits in meiner Rede während der Mitgliederver- sammlung gesagt: Wenn man über die Trennung zwischen Prä- sidentenamt und Geschäftsführeramt nachdenkt, dann sollte man zumindest auch darüber nachdenken, ob der Präsident in den Aufsichtsrat geht und dort eine maßgebliche Rolle ein- nimmt, gegebenenfalls sogar den Vorsitz übernimmt. Um auf diese Weise die Rolle des Gesellschafters zu stärken. Wird es parallel zur KG, die einen Strategieprozess angescho- ben hat, auch einen Strategieprozess des eV geben? Ich halte es für sehr wichtig, dass sich der Verein, dass sich das Präsidium darüber klar wird, wie die Rolle als Gesellschaf- ter zukünftig wahrgenommen werden soll. Wie sich der eV mit seinen sechs Sportabteilungen entwickeln soll. Wie wir unser gesellschaftliches Engagement in Zukunft leben wollen. Dieser Prozess ist aus meiner Sicht unabdingbar. Diversität war ein großes Thema rund um die Mitgliederver- sammlung. Wie will Werder in Zukunft zum Ausdruck bringen, dass diese Diversität ein bedeutender Wert ist? Wir müssen darauf achten, dass wir Führungspositionen in eV und KG vermehrt mit Frauen besetzen. Glücklicherweise ha- ben wir weiterhin drei Frauen im Ehrenrat, eine im Aufsichts- rat, zwei im Gesamtpräsidium. Und wir werden auch bei der zukünftigen Besetzung des Geschäftsführenden Präsidiums darauf zu achten haben. Sie haben in Ihrer Rede auch das gesellschaftliche Engagement hervorgehoben. Wie ist gewährleistet, dass dieses Engagement bei Werder weiterhin fest verankert ist? Es wird wichtig sein, dass sich die verantwortlich handelnden Personen dieser Ausrichtung weiterhin verpflichtet fühlen und sie auch leben. Es ist zudem ein Gedanke, ob wir im Rahmen der Satzung dieses gesellschaftliche Engagement noch stärker s

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