WERDER MAGAZIN Nr. 348
8 WERDER MAGAZIN 348 Wie hat sich in Ihrer Arbeit das, was man gemeinhin als Trainer- Philosophie bezeichnet, entwickelt? Ich wusste von Beginn an, wie ich mit meinen Spielern umge- hen möchte und wie ich Fußball spielen lassen will. Ich hatte eine klare Vorstellung davon, wie ich meine Jungs mitnehmen kann, und habe schon bald gemerkt, dass das gut funktioniert. Dann habe ich nach und nach versucht, Lösungsmöglichkeiten und Ideen im Spiel mit dem Ball zu entwickeln. Was hat Ihnen Ihr Vater für die Trainerkarriere mitgegeben? Er hat immer sehr darauf geachtet, alle Spieler gleich zu be- handeln. Disziplin war für ihn das A und O. Wer sich nicht ein- ordnen konnte, der hatte für ihn in einer Mannschaft nichts zu suchen. Wie gelingt als Trainer der Spagat zwischen der nötigen Autori- tät und einer gewissen Nähe, also einem Vertrauensverhältnis zu den Spielern? Ich mag es, mit den Jungs Spaß zu haben. Man darf auch mal Sprüche machen, die Spieler über mich, ich über sie. Wir alle wollen Spaß am Fußball haben. Natürlich muss jeder Spieler seine Leistung abliefern, und ich muss als Trainer Entschei- dungen treffen, die alle zu akzeptieren haben. Aber Sieg oder Niederlage entscheiden nicht darüber, ob jemand ein besse- rer oder schlechterer Mensch ist. Davon muss man sich lösen, denn im Sport kann einfach viel passieren. Klar ist für mich: Wenn ein Spieler gerne hier ist, gerne zum Training kommt, dann sind das beste Voraussetzungen, um sehr viel von ihm zu bekommen. Sie haben als Trainer schon Einiges erlebt. Was war der beste Moment? Mit der U17 von Bayer Leverkusen Deutscher Meister zu wer- den, war wirklich toll. Wir hatten eine klasse Mannschaft, unter anderen mit Kai Havertz. Auch der Aufstieg mit Holstein Kiel, diesen Traditionsverein nach 36 Jahren wieder in die zweite Liga zu führen und dann direkt danach um die Relegation zur ersten Liga zu spielen, war etwas Außergewöhnliches. Ge- nau wie den 1. FC Köln, einen Verein mit dieser Power, diesem schwierigen Umfeld, direkt wieder in die erste Liga zu bringen. Als dieser Aufstieg mit dem FC nahezu feststand, wurden Sie freigestellt. Wie absurd hat sich das in einem Geschäft, das ex- trem auf Ergebnisse und messbaren Erfolg fixiert ist, angefühlt? s Fotos: nordphoto Cheftrainer Markus Anfang mit den Neuen Mitchell Weiser und Marvin Ducksch (v. li.): Beide Profis haben sich schnell im Team der Grün-Weißen zurechtgefunden und konnten jeweils in ihrem ersten Bundesliga-Spiel für Werder einen Treffer erzielen.
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